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Arabische Pferde IN THE FOCUS 1/2023 (Vol. 33) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde

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te die 160 km lange Strecke erfolgreich absolviert,<br />

die tierärztliche Endkontrolle bestanden<br />

und wurde Sechste bzw. 32. in der Einzelwertung.<br />

Nach dem Ritt waren beide <strong>Pferde</strong> in die<br />

Ställe zurückgekehrt und wurden von den<br />

jeweiligen Mannschaftstierärzten mit Infusionslösungen<br />

versorgt. Als sich der Zustand<br />

der <strong>Pferde</strong> jedoch verschlechterte, wurde das<br />

FEI Veterinary Treating Team hinzugezogen. Es<br />

wurden routinemäßige Blutuntersuchungen<br />

durchgeführt, und die <strong>Pferde</strong> wurden zur weiteren<br />

Untersuchung an das Dubai Equine Hospital<br />

überwiesen. Soraya Peu starb auf dem<br />

Weg zur Klinik, Sahwat al Wahhab AH zeigte<br />

keine Besserung und wurde drei Tage nach<br />

dem Ritt eingeschläfert. Der Reiter von Soraya<br />

Peu, Omar Blanco Rodrigo, hatte bereits 2018<br />

sein Pferd Perla durch CI ("Catastrophic Injury")<br />

auf einem 120er-Ritt in Euston Park verloren<br />

und ritt nur eine Woche nach dieser WM in Al<br />

Ula (Saudi-Arabien) wieder vorne mit.<br />

In Übereinstimmung mit den FEI-Veterinärbestimmungen<br />

werden in beiden Fällen eine<br />

vollständige Obduktion durchgeführt und<br />

weitere Proben entnommen, doch werden<br />

die Befunde üblicherweise nur der FEI, der FN<br />

des betreffenden Landes und dem Besitzer<br />

des <strong>Pferde</strong>s mitgeteilt. Hier wäre mehr Transparenz<br />

dringend erforderlich. Positiv fiel auf,<br />

dass - während bei anderen Ritten die Siegerehrung<br />

bereits stattfindet, solange die letzten<br />

Reiter noch auf der Strecke sind - man hier<br />

erfreulicherweise die Ehrung erst am nächsten<br />

Tag vorgenommen hat. Allerdings ist es<br />

unverständlich, dass ein Reiter/Pferd in der<br />

Wertung bleibt, wenn das Pferd in einem zeitlichen<br />

und/oder kausalen Zusammenhang<br />

mit dem Ritt stirbt. Es gibt also noch viel zu<br />

tun, bis dieser Sport "pferdefreundlich" wird...<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Medaillen-<strong>Pferde</strong> und Ihre Abstammungen<br />

Einzelmedaillen<br />

Gold<br />

Bahrain<br />

Silber<br />

UAE<br />

Bronze<br />

Spanien<br />

Sh. Nasser Bin Hamad Al Khalifa auf Darco La Majorie (Vater: Baltic<br />

des Ors, ein Sohn des russischen Distanzpferdevererbers Persik;<br />

Mutter: Quatuba La Majorie, eine Enkelin des in Marbach gezogenen<br />

Distanzpferdevererbers Masan).<br />

Samed Hamad Al Kitbi auf Haleh, einer 12-jährigen Araberstute aus<br />

Australien, ohne Papiere.<br />

Jaume Punti Dachs auf Echo Falls, ein Partbred-Araber mit Appaloosa-<br />

Einschlag; Vater: Tango d’Ayres (von Persik).<br />

Teammedailllen<br />

Sh. Nasser Bin Hamad Al Khalifa/Bahrain auf Darco La Majorie (s. o.)<br />

Gold<br />

Bahrain<br />

Silber<br />

Frankreich<br />

Bronze<br />

Portugal<br />

Hassan Jaafar Merza Abdulnabi auf Bolt de Venelles (Vater: Said Lotois,<br />

ein Urenkel des Marbacher Distanzpferdevererbers Dahman; Mutter:<br />

Lady Sik de Brisal v. Persik).<br />

Abdulrahman Moh. Alzayed auf Hera Durances, einer Anglo-Araber-<br />

Stute aus Frankreich.<br />

Virginie Atger auf Raya de Jalima (Vater: Baltic des Ors (s. o.); Mutter:<br />

Pieszczocha von Piruet, Welt-Champion 1989 & 1995 im Schauring,<br />

dessen Nachkommen gute Distanzpferde sind).<br />

Vincent Gaudriot auf Bum Baya d’Aqui, einem Halbblut-Araberwallach<br />

(Vater: Sadepers, ein Persik-Sohn aus einer Dahman-Enkelin; Mutter:<br />

Pittocha d’Aqui, einer Piruet-Enkelin).<br />

Clementine Chaud auf Winaruz el Djin (Vater: Djin Lotois, ein Masanund<br />

Dahman-Enkel; Mutter: Ain Al Kom, eine Djelfor-Enkelin).<br />

Leonor Moreira auf Spirit de Crouz, ein 17-jähriger Shagya-Araber<br />

(Vater: Shogun; Mutter : Kalypso de Crouz v. Koheilan III-66 (CZE).<br />

Ana Margarida Candido Costa auf Vulcane de Crouz, einer 14-jährigen<br />

Shagya-Araber-Stute (Vater: Laios de Crouz (v. Shogun); Mutter: Quivala<br />

de Crouz, eine Shogun-Enkelin).<br />

Ana Barbas auf Dormanne de la Gesse (Vater: Dormane, französischer<br />

Rennpferdevererber, Mutter: Djelica, eine Piechur-Enkelin. Piechur war<br />

„Racehorse of the Year“ in Polen und All Nations Cup Champion).<br />

Distanzsport<br />

Nun ist es also doch wieder passiert! Auch wenn sich kein Pferd auf<br />

der Strecke die Beine gebrochen hat, wie seinerzeit Splitters Creek<br />

Bundy, so sind doch zwei <strong>Pferde</strong> nach dem Ritt (vermutlich) an den<br />

Folgen der (Über-)Anstrengung gestorben.<br />

Schon bald nach dem Ritt wurde von „Clean Endurance“ auf die<br />

hohe Ausfallquote von rund zwei Drittel der <strong>Pferde</strong> hingewiesen.<br />

Nun kann dies bedeuten, dass die Tierärzte die <strong>Pferde</strong> besonders<br />

gründlich und kritisch überprüft haben oder aber dass die <strong>Pferde</strong><br />

(zu) häufig bis ans Limit geritten wurden. Ebenfalls zu Stirnrunzeln<br />

haben zwei Fälle von „Fail to complete“ im 5. bzw. 6. Loop geführt,<br />

wobei man hier nicht immer vom Schlimmsten ausgehen muß,<br />

denn wenn ein Reiter unterwegs auf einem Loop merkt, dass das<br />

Pferd nicht mehr recht vorwärts will, ist es besser auf dem Loop<br />

abzubrechen, als noch bis zum nächsten Gate weiterzureiten. Zumindest<br />

in einem Fall wurde das Pferd später am Flughafen bei der<br />

Heimreise gesehen.<br />

In den beiden konkreten Fällen, wo die <strong>Pferde</strong> innerhalb von 12 bzw.<br />

72 Stunden nach dem Ritt gestorben sind – was sehr nach einem<br />

„Erschöpfungssyndrom“ (exhausted horse syndrome) aussieht - hilft<br />

kein Wegsehen oder Relativieren. So etwas darf nicht mit dieser traurigen<br />

Regelmäßigkeit an der wichtigsten Veranstaltung, einer WM,<br />

passieren. Dieser Sport verliert zunehmend seine Akzeptanz nicht<br />

nur innerhalb der Distanzreiter-Community, sondern vor allem in der<br />

breiten Bevölkerung, wenn die Akteure nicht endlich akzeptieren,<br />

dass Geld (und Ruhm und Ehre) die falschen Ratgeber sind, wenn es<br />

darum geht, vom Partner Pferd Höchstleistungen zu fordern. Dieser<br />

1/<strong>2023</strong> - www.in-the-focus.com<br />

Kommentar<br />

49<br />

Sport kann nur überleben, wenn ein Umdenken stattfindet und statt<br />

„höher, schneller, weiter“ das Pferd mit der besten Kondition gewinnt,<br />

so wie Sh. Sultan den Weg bereitet hat, der leider zu früh verstorben<br />

ist, um sein Werk zu vollenden: Bei “seinen” Ritten wird das<br />

Pferd mit der besten Kondition belohnt – und das ist der springende<br />

Punkt! Um dies zu erreichen, wurde u.a. die Höchstgeschwindigkeit<br />

auf 20 km/h festgesetzt (und mittels GPS kontrolliert), und der Puls<br />

durfte an allen Vetgates höchstens 56 bpm betragen (dieser Wert<br />

kann auch dem Ritt entsprechend modifiziert werden).<br />

An dieser Stelle sei ausdrücklich das deutsche Team gelobt, das alle<br />

seine <strong>Pferde</strong> wieder heil nach Hause gebracht hat, auch wenn sie<br />

teilweise nicht in der Wertung blieben. Aid du Florival hätte auch<br />

unter "Bouthieb-Regeln" bestanden, der Goldmedaillengewinner<br />

hingegen nicht, denn zum einen war er insgesamt zu schnell unterwegs,<br />

zum anderen wäre er wegen zu hoher Pulswerte ausgeschieden<br />

- aber ein ruhigeres Tempo hätte wohl auch zu niedrigeren Pulswerten<br />

geführt und insbesondere der Endspurt auf der Zielgeraten<br />

war unter physiologischen Gesichtspunkten mehr als nur kritisch zu<br />

sehen. So etwas würde durch die Bouthieb-Regeln ausgeschlossen -<br />

und das wäre gut so!<br />

Wenn Distanzreiten als Hochleistungssport eine Zukunft haben soll,<br />

muß sich dringend etwas ändern. Das Image ist mittlerweile schon<br />

so stark beschädigt, daß nur eine 180°-Kehrtwende - also weg von<br />

"höher, schneller, weiter" hin zu "Best Condition" - noch etwas retten<br />

kann, das dauernde Herumdoktern an Symptonen führt nicht zum<br />

Ziel.<br />

-gw-

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