Arabische Pferde IN THE FOCUS 1/2023 (Vol. 33) - public

MIT EINEM SCHLAG IST ALLES ANDERS...
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Das Leben könnte so schön sein für
Andrea Klein, die mit Ihren Pferden auf
dem Gestüt El Kadir in Spiesen lebt. Bereits
seit 1980 züchtet sie Pferde, basierend auf
ihrem ersten Hengst, Hamasa Kadir, ein Asil
Araber, nach dem auch das Gestüt benannt
ist. Er war gekört, prämiert, leistungsgeprüft,
Schausieger, später vielseitiges Reitpferd auf
Distanszritten und Springprüfungen – aber
die erste asile Stute, die damals zweijährige
Inja (Tufail / Hamasa Zaalee) ließ auf sich
warten und kam erst 1987. Später kam noch
Maamoon Anthea (Hamasa Aslan / Maamoon)
- der Grundstein für die Zucht war gelegt.
„Natürlich spielt der Rassetyp in der Zucht
eine wichtige Rolle, darüberhinaus war mir
immer ein guter kooperativer Charakter mit
guten Nerven, ein harmonisches Gebäude,
ein Fundament mit wirklich guten Hufen und
starken Gelenken und korrekten Beinen wichtig
– Grundvoraussetzung für die gewünschte
Rittigkeit eines arabischen Pferdes“, erklärt
Andrea Klein. Diese Eigenschaften fand sie vor
allem bei Pferden mit einem Schuß Turfa und
Davonport-Blut. Bis heute sind ca. 40 Fohlen
aus ihrer Zucht geboren.
Ja, das Leben könnte so schön sein, hier auf
der neuen Anlage, die sie mit ihren Pferden
2010 bezogen hat, nachdem sie aufgrund
der Bebauungspläne der Gemeinde ihren
alten Standort aufgeben mußte. Dafür ist die
neue Anlage nach modernen stallbautechnischen
Maßstäben errichtet: Es gibt einen sehr
großzügigen Offenstall und im vorderen Teil
befinden sich 9 Boxen, davon 5 große Abfohlboxen.
„Insbesondere in einem Zuchtstall
muss schon beides vorhanden sein“, erklärt
die Pferdewirtschaftsmeisterin, „nicht zuletzt,
damit die individuelle Fütterung von Stuten
mit Fohlen, Absetzern usw. gewährleistet ist.“
Aber durch die Offenstallhaltung muß man
die Pferde nicht raus- und reinführen, was die
Arbeit erleichtert, und für die Pferde ist die
Herdenhaltung sowieso das Natürlichste was
es gibt. So wachsen insbesondere die Jungpferde
in einer gut sozialisierten Gruppe auf
Vlaq Fadl Nadir mit Jonathan Marquardt
Der großzügige Offenstall mit Liegebereich im Gestüt El Kadir
und alle sind sehr ausgeglichen. Rundum das sollte, verkauft“, erzählt sie mit schwerem Herzen.
„Dieses Pferd hat mir sehr viel bedeutet
Stallgebäude befinden sich außerdem 10 ha
arrondiertes Weideland in einem leicht hügeligen
Gelände am Rande des Biosphärenderer.
Er war fast ein Ebenbild meines gelieb-
und repräsentierte meine Zucht wie kein anreservates
Bliesgau.
ten Kazeem, seinem Vater - darunter leide ich
Ja, das Leben war schön, bis zu jenem verhängnisvollen
Tag vor fast einem Jahr, als ihr ein einfach die Hengsthaltung auf meinem Hof
sehr. Aber zu diesem Zeitpunkt musste ich
Pensionspferd mit einem Schlag das Sprunggelenk
zertrümmerte. Bis zu diesem Tag hat fahrenen Helfer zu entschärfen.“ Auch der
runterfahren, um die Situation für die uner-
Andrea Klein das ganze Gestüt im Prinzip alleine
gemanagt, nur mit Stallhilfen – heute ist tiert werden und befindet sich seit Mai 2022
Deckhengst Vlaq Fadl Nadir mußte ausquar-
sie nicht mehr in der Lage, ihre Pferde selbst bei Jonathan Marquard. Dort ist er auch in
zu versorgen und ist immer auf Hilfe angewiesen.
„Der Unfall hat mein Leben verändert, auf Marbach zur Körung vorgestellt und wird wei-
guten Händen, wurde von ihm letztes Jahr in
dramatische Weise“, erzählt sie. „Natürlich gibt ter reiterlich gefördert. „Aber eigentlich muß
es mittlerweile kleine Dinge, die ich mit Hilfsmitteln
selbständig erledigen kann. Aber den ewig’ kann mich mir das nicht leisten“, erklärt
ich ihn verpachten oder verkaufen, denn ‚auf
Leuten, die mir helfen, fehlt die Erfahrung, gerade
wenn man Fohlen und Hengste hat. Das auch gekört, oder auch als Sportpferd. Er ist
die Züchterin. „Er eignet sich zur Zucht, ist ja
fängt ja schon damit an, die Kleinsten an das sehr vielseitig, seine Lieblingsdisziplin sehe ich
Halfter zu gewöhnen, ans Führen, an die Hufpflege.
.. Das ist einer der Gründe warum ich er sich sehr gut. Ein guter Reiter könnte ihn si-
im Distanzsport, aber auch am Sprung macht
meine Zucht leider aufgeben muss. Wurden cherlich vielseitig einsetzen.“
im letzten Jahr noch 3 Fohlen geboren, sind Heute, nach mehreren Operationen und monatelanger
Reha, ist klar, dass nichts mehr sein
seither alle Stuten ‚leer’ geblieben.“
Vieles, was früher selbstverständlich war, wird, wie es war. Und natürlich gibt es gute
geht heute nicht mehr. „Daher habe ich einen Tage und schlechte Tage. Die Pferde geben
Junghengst, der auf meinem Gestüt bleiben ihr Trost. „Ich möchte gerne meinen ‚alten' Bestand
behalten und auch weiterhin hier auf
meinem schönen Gestüt leben, mit meinen
Pferden“, sagt sie. „Ich hoffe auch wieder reiten
zu können, etwas Platzarbeit und Ausritte wären
mir schon wichtig. Oder einfach ein Pferd
am Strick von A nach B führen, meine Wiesen
kontrollieren, in warmen Sommernächten
meine Pferde auf der Weide besuchen – daran
liegt mir viel. Es sind einfach so viele Dinge
nicht mehr möglich, die früher selbstverständlich
waren.“
Die Ärzte sind sich uneins darüber, ob das ganze
Metall im Sprungelenk belassen werden
soll, so oder so aber bleibt das Gelenk steif und
leider haben die orthopädischen Schuhe auch
nicht die erhoffte Besserung ergeben. „Das ist
alles noch ein weiter und langer Weg“, sagt
Andrea Klein, „aber ich habe das letzte Jahr geschafft
und werde nicht aufgeben.“
Gudrun Waiditschka
© ARABISCHE PFERDE - IN THE FOCUS 1/2023
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