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Arabische Pferde IN THE FOCUS 1/2023 (Vol. 33) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde

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Ihre Werke, egal ob gemalt oder modelliert,<br />

zeigen die starke Naturverbundenheit der<br />

Künstlerin. Sie weiß genau, wie man den<br />

realistischen Ausdruck, die Bewegung und<br />

Haltung eines Wildtieres trifft. Die Füchse<br />

sind listige, schnelle Jäger, die Wildschweine<br />

sind sich ihrer Kraft und Wehrhaftigkeit<br />

durchaus bewusst, den Kühen ist die Gutmütigkeit<br />

regelrecht anzusehen. Diese Gabe<br />

ist von klein auf erlernt, sozusagen mit der<br />

Muttermilch aufgesogen.<br />

VOM KUHSTALL <strong>IN</strong>S ATELIER<br />

Dabei waren die beruflichen Weichen in Richtung<br />

Künstlerin alles andere als automatisch<br />

gestellt. Aufgewachsen auf dem seit Jahrhunderten<br />

im Familienbesitz befindlichen,<br />

zwischen Bodensee und Wangen im Allgäu<br />

malerisch gelegenen elterlichen Bauernhof,<br />

machte Gabriele Haslinger zuerst eine landund<br />

hauswirtschaftliche Ausbildung. Die<br />

tägliche harte Arbeit war immer Bestandteil<br />

ihrer Kindheit und Jugend. „Ich habe bereits<br />

als vierjähriges Mädchen im Kuhstall in einem<br />

Heuhaufen gesessen und jede Kuh gezeichnet,<br />

die wir hatten. Ich war so stolz, als<br />

mein Vater anhand der Zeichnungen genau<br />

wusste, welche Kuh ich malte. Für mich war<br />

der Platz im Stall, trotz der vielen Arbeit, immer<br />

ein Ort des Wohlfühlens. Leider hatten<br />

wir damals keine <strong>Pferde</strong>, aber ich habe immer<br />

davon geträumt. Also waren Kühe für<br />

mich prägend und ich habe sie genau beobachten<br />

können. Selbstverständlich habe ich<br />

uns ganz schön auf Trab hält." Mittlerweile<br />

gibt es außer <strong>Pferde</strong>n und Katzen keine anderen<br />

Tiere mehr bei Haslingers.<br />

VON LEHM ZU BRONZE<br />

Gabriele Haslinger malte und zeichnete<br />

schon immer für sich selbst und für Freunde.<br />

Zuerst die eigenen Familienmitglieder und<br />

die Tiere, die zahlreich im Hof vorhanden<br />

waren. „Ich erinnere mich, dass ich beim Kühehüten<br />

begann, aus Lehm vom Boden diese<br />

Tiere zu formen. Immer wieder versuchte<br />

ich, so natürlich wie möglich zu modellieren.<br />

Erst sehr viel später habe ich angefan-<br />

von Kaiserin Maria Theresia sämtliche königlichen<br />

Kinder porträtierte und bis nach<br />

Versailles geschickt wurde, um die Königin<br />

Marie Antoinette und ihre Tochter für die<br />

Kaiserin zu malen.<br />

Man kann diese Kreiden beim Malen miteinander<br />

mischen oder übereinander auftragen<br />

und so feinste Farbabstufungen und<br />

Nuancen erreichen. Zudem wirken Werke<br />

aus Pastellkreiden fein und eher etwas gedämpft<br />

in den Farben, nicht grell und plakativ<br />

wie viele Werke aus Acryl und Öl. Ein weiterer<br />

Vorteil ist, dass sie nicht erst langwierig<br />

trocknen müssen wie Ölfarben. Allerdings<br />

Art and Artists<br />

bei der täglichen umfangreichen Arbeit fest<br />

mit anpacken müssen, aber es blieb immer<br />

noch Zeit, sich mit der Kunst zu beschäftigen.<br />

Meine beiden Eltern waren - so würde man<br />

heute sagen - künstlerisch sehr begabt. Mein<br />

Vater schnitzte herrliche Figuren und malte<br />

selber beachtlich gut. Meine Mutter hat mir<br />

früh klassische Musik vorgespielt und wir genossen<br />

es, gemeinsam Schubert, Beethoven<br />

und Barockmusik zu hören, auch neben der<br />

anstrengenden Hausarbeit. An einen künstlerischen<br />

Beruf war damals leider nicht zu<br />

denken.<br />

Heute haben wir nur noch eine Streuobstwiese,<br />

die wir biologisch pflegen, und die<br />

1/<strong>2023</strong> - www.in-the-focus.com<br />

gen, mich mit der komplizierten Herstellung<br />

von Bronzefiguren zu befassen.“ Ihre erste<br />

Bronze, „Müde“ genannt, zeigt ein Kaltblutpferd<br />

nach der Arbeit, zu Füßen der ebenso<br />

erschöpfte Bauer. Eine innige, sich selbst<br />

erklärende intime, ruhige und sinnliche Szene,<br />

meisterhaft umgesetzt. Ein beachtliches<br />

Erstlingswerk, dessen kleine Auflage schnell<br />

ausverkauft war.<br />

Die Pastellzeichnungen von Gabriele Haslinger<br />

sind eine eigene Welt. Die zarten,<br />

duftigen Farben der Malkreiden waren bereits<br />

im 18. Jahrhundert besonders begehrt<br />

bei Porträtmalern. Der berühmteste dürfte<br />

Jean-Etienne Liotard sein, der im Auftrag<br />

57<br />

sind sie empfindlicher beim Versenden, da<br />

man es vermeiden sollte, in die Zeichnung<br />

zu fassen. Die Farbe ist wie Puder und verträgt<br />

keine mechanischen Reize wie das Anfassen<br />

mit Händen.<br />

Egal ob ein Kopfporträt, eine ganze Herde<br />

voller <strong>Pferde</strong>, ein Zugpferd oder Stimmungsbilder<br />

aus der Natur: Allen Werken<br />

ist eine Zartheit und Leichtigkeit zu eigen,<br />

die sehr individuell ist. „Gerne verwende<br />

ich dunkelgraues Papier als Hintergrund,<br />

da es weicher wirkt als hartes Schwarz oder<br />

ein kaltes Reinweiß. Ich mag keine schwere<br />

und unbewegliche Kunst, gerade Tiere sollten<br />

so dargestellt werden, wie sie in der Na-

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