Arabische Pferde IN THE FOCUS 1/2023 (Vol. 33) - public
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde
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Die beiden jüngsten Teilnehmerinnen aus dem<br />
deutschen Team, Tanja Kraft mit ihrem 15-jährigen<br />
<strong>Vol</strong>lblutaraber Atoum'Re und Nayla Al<br />
Samarraie (22) mit der Anglo-Araber-Stute<br />
Warsana. Für beide war leider das Rennen<br />
nach zwei Runden schon zu Ende.<br />
Foto: FEI / Jon Stroud<br />
Distanzsport<br />
Pisa in der Rangliste vor. Portugal konnte sich<br />
die Team-Bronzemedaille holen. Beide, Frankreich<br />
und Portugal wurden damit für ihre<br />
Teamstrategien belohnt, während die UAE die<br />
Goldmedaille sowohl in der Einzel- wie auch<br />
in der Teamwertung verlor, weil ihre zwei Top-<br />
Reiter (wie oben beschrieben) die letzte Runde<br />
mit über 27 km/h liefen und anschließend<br />
die Vet-Kontrollen nicht bestanden haben.<br />
Für mich sind die heimlichen Sieger dieser<br />
Weltmeisterschaft die Franzosen - und zwar<br />
in zweierlei Hinsicht: Zum einen haben sie einen<br />
überragenden Mannschaftsgeist gezeigt,<br />
indem sie zu viert über die Ziellinie geritten<br />
sind und die Strecke als Team zusammen<br />
absolviert haben. Zum anderen sind es die<br />
französischen Züchter, deren <strong>Pferde</strong> auf dieser<br />
WM eine herausragende Leistung gezeigt<br />
haben: Alle 9 <strong>Pferde</strong> auf den Podiumsplätzen<br />
der Team-Wertung stammen aus französischer<br />
Zucht, insgesamt stammten sogar 44<br />
von 123 <strong>Pferde</strong>n aus französischer Zucht. Die<br />
französische Distanzpferdezucht hat im Grunde<br />
mit dem Import des russischen Hengstes<br />
Persik im Jahr 1973 begonnen. Hier hat man,<br />
was Zuchtselektion anbelangt, in den letzten<br />
50 Jahren also einiges richtig gemacht.<br />
LICHT UND SCHATTEN<br />
Insgesamt betrachtet war es erfreulich, dass<br />
unter den Top Ten auch Reiter aus Spanien<br />
(2x), England, Portugal und Litauen waren,<br />
die die Phalanx der Reiter aus den Gr.-VII-Ländern<br />
durchbrechen konnten. Geholfen hat<br />
dabei vielleicht auch die Tatsache, dass aus<br />
dem Gastgeberland UAE vier Mannschaftspferde<br />
und zwei Reiter gesperrt waren, weil<br />
ihr Trainer wegen eines wiederholten Dopingvergehens<br />
(vorläufig) suspendiert wurde.<br />
Gemäß Artikel 828.3 der FEI Endurance<br />
Rules dürfen <strong>Pferde</strong>, deren Trainer suspendiert<br />
wurden, für mindestens 30 Tage nicht<br />
an Wettkämpfen teilnehmen.<br />
Im Vergleich zu früheren Jahren, als in den<br />
UAE Geschwindigkeiten von über 27 km/h<br />
(Durchschnittswert über 160 km) geritten<br />
wurden, und 25 km/h „normal“ war, war der<br />
Sieger dieses Jahr mit 21 km/h unterwegs.<br />
Dies ist vermutlich zum einen auf die vor drei<br />
Jahren gründlich überarbeiteten Regeln für<br />
den Distanzsport zurückzuführen, zum anderen<br />
aber wohl auch der Tatsache geschuldet,<br />
dass in Bouthieb taktisch anspruchsvoller<br />
geritten werden mußte, weil ein Teil der<br />
Strecke aus „natural tracks“ bestand, die Sh.<br />
Sultan seiner Zeit eingeführt hat, um die Geschwindigkeit<br />
zu drosseln. Allerdings hat er<br />
diese Strecke nur auf 120 km konzipiert, da<br />
er der Ansicht war, dass sie für 160 km zu anstrengend<br />
sei. Dies mag ein Grund gewesen<br />
sein, dass die FEI die Strecke durch weniger<br />
"natural tracks" entschärfen ließ. Auch die<br />
"Ankomm-Prämie" hat sich wohl positiv auf<br />
die Rittgeschwindigkeit ausgewirkt.<br />
Dennoch macht sich „Clean Endurance“ (ein<br />
globales Kollektiv mit dem Ziel, die traditionellen<br />
Werte des Distanzsports wiederherzustellen)<br />
Sorgen, weil ein hoher Prozentsatz<br />
an <strong>Pferde</strong>n aus metabolischen Gründen<br />
ausgeschieden ist. Dieser hohe Prozentsatz<br />
beweise einerseits, dass die Tierärzte sehr<br />
gründlich gearbeitet haben, sagt Clean<br />
Endurance, andererseits deute es aber auch<br />
darauf hin, dass viele <strong>Pferde</strong> überlastet wurden.<br />
Ausfälle aus metabolischen Gründen<br />
sollten bei sorgfältigem Reit-Management<br />
weitgehend vermeidbar sein, insbesondere<br />
wenn man sein Pferd kennt. In diesem Bereich<br />
lassen sich sicherlich noch Fortschritte<br />
im Sinne des Tierwohls erzielen.<br />
„Clean Endurance“ hatte seine Bedenken bereits<br />
geäußert, bevor bekannt wurde, dass<br />
zwei teilnehmende <strong>Pferde</strong> vermutlich an den<br />
Folgen des Rittes in den Tagen danach starben.<br />
Zum einen die 11-jährige <strong>Vol</strong>lblutaraberstute<br />
Soraya Peu aus Spanien, zum anderen Sahwat<br />
al Wahhab AH aus Jordanien. Beide <strong>Pferde</strong> hat-<br />
Zu früh gefreut!<br />
Die Spitzengruppe bestand zuletzt noch aus<br />
drei Reitern, die die Zielgerade zu einem letzten<br />
Sprint genutzt haben. Die Reiter aus den UAE<br />
haben sich damit nicht nur die Einzelmedaillen,<br />
sondern auch die Team-Medaille verscherzt.<br />
Sh. Nasser al Khalifa aus Bahrain (in<br />
der Mitte) war der lachende Dritte.<br />
Foto: FEI / Jon Stroud<br />
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© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2023</strong>