dei – Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie 05.2023
Die Fachzeitschrift dei - Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Weitere Themen sind Hygienic Design, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und die Verpackungstechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, roboterbasierte Verpackungslösungen sowie Food Design und Getränkekonzepte.
Die Fachzeitschrift dei - Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Weitere Themen sind Hygienic Design, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und die Verpackungstechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, roboterbasierte Verpackungslösungen sowie Food Design und Getränkekonzepte.
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Bild: OFI<br />
Bild: OFI<br />
Blick in <strong>die</strong> Produktion von OFI<br />
OFI verarbeitet Kakaobohnen zu Premiumde-Zaan-Kakaopulver<br />
und -butter sowie<br />
Kakaomasse<br />
Prüfungen und Wartungen. „Wir brauchten<br />
einen Partner, der ein solches Großprojekt<br />
komplett stemmen kann, sodass wir möglichst<br />
wenig damit zu tun haben. Und wir<br />
sind froh, dass wir <strong>die</strong>sen mit der MVV Enamic<br />
gefunden haben“, betont Rudolph.<br />
Kompetenter Anlagenbauer gesucht<br />
Damit war OFI das erste Unternehmen in<br />
Deutschland, <strong>für</strong> das eine Biomasseanlage<br />
zur Erzeugung von Prozessdampf realisiert<br />
wurde, in der Kakaoschalen als Brennstoff<br />
<strong>die</strong>nen. Selbst weltweit gibt es nur wenige<br />
derartiger Anlagen. „Wir mussten also zuerst<br />
einen Anlagenhersteller finden, der eine<br />
solche Anlage konzipieren und bauen<br />
kann“, erläutert Markus Eisenhauer, der bei<br />
MVV Enamic als Projektleiter und Planungsingenieur<br />
tätig ist.<br />
Schließlich stieß man auf das belgische Unternehmen<br />
Vyncke. Der Verbrennungsspezialist<br />
hatte bereits ähnliche Anlagen in Südostasien<br />
und an der Elfenbeinküste umgesetzt.<br />
Gemeinsam wurde Basisarbeit geleistet und<br />
Aspekte wie zum Beispiel das Brennverhalten<br />
und der Heizwert von Kakaoschalen ermittelt.<br />
„Auch <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> Schalen<br />
schwer genug sind, sodass sie bei der Verbrennung<br />
auf dem Rost liegen bleiben, war<br />
zu klären“, ergänzt Eisenhauer.<br />
Funktion der Biomasseanlage<br />
Seit Kurzem ist <strong>die</strong> Biomasse-Kesselanlage in<br />
Betrieb. Aus dem Silo bei OFI werden <strong>die</strong><br />
Kakaoschalen per Luftstrom in einen Vorlagebehälter<br />
geblasen und gesammelt. Mit<br />
Hilfe von Schnecken werden <strong>die</strong> Schalen auf<br />
einen Rost im Feuerraum transportiert, wo<br />
sie verbrannt werden. Dabei steigt Rauchgas<br />
mit einer Temperatur von 800 °C auf, das<br />
durch eine spezielle Kombination aus<br />
Wasserrohr- und Rauchrohrkessel geführt<br />
wird. Hier entsteht der gewünschte Prozessdampf.<br />
Dieser wird über Rohre in <strong>die</strong> Produktion<br />
geleitet.<br />
Das Rauchgas geht durch einen Economizer.<br />
Dieser Wärmeübertrager ermöglicht <strong>die</strong><br />
Nutzung der Abwärme zum Vorwärmen des<br />
Speisewassers und erhöht so <strong>die</strong> Effizienz<br />
der Anlage. Bevor das Rauchgas an <strong>die</strong> Außenluft<br />
abgegeben wird, passiert es eine<br />
hochmoderne Abgasaufbereitung und -reinigung,<br />
<strong>die</strong> aus einem Multizyklon und Gewebefilter<br />
besteht. Bei der Verbrennung entsteht<br />
Rostasche. Derzeit laufen Untersuchungen,<br />
ob <strong>die</strong>se als Düngemittel nutzbar ist.<br />
Gaskessel zur Versorgungssicherheit<br />
Da OFI 24/7 produziert, läuft der Prozess<br />
ohne Unterbrechungen. Die Kakaoschalen<br />
reichen aus, um rund 90 % des benötigten<br />
Prozessdampfes zu erzeugen. Theoretisch<br />
wären auch 100 % möglich, doch aufgrund<br />
von Revision, Reinigung und Reparaturen<br />
des Biomassekessels lassen sich <strong>die</strong>se in der<br />
Praxis nicht erreichen. Diese Lücken füllt<br />
ein Gaskessel, der im Bedarfsfall auch Spitzenlasten<br />
übernimmt und dazu beiträgt, <strong>die</strong><br />
Versorgungssicherheit herzustellen.<br />
Auf <strong>die</strong> Produktion wirkt sich <strong>die</strong> neue Biomasseanlage<br />
nicht aus. Doch sie hat zahlreiche<br />
positive Effekte: Die Treibhausgasemissionen<br />
am Standort sinken um etwa 8000 t<br />
pro Jahr. Außerdem entfällt <strong>die</strong> Entsorgung<br />
der Kakaoschalen, was sowohl den Aufwand<br />
bei OFI reduziert als auch den innerstädtischen<br />
LKW-Verkehr. Hinzu kommt <strong>die</strong> weitgehende<br />
Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern<br />
mit höherer Kosten- und Versorgungssicherheit.<br />
Auch andere Reststoffe der Lebensverarbeitung<br />
lassen sich prinzipiell auf <strong>die</strong>se Art<br />
thermisch nutzen, etwa Schalen von Sonnenblumenkernen,<br />
Nüssen, Mandeln oder<br />
Getreide, aber auch Kaffeesatz oder Maisspindeln.<br />
Ob das in der Praxis möglich ist,<br />
gilt es individuell zu prüfen. „Dabei können<br />
wir nun auf unsere reichhaltigen Erfahrungen<br />
aus <strong>die</strong>sem Projekt zurückgreifen“, resümiert<br />
Eisenhauer. Die Wirtschaftlichkeit<br />
beginnt ungefähr bei einer thermischen<br />
Leistung von 3 MW. Voraussetzung ist also<br />
ein hoher Wärmebedarf und <strong>die</strong> entsprechende<br />
Menge an Reststoffen.<br />
www.prozesstechnik-online.de<br />
Suchwort: MVV Enamic<br />
AUTOR:<br />
MARCEL RUSCHEL<br />
Regionalleitung Süd<br />
Vertrieb Businesskunden,<br />
MVV Enamic<br />
<strong>dei</strong> 05-2023 23