12.05.2023 Aufrufe

dei – Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie 05.2023

Die Fachzeitschrift dei - Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Weitere Themen sind Hygienic Design, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und die Verpackungstechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, roboterbasierte Verpackungslösungen sowie Food Design und Getränkekonzepte.

Die Fachzeitschrift dei - Prozesstechnik für die Lebensmittelindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Weitere Themen sind Hygienic Design, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und die Verpackungstechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, roboterbasierte Verpackungslösungen sowie Food Design und Getränkekonzepte.

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Herr Aust, wie sind Sie auf <strong>die</strong> Idee gekommen, HPP als Dienstleistung<br />

anzubieten?<br />

Hubert Aust: Durch meine Eigenmarke. Ich biete unter der Marke<br />

Rohstoff Organic Säfte an, <strong>die</strong> ich durch Hochdruckpasteurisierung<br />

haltbar mache. Am Anfang durfte ich meine Produkte in der HPP-<br />

Anlage einer großen Metzgerei in der Nähe von Nürnberg behandeln.<br />

Als mein Unternehmen dann anfing zu wachsen, habe ich<br />

2017 zusammen mit meinem Investor <strong>die</strong> erste Anlage gekauft. Danach<br />

fragten mich immer mehr Lebensmittelhersteller, ob ich auch<br />

ihre Säfte mit meiner Anlage behandeln könnte. Schließlich beschlossen<br />

wir, <strong>die</strong>se Dienstleistung anzubieten.<br />

Wie läuft <strong>die</strong> Dienstleistung ab?<br />

Aust: Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder der Kunde hat sein Produkt<br />

schon HPP-fertig verpackt. Dann bucht er bei uns einen Slot.<br />

Anschließend bringt er <strong>die</strong> verpackte Ware, wir behandeln sie und<br />

normalerweise kann er sie am nächsten Tag wieder abholen. Oder<br />

wir unterstützen ihn zusätzlich bei der Produktentwicklung, das<br />

heißt, wir beraten ihn z. B. bei der Wahl der geeigneten Verpackung.<br />

Welche Kriterien muss <strong>die</strong> Verpackung erfüllen?<br />

Aust: Sie muss elastisch sein und außerdem sollte sie keine scharfen<br />

Kanten haben, das ist gerade bei Bechern wichtig, <strong>die</strong> sonst bei der<br />

Behandlung brechen können. Kunststoffverpackungen sind gut <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> HPP-Behandlung geeignet. Die meisten Lebensmittel, <strong>die</strong> bei<br />

uns behandelt werden, sind in PET verpackt. Oft behandeln wir<br />

auch Produkte in Bag-in-Box-Verpackungen. Das sind z. B. 10-l-Bags<br />

mit Brei, den der Kunde nach der Haltbarmachung weiterverarbeitet.<br />

Welche Anlagen haben Sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hochdruckpasteurisierung zur<br />

Verfügung?<br />

Aust: 2017 haben wir <strong>die</strong> erste Anlage von der spanischen Firma<br />

Hiperbaric gekauft, eine Hiperbaric 135. Der Druckkessel der An -<br />

lage hat ein Fassungsvermögen von 135 l. Die zweite Anlage haben<br />

wir im Herbst letzten Jahres gekauft und im Januar in Betrieb<br />

genommen. Es ist eine Hiberbaric 425, das heißt der Druckbehälter<br />

hat ein Fassungsvermögen von 425 l.<br />

„Viele Unternehmen wollen sich nicht gleich<br />

eine eigene HPP-Anlage anschaffen, deshalb<br />

nutzen sie unsere Dienstleistung.“<br />

Mit welchem Druck und wie lange behandeln Sie <strong>die</strong> Produkte?<br />

Aust: Das Standardprogramm ist ein Druck von 6000 bar, der drei<br />

Minuten lang gehalten wird. Aber je nachdem, welches Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

der Kunde erreichen will, variieren der Druck<br />

und <strong>die</strong> Behandlungsdauer etwas. Außerdem hängt <strong>die</strong> Behandlung<br />

auch vom pH-Wert ab. Bei Produkten mit einem pH-Wert von<br />

unter 4,5 funktioniert <strong>die</strong> Standardbehandlung in der Regel recht<br />

gut, bei Produkten mit einem pH-Wert von über 4,5 reichen drei<br />

Minuten allerdings oft nicht aus.<br />

Wie wird der Druck erzeugt?<br />

Aust: Mit Pumpen. Die große Anlage hat zwei, <strong>die</strong> kleine eine Pumpe.<br />

In <strong>die</strong> Pumpen sind Verstärker eingebaut. Mithilfe <strong>die</strong>ser Verstärker<br />

wird das Wasser im Kessel der HPP-Anlagen auf einen Druck von<br />

6000 bar gebracht. Das Wasser <strong>die</strong>nt dazu, den Druck auf <strong>die</strong><br />

Produkte, <strong>die</strong> behandelt werden sollen, zu übertragen.<br />

Hubert Aust und sein Team führen <strong>die</strong> Hochdruckpasteurisierung u. a.<br />

mit der Maschine Hiberbaric 425 durch. Bevor <strong>die</strong> Produkte in <strong>die</strong><br />

Maschine kommen, werden sie in Körbe gefüllt.<br />

Sie bieten auch Lohnabfüllung kombiniert mit HPP an.<br />

Aust: Richtig. Wir produzieren <strong>für</strong> Kunden Säfte in verschiedenen<br />

Verpackungen, vom Shot bis hin zur 10-l-Bag-in-Box. Zuerst machen<br />

wir eine Maische, <strong>die</strong> wir mit einer Bandpresse auspressen,<br />

danach füllen wir den Saft ab und führen dann <strong>die</strong> HPP-Behandlung<br />

durch. Außerdem haben wir eine eigene Becher-Linie, mit der wir<br />

Pürees und Porridge abfüllen. Wir können das Püree entweder <strong>für</strong><br />

den Kunden herstellen oder der Kunde bringt uns das fertige Produkt,<br />

wir füllen es <strong>für</strong> ihn ab und machen es <strong>für</strong> ihn haltbar.<br />

Welche Art von Unternehmen wenden sich vorwiegend an Sie <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> HPP-Behandlung?<br />

Aust: Unsere Kunden sind oft Start-ups. Doch zu uns kommen auch<br />

Firmen, <strong>die</strong> schon länger am Markt tätig sind, aber erst jetzt auf <strong>die</strong><br />

Technologie stoßen. Es ist sehr aufwendig, eine HPP-Anlage in Betrieb<br />

zu nehmen. Und durch den hohen Druck sind <strong>die</strong> Maschinen sehr<br />

wartungsintensiv. Viele Unternehmen wollen sich nicht gleich eine eigene<br />

Maschine anschaffen und nutzten deshalb unsere Dienstleistung.<br />

Sie haben eingangs gesagt, dass Sie <strong>die</strong> HPP-Technologie auch zur<br />

Haltbarmachung Ihrer eigenen Produkte nutzen. Welche Erfahrungen<br />

machen Sie persönlich mit <strong>die</strong>ser Technologie?<br />

Aust: Nur positive. Die Säfte enthalten noch alle Vitamine, sie<br />

schmecken frisch und sie haben tolle Farben, weil sie nicht erhitzt<br />

werden. Das hat man sonst nur, wenn man den Saft selbst frisch<br />

presst und sofort trinkt.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Hochdruckpasteurisierung<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE FÜR SIE:<br />

CLAUDIA BÄR<br />

Redakteurin<br />

<strong>dei</strong> 05-2023 9

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