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„Bettelorden“ Korrekturabzug<br />
stehung eines über rein verwaltungsmäßige Zugehörigkeiten hinausgehenden<br />
regionalen Zusammengehörigkeits- und Solidaritätsgefühls beigetragen.<br />
Bei ihren Almosensammlungen sollten die Trinitarier aufgrund päpstlicher Privilegien<br />
auch nicht durch kirchliche (Diözesan-) oder weltliche Grenzen beeinträchtigt<br />
und durch keinerlei Behörden in ihrer Tätigkeit gehindert werden.<br />
Die Spendengeber ihrerseits konnten mit Ablässen ihrer Sündenstrafen rechnen<br />
15 . Clemens VI. und Urban VI. erteilten 1343 bzw. 1384 zudem Weisungen<br />
an die Bischöfe, dass alle Priester, die die Trinitarier daran hinderten, um Almosen<br />
zu betteln, oder von ihnen einen Anteil des gesammelten Geldes oder<br />
der Gaben verlangten, hart bestraft werden sollten 16 . Eminente Bedeutung für<br />
das „Fund-Raising“ der Trinitarier hatten von Anfang an Bruderschaften, teils<br />
auch der Tertiarorden, welche sehr verbreitet waren und schon im 13. Jahrhundert<br />
einen beträchtlichen Teil des Geldes für die Freikäufe aufbrachten. Um das<br />
Jahr 1200 wurde auch ein weiblicher Zweig des Trinitarierordens gegründet,<br />
der sich hauptsächlich der Krankenpfl ege und später auch dem Unterricht von<br />
Mädchen widmete. Die Trinitarierinnen waren besonders in Spanien und Portugal<br />
verbreitet 17 .<br />
Die rechtmäßige Etablierung des Ordens wurde durch Papst Honorius III. am 9.<br />
Februar 1217 abermals bestätigt, außerdem wurde allen Bischöfen und Prälaten<br />
geraten, die Ausbreitung der Trinitarier zu unterstützen, was einer raschen Verbreitung<br />
den Weg ebnete. Der Höhepunkt der Ausdehnung des Ordens war im<br />
15. Jahrhundert erreicht, mit angeblich 880, jedenfalls aber mehreren hundert<br />
Konventen und kleineren Niederlassungen 18 . Hierauf folgte aber, wie ja bei vielen<br />
geistlichen Gemeinschaften im Spätmittelalter, ein gewisser Niedergang der<br />
Trinitarier, die nun zu den etablierten Orden zählten und deren Mitglieder die<br />
ursprünglichen Ziele und Regeln vielfach vernachlässigten. Mit den Reformen<br />
Ende des 16. Jahrhunderts – nicht zuletzt im Zuge des Konzils von Trient und<br />
der beginnenden Gegenreformation – kam man den ursprünglichen Zielen wieder<br />
näher. Die Klöster der Trinitarier wurden im Allgemeinen in strategisch<br />
wichtigen Städten errichtet, so z.B. in Marseille oder Barcelona. Bereits im<br />
Spätmittelalter bestanden Niederlassungen in Frankreich, Spanien, Flandern,<br />
15 d’ERRICO, Trinitarians (wie Anm. 6) 84.<br />
16 d’ERRICO, Trinitarians (wie Anm. 6) 85, 96–97.<br />
17 Vgl. Angelo ROMANO, Le Affi liazione dell’Ordine Trinitario. Appunti storici (Isola del Liri 1947)<br />
25–32; <strong>Karl</strong> Suso FRANK, Trinitarier, Trinitarierinnen. In: LThK 10 (wie Anm. 12) 239.<br />
18 Vgl. Max HEIMBUCHER, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche (Paderborn<br />
1933) I 450; Joseph HERGENRÖTHER u. Franz KAULEN, Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon<br />
oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften 12 (Freiburg<br />
2 1901) 84. – Den Berichten des Mönches Alberich zufolge soll es schon 50 Jahre nach Bestehen<br />
des Ordens 600 größere und kleinere Häuser gegeben haben, vor allem in Frankreich, Spanien,<br />
England, Italien und Schottland; vgl. Moritz GMELIN, Die Trinitarier oder Weißspanier in<br />
Österreich. In: Österreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie 10 (1871) 345.<br />
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