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BILDUNG & KARRIERE<br />
BILDUNG & KARRIERE<br />
Über das Monitoring kann Tanja Münnichhausen alle<br />
Arbeitsschritte der Auszubildenden der Pflege überwachen<br />
und ihnen per Mikrofon Anweisungen geben.<br />
„Wir können in einem geschützten<br />
Setting die Berufsfelder der Auszubildenden<br />
mit videogestützter<br />
Lernumgebung nachempfinden.“<br />
Versuchslabor für die Pflegeausbildung<br />
Im Skills Lab können sich Auszubildende ausprobieren und<br />
typische Situationen aus dem Pflegealltag <strong>im</strong> Detail nachspielen.<br />
SKILLS LAB DER<br />
EVANGELISCHEN PFLEGEAKADEMIE<br />
Im Skills Lab der Evangelische Pflegeakademie lassen<br />
sich Pflegesituationen realistisch s<strong>im</strong>ulieren. Auszubildende<br />
bereiten sich so opt<strong>im</strong>al auf den Praxiseinsatz vor.<br />
Mit ein paar Schritten tritt die Pflege-Auszubildende<br />
aus dem Dienstz<strong>im</strong>mer ans Pflegebett. Warmes Licht,<br />
Deko auf dem Nachttisch – einzig die Kameras an<br />
der Wand verraten, dass sie hier nicht in einer echten<br />
Pflegeeinrichtung steht. Das Pflegez<strong>im</strong>mer und der<br />
Dienstraum gehören zum Skills Lab, dem Fertigkeitsund<br />
Pflegelabor der Evangelischen Pflegeakademie.<br />
Mithilfe modernster Technik lassen sich hier Pflegesituationen<br />
täuschend echt s<strong>im</strong>ulieren.<br />
„Ziel ist es, die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu<br />
schließen“, sagt Julia Ratzlaff. Die Dozentin hat das<br />
Skills Lab gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian<br />
Strohmeyer und ihrer Kollegin Tanja Münnichhausen<br />
aufgebaut. Im Skills Lab können sich Auszubildende<br />
ausprobieren und typische Situationen aus dem<br />
Pflegealltag <strong>im</strong> Detail nachspielen. Das funktioniert<br />
über sogenannte Szenarien, die die Dozentinnen und<br />
Dozenten selbst entwickeln. Szenarien ermöglichen<br />
eine realitätsnahe Anwendung verschiedener pflegepraktischer<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten anhand einer<br />
konkreten Situation. Eine Dienstübergabe, eine Notfallsituation,<br />
das Medikamentenmanagement, ein Beratungsgespräch<br />
oder der Transfer in einen Rollstuhl<br />
können beispielsweise <strong>im</strong> Rahmen einer S<strong>im</strong>ulation<br />
geübt werden. „Wir bilden den gesamten Pflegeprozess<br />
ab“, sagt Christian Strohmeyer.<br />
Das zeigt sich auch an den Räumen. Zum Skills Lab<br />
gehören unter anderem ein Krankenhausz<strong>im</strong>mer, ein<br />
Bewohnerz<strong>im</strong>mer aus einer stationären Pflegeeinrichtung,<br />
ein Kinderpflegez<strong>im</strong>mer und ein Intermediate-<br />
Care-Z<strong>im</strong>mer. Auch ein Dienstraum, ein Pflegebad und<br />
ein Funktionsraum gehören dazu. Mit über 200 Quadratmetern<br />
ist das Skills Lab eines der größten seiner<br />
Art. Das innovative Konzept wird unter anderem an<br />
Fachhochschulen bereits erfolgreich eingesetzt.<br />
„Wir haben Wert auf eine möglichst realistische Umgebung<br />
gelegt“, erklärt Julia Ratzlaff. „High Fidelity“ heißt<br />
das in der Fachsprache. Auch das ist eine Besonderheit<br />
des Skills Lab. Weil die S<strong>im</strong>ulationen so authentisch<br />
sind, können Auszubildende der Pflege dabei durchaus<br />
mal ins Schwitzen kommen. Zum Beispiel wenn plötzlich<br />
die Atmung des Pfleges<strong>im</strong>ulators aussetzt. Alle Pfleges<strong>im</strong>ulatoren<br />
haben messbare Vitalwerte und wenn<br />
diese kippen, wird es hektisch <strong>im</strong> Skills Lab. In der praktischen<br />
Umsetzung muss jetzt jeder Handgriff sitzen.<br />
Die S<strong>im</strong>ulation sei aber gerade dafür da, Fehler machen<br />
zu können und zu dürfen, sagt Christian Strohmeyer.<br />
Denn <strong>im</strong> Gegensatz zum Ernstfall <strong>im</strong> Krankenhaus oder<br />
in der Pflegeeinrichtung haben Fehler hier keine schwerwiegenden<br />
Konsequenzen. „Wir können in einem geschützten<br />
Setting die Berufsfelder der Auszubildenden<br />
mit videogestützter Lernumgebung nachempfinden“,<br />
so Tanja Münnichhausen.<br />
Jedes Setting wird von mindestens drei stationären Kameras<br />
beobachtet. Dazu kommen mobile Kameras, mit<br />
denen sich etwa die Perspektive der Pflegebedürftigen<br />
einnehmen lässt. Die S<strong>im</strong>ulationen überwachen die<br />
Dozentinnen und Dozenten live in der Workstation,<br />
einem Steuerungsraum mit Audio- und Videotechnik,<br />
und sie können über eine Sprechanlage jederzeit eingreifen<br />
oder die S<strong>im</strong>ulation beeinflussen. Im Anschluss<br />
geht es dann – wie <strong>im</strong> Profisport – in die Videoanalyse,<br />
das sogenannte Debriefing. Auszubildende können<br />
mit ihren Dozentinnen und Dozenten kritische Situationen<br />
durchsprechen und ihre Arbeitsschritte selbst am<br />
Monitor analysieren.<br />
Das Skills Lab ermöglicht so eine völlig neue Perspektive<br />
auf die Pflegearbeit. Davon profitieren sogar gestandene<br />
Profis. Deshalb möchte das Team der Evangelischen<br />
Pflegeakademie das Skills Lab perspektivisch<br />
auch für die Fort- und Weiterbildung von Pflegefachkräften<br />
nutzen. Die Möglichkeiten sind dabei fast unbegrenzt.<br />
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