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Diakonie im Blick - Sommer 2023

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BILDUNG & KARRIERE<br />

BILDUNG & KARRIERE<br />

Über das Monitoring kann Tanja Münnichhausen alle<br />

Arbeitsschritte der Auszubildenden der Pflege überwachen<br />

und ihnen per Mikrofon Anweisungen geben.<br />

„Wir können in einem geschützten<br />

Setting die Berufsfelder der Auszubildenden<br />

mit videogestützter<br />

Lernumgebung nachempfinden.“<br />

Versuchslabor für die Pflegeausbildung<br />

Im Skills Lab können sich Auszubildende ausprobieren und<br />

typische Situationen aus dem Pflegealltag <strong>im</strong> Detail nachspielen.<br />

SKILLS LAB DER<br />

EVANGELISCHEN PFLEGEAKADEMIE<br />

Im Skills Lab der Evangelische Pflegeakademie lassen<br />

sich Pflegesituationen realistisch s<strong>im</strong>ulieren. Auszubildende<br />

bereiten sich so opt<strong>im</strong>al auf den Praxiseinsatz vor.<br />

Mit ein paar Schritten tritt die Pflege-Auszubildende<br />

aus dem Dienstz<strong>im</strong>mer ans Pflegebett. Warmes Licht,<br />

Deko auf dem Nachttisch – einzig die Kameras an<br />

der Wand verraten, dass sie hier nicht in einer echten<br />

Pflegeeinrichtung steht. Das Pflegez<strong>im</strong>mer und der<br />

Dienstraum gehören zum Skills Lab, dem Fertigkeitsund<br />

Pflegelabor der Evangelischen Pflegeakademie.<br />

Mithilfe modernster Technik lassen sich hier Pflegesituationen<br />

täuschend echt s<strong>im</strong>ulieren.<br />

„Ziel ist es, die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu<br />

schließen“, sagt Julia Ratzlaff. Die Dozentin hat das<br />

Skills Lab gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian<br />

Strohmeyer und ihrer Kollegin Tanja Münnichhausen<br />

aufgebaut. Im Skills Lab können sich Auszubildende<br />

ausprobieren und typische Situationen aus dem<br />

Pflegealltag <strong>im</strong> Detail nachspielen. Das funktioniert<br />

über sogenannte Szenarien, die die Dozentinnen und<br />

Dozenten selbst entwickeln. Szenarien ermöglichen<br />

eine realitätsnahe Anwendung verschiedener pflegepraktischer<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten anhand einer<br />

konkreten Situation. Eine Dienstübergabe, eine Notfallsituation,<br />

das Medikamentenmanagement, ein Beratungsgespräch<br />

oder der Transfer in einen Rollstuhl<br />

können beispielsweise <strong>im</strong> Rahmen einer S<strong>im</strong>ulation<br />

geübt werden. „Wir bilden den gesamten Pflegeprozess<br />

ab“, sagt Christian Strohmeyer.<br />

Das zeigt sich auch an den Räumen. Zum Skills Lab<br />

gehören unter anderem ein Krankenhausz<strong>im</strong>mer, ein<br />

Bewohnerz<strong>im</strong>mer aus einer stationären Pflegeeinrichtung,<br />

ein Kinderpflegez<strong>im</strong>mer und ein Intermediate-<br />

Care-Z<strong>im</strong>mer. Auch ein Dienstraum, ein Pflegebad und<br />

ein Funktionsraum gehören dazu. Mit über 200 Quadratmetern<br />

ist das Skills Lab eines der größten seiner<br />

Art. Das innovative Konzept wird unter anderem an<br />

Fachhochschulen bereits erfolgreich eingesetzt.<br />

„Wir haben Wert auf eine möglichst realistische Umgebung<br />

gelegt“, erklärt Julia Ratzlaff. „High Fidelity“ heißt<br />

das in der Fachsprache. Auch das ist eine Besonderheit<br />

des Skills Lab. Weil die S<strong>im</strong>ulationen so authentisch<br />

sind, können Auszubildende der Pflege dabei durchaus<br />

mal ins Schwitzen kommen. Zum Beispiel wenn plötzlich<br />

die Atmung des Pfleges<strong>im</strong>ulators aussetzt. Alle Pfleges<strong>im</strong>ulatoren<br />

haben messbare Vitalwerte und wenn<br />

diese kippen, wird es hektisch <strong>im</strong> Skills Lab. In der praktischen<br />

Umsetzung muss jetzt jeder Handgriff sitzen.<br />

Die S<strong>im</strong>ulation sei aber gerade dafür da, Fehler machen<br />

zu können und zu dürfen, sagt Christian Strohmeyer.<br />

Denn <strong>im</strong> Gegensatz zum Ernstfall <strong>im</strong> Krankenhaus oder<br />

in der Pflegeeinrichtung haben Fehler hier keine schwerwiegenden<br />

Konsequenzen. „Wir können in einem geschützten<br />

Setting die Berufsfelder der Auszubildenden<br />

mit videogestützter Lernumgebung nachempfinden“,<br />

so Tanja Münnichhausen.<br />

Jedes Setting wird von mindestens drei stationären Kameras<br />

beobachtet. Dazu kommen mobile Kameras, mit<br />

denen sich etwa die Perspektive der Pflegebedürftigen<br />

einnehmen lässt. Die S<strong>im</strong>ulationen überwachen die<br />

Dozentinnen und Dozenten live in der Workstation,<br />

einem Steuerungsraum mit Audio- und Videotechnik,<br />

und sie können über eine Sprechanlage jederzeit eingreifen<br />

oder die S<strong>im</strong>ulation beeinflussen. Im Anschluss<br />

geht es dann – wie <strong>im</strong> Profisport – in die Videoanalyse,<br />

das sogenannte Debriefing. Auszubildende können<br />

mit ihren Dozentinnen und Dozenten kritische Situationen<br />

durchsprechen und ihre Arbeitsschritte selbst am<br />

Monitor analysieren.<br />

Das Skills Lab ermöglicht so eine völlig neue Perspektive<br />

auf die Pflegearbeit. Davon profitieren sogar gestandene<br />

Profis. Deshalb möchte das Team der Evangelischen<br />

Pflegeakademie das Skills Lab perspektivisch<br />

auch für die Fort- und Weiterbildung von Pflegefachkräften<br />

nutzen. Die Möglichkeiten sind dabei fast unbegrenzt.<br />

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