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Das Mulafi-Lazische Silvia Kutscher Johanna Mattissen Anke Wodatg

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Im Russischen ist ein mit Präverbien operierendes Aspektsystem sehr stark ausgeprägt und gut dOkumentien;. Ein<br />

solches System läßt sich auch in anderen slavischen Sprachen, in Sprachen, die mit dem Russischen in Kontakt<br />

stehen (z.B. Litauisch), aber auch im Margi (Tschad) oder Mokilese (Mikronesisch) beobachten (vgl. Dahl<br />

1985:88f).<br />

Im Russischen hat eine Verbform ohne Präverb imperfektive, d.h. je nach Sachverhaltstyp progressive, stative,<br />

prästadiale (Vorstadium der Situationsveränderung) und habituelle Lesarten, eine Verbform mit Präverb<br />

perfektive, d.h. die Situationsveränderung hervorhebende Lesarten (vgl. dazu Sasse 1991: Kap. 4+ti). Jeweils ein<br />

präfigiertes und ein unpräfigiertes Verb werden einander als Aspektpaar gegenübergestellt, als perfektive Form<br />

fungiert pro Simplex-Verb nur eine unter den zahlreichen Formen mit Präverb, dessen ursprüngliche Bedeutung<br />

sich in der betreffenden Verbform verliert. Allerdings ist bei jedem Verb idiosynkratisch, welches Präverb als<br />

Perfektivierer dient, so daß insgesamt eine große Anzahl Präverbien (nicht wie im <strong>Lazische</strong>n nur vier Formen)<br />

diese Funktion ausüben.<br />

Zudem werden alle Formen mit Präverbien als perfektive Formen interpretiert und zu solchen, die nicht der<br />

perfektive Partner eines Simplex-Verbs sind, durch Derivation sekundär imperfektive Verben gebildet. Im<br />

<strong>Lazische</strong>n sind Präverb-Formen dagegen nicht per se perfektiv, sondern können mit KO perfektiviert werden.<br />

In der Ausbildung eines Systems a la russe ist neben dem <strong>Lazische</strong>n auch das Ungarische begriffen (vgl. Sasse<br />

1991:30f): Dort ist die Perfektivierbarkeit ebenfalls lexikalisch restringiert, und es sind nur wenige freie oder<br />

gebundene Perfektivierer involviert. Am Ungarischen läßt sich verfolgen, daß die Verwendung der Präverb­<br />

Formen nicht wie im Russischen und im flexivischen Aspektsystem (vgl. 1.4) durch die Darstellungsart des<br />

Sachverhalts (nämlich als "unbegrenzte" Situation oder als Situationsveränderung) gesteuert wird, sondern durch<br />

den Status des Objekts: Eine perfektivierte Form wird bei transitiven dynamischen Verben (AKTI-Verben bei<br />

Sasse 1991) eingesetzt, wenn eine Objekts-NP anwesend und referentiell (z.B. definit oder quantitativ delirnj­<br />

tiert) ist, um Terminativität des Sachverhalts zu signalisieren. Der Ausdruck von Terminativität erweist sich<br />

grarnrnatikalisierungstechnisch als Vorstufe eines perfektiven Aspekts. Indem nämlich die Präverbform signali­<br />

siert, daß das Objekt voll affiziert ist (z.B. den Apfel CllIfossen, einen Brief zu Ende schreiben), hebt sie die<br />

erreichte Grenze und damit eine Situationsveränderung hervor. Durch die Ausweitung dieses Kodierungsprinzips<br />

werden auch terrninative (z.B. punktuelle) Verben, wie 'fmden', miteinbezogen. Bei Abwesenheit eines Objekts<br />

(z.B. intransitiver Verwendung eines transitiven Verbs) steht kein Präverb, die Verbform ist "aspektneutral".<br />

Auch im <strong>Lazische</strong>n spielen Anwesenheit und Status des Objekts eine entscheidende Rolle: Steht bei mehr-alseinwertigen<br />

Verben ein explizites Objekt, tritt das Präverb auf, wenn das Objekt referentiell (z.B. definit) ist, unabhängig<br />

von Belebtheit und Numerus.<br />

(41) mektubi n(ar.u vs. mektubi do-n(ar. u<br />

Brief schreib:(3)3)s:vp Brief pFV-schreib:(3)3)s:vp<br />

'Er war am Brief(e) schreiben.' 'Er schrieb den Brief.'<br />

(42) a. oxorza ko-mazir.u 'Frau pFV-seh:> ls:vp = ich sah die Frau'<br />

b. ar oxorza mazir.u 'eins Frau seh:> 1 :vp = ich sah (irgend)eine Frau'<br />

c. ar oxorza ko-ma.zir.u 'eins Frau PFV-seh:> 1 :Vp = ich sah eine Frau' (referentiell)<br />

Formulierung (42b) kann z.B. implizieren, daß der Sprecher einen Mann erwrutet hatte. Formulierung (42c) wird<br />

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