Insights Quarterly - Issue N° 4
Issue N° 4
Issue N° 4
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FRÜH ÜBT SICH<br />
Die Großmutter weckte das Interesse an Mode in dem kleinen Jean Paul Gaultier.<br />
Seinen ersten „Cone Bra“ entwarf er dann aber für Stoffbär Nana<br />
GASTGESPRÄCH<br />
Einmal habe ich ihn geöffnet, da kam das Stroh aus dem Körper, und Implantate<br />
eingesetzt. Und auch die Haare habe ich Nana so gefärbt wie meiner Oma.<br />
EXTRAVAGANZA<br />
Exzentrisch, provokant,<br />
charmant und witzig:<br />
So wie der ikonische<br />
Designer selbst ist auch<br />
seine „Fashion Freak<br />
Show“, die ab 20. Juli<br />
in München gastiert<br />
Haben Sie viele lukrative Angebote für Nana bekommen?<br />
Sicherlich, aber für kein Geld der Welt würde ich Nana weggeben. Das wäre ja so,<br />
als würde ich mein Baby verkaufen.<br />
War das Verhältnis zu Ihrer Großmutter ein enges?<br />
Oh ja, durch sie bin ich überhaupt so richtig zur Mode gekommen. Oma hatte einen<br />
Schönheitssalon, und sie las gern Modemagazine. Bei ihr hielt ich mich sehr gern<br />
auf und entdeckte diese Welt, die mich packte und nicht mehr losließ. Oma hatte<br />
weiße Haare. Einmal hatte sie einen Fehler mit dem Färben gemacht, da waren die<br />
Haare blau. Ich dachte, ich kann das beheben, und am Ende war ihr Haar dunkellila.<br />
Sie hat es mir nicht krummgenommen.<br />
Was the relationship with your grandmother a close one?<br />
Oh yes, it was because of her that I really got into fashion in the first place. Grandma<br />
had a beauty salon and she liked to read fashion magazines. I loved spending time<br />
with her and discovering this world grabbed me and wouldn’t let me go. Grandma had<br />
white hair. Once she had made a mistake with dyeing, her hair turned blue. I thought I<br />
could fix it, and in the end her hair was dark purple. She didn’t hold it against me.<br />
In the eighties you dyed your own hair white-blond. A tribute to your grandmother?<br />
No, it was Billy Idol’s fault. I really liked his bleached hair. I remember my boyfriend<br />
wasn’t at all keen on it and said, “Don’t do it, everyone’s already doing it,” but I still<br />
wanted my hair white. After a few years, it started to break and I stopped doing it.<br />
I had taken quite a beating on my scalp, to look like a punk.<br />
David Bowie and Mick Jagger served as your inspiration, you worshipped<br />
Amy Winehouse and designed outfits for Lady Gaga or Madonna.<br />
Are there any current pop stars that you find exciting?<br />
All the personalities you name are spectacular characters with a lot of courage, a<br />
unique, pardon me, awesome look and fabulous songs to match. In addition, they all<br />
have something slightly rebellious, which simply turns me on. Today, even pop stars are<br />
often afraid of standing out too much. It’s all about the virtual presence in the social<br />
media, they don’t want to cause a stir, they want to reach as many people as possible.<br />
You, on the other hand, say that all people are beautiful.<br />
Exactly, that is my deep conviction. Especially people who don’t even know how<br />
beautiful they are. Flawlessness is boring. And beauty is a question of definition anyway.<br />
I love above all the unusual, the original and the unique in people. I find beauty<br />
more on the street than on the catwalk.<br />
Do you actually find yourself beautiful?<br />
I am happy with myself. I don’t have an athletic or sporty body, but that doesn’t<br />
bother me. For me, beauty comes more from within anyway. How often do we see an<br />
outwardly super-attractive person open their mouth to say something and suddenly<br />
lose all charisma? For me, beauty is an overall concept.<br />
Is that why your fashion has always been aimed primarily at the freaks?<br />
Yes, I think freaks shine brighter than other people. I love freaks, they stimulate my<br />
imagination and make me curious. Uma Thurman, for example, is an example of a<br />
beautiful freak for me. She looks fantastic, and yet her face is not perfect, she has this<br />
little bump on her lip that I find totally attractive.<br />
You were a guest judge on the show “Germany’s Next Topmodel” last year.<br />
What do you think of the show?<br />
I think this show is good. Last year, for example, there was an older lady who got<br />
quite far, I thought that was great. I think that age is one of the last taboos in fashion.<br />
And also in society itself. We have to fight for a truism to finally be recognised: A person<br />
is beautiful at any age. It often happens that once very attractive people become<br />
uglier and uglier due to frustration and anger in life. And people who were rather<br />
unimpressive in their youth begin to shine in old age because they have a happy life.<br />
You are recognised all over the world, your clothes like the striped jumper or the<br />
men’s skirt are iconic. Do you actually enjoy being famous?<br />
No, it was never about that for me. I wasn’t into the cult of personality of the eighties<br />
and nineties, I was always pretty down-to-earth and normal. I never took myself too<br />
seriously, and I think I managed to preserve the childlike aspect of my being.<br />
In den Achtzigern färbten Sie sich selbst die Haare weißblond. Eine Hommage an<br />
Ihre Großmutter?<br />
Nein, daran war Billy Idol schuld. Ich fand seine gebleichten Haare total klasse. Ich<br />
weiß noch, wie mein Freund überhaupt nicht begeistert war und meinte „Lass es,<br />
das machen doch schon alle“, aber ich wollte die Haare trotzdem weiß haben. Nach<br />
ein paar Jahren fingen sie an, kaputtzugehen, und ich ließ es sein. Um auszusehen<br />
wie ein Punk, hatte ich meinen Skalp ganz schön in Mitleidenschaft gezogen.<br />
David Bowie und Mick Jagger dienten Ihnen als Inspiration, Sie haben Amy<br />
Winehouse verehrt und entwarfen Outfits für Lady Gaga oder Madonna. Gibt es<br />
aktuell Popstars, die Sie aufregend finden?<br />
All die Persönlichkeiten, die Sie nennen, sind spektakuläre Charaktere mit viel Mut,<br />
einem einzigartigen, pardon, geilen Look und den passenden, famosen Songs.<br />
Dazu haben sie alle etwas leicht Rebellisches, was mich einfach anmacht. Heute haben<br />
selbst Popstars oft Angst, zu sehr aufzufallen oder herauszustechen. Es geht vor<br />
allem um die virtuelle Präsenz in den sozialen Medien, sie wollen nicht anecken,<br />
sondern so viele Menschen erreichen, wie nur möglich.<br />
Sie sagen hingegen, dass alle Menschen schön sind.<br />
Genau, das ist meine tiefe Überzeugung. Vor allem auch die Menschen, die gar<br />
nicht wissen, wie schön sie sind. Makellosigkeit ist langweilig. Und Schönheit ist<br />
sowieso eine Frage der Definition. Ich liebe vor allem das Ungewöhnliche, das Originelle<br />
und das Einzigartige an Menschen. Ich finde Schönheit eher auf der Straße<br />
als auf dem Laufsteg.<br />
Finden Sie sich selbst eigentlich schön?<br />
Ich bin mit mir zufrieden. Ich habe keinen sportlichen oder athletischen Körper,<br />
aber das macht mir nichts aus. Für mich kommt die Schönheit sowieso eher von<br />
Innen. Wie oft erleben wir es, dass eine äußerlich superattraktive Person den Mund<br />
aufmacht, um etwas zu sagen, und dabei schlagartig jede Ausstrahlung einbüßt?<br />
Schönheit ist für mich ein Gesamtkonzept.<br />
Hat sich Ihre Mode deshalb immer vor allem an die Freaks gerichtet?<br />
Ja, ich denke, Freaks leuchten heller als andere Menschen. Ich liebe Freaks, sie<br />
regen meine Vorstellungskraft an und machen mich neugierig. Uma Thurman zum<br />
Beispiel ist für mich ein Beispiel für einen wunderschönen Freak. Sie sieht fantastisch<br />
aus, und doch ist ihr Gesicht nicht perfekt, sie hat da so eine kleine Unebenheit<br />
an der Lippe, die ich total anziehend finde.<br />
Sie haben im vergangenen Jahr als Gastjuror in der Show „Germany’s Next Topmodel“<br />
mitgemacht. Was halten Sie von der Sendung?<br />
Ich finde diese Show gut. Letztes Jahr war zum Beispiel eine ältere Lady dabei, die<br />
ziemlich weit gekommen ist, das fand ich toll. Ich finde nämlich, dass das Alter<br />
eines der letzten Tabus der Mode ist. Und auch in der Gesellschaft an sich. Wir<br />
müssen darum kämpfen, dass endlich eine Binsenweisheit anerkannt wird: Ein<br />
Mensch ist in jedem Alter schön. Oft kommt es vor, dass einst sehr attraktive Menschen<br />
durch Frust und Ärger im Leben immer hässlicher werden. Und Menschen,<br />
die in der Jugend eher unscheinbar waren, fangen im Alter an zu strahlen, weil sie<br />
ein glückliches Leben haben.<br />
Sie werden überall auf der Welt erkannt, Ihre Kleidungsstücke wie der Streifenpullover<br />
oder der Männerrock sind ikonisch. Macht es Ihnen eigentlich Freude,<br />
berühmt zu sein?<br />
Nein, darum ist es mir nie gegangen. Ich stand nicht so auf den Personenkult der<br />
Achtziger und Neunziger, ich war immer ziemlich bodenständig und normal. Ich<br />
habe mich nie zu wichtig genommen, und ich denke, es ist mir gelungen, den kindlichen<br />
Aspekt meines Wesens zu bewahren.<br />
FOTO PR, MARK SENIOR<br />
14 15