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Insights Quarterly - Issue N° 4

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GASTGESPRÄCH<br />

“I want that aswell and can do that too.” So he got money from the bank and also<br />

made a collection. We then registered in Paris with our two lines. The only problem<br />

was that then the Gulf War broke out, so nobody came. We sat there, alone with our<br />

clothes, and were completely broke.<br />

And then?<br />

On 15 February 1992, we unceremoniously opened the shop “All about Eve” - we<br />

are film fans - with our collections. The plan was actually to do the whole thing only<br />

until everything was sold and we had recouped the money. But it went so well. And<br />

we did it even though we had no idea what we were doing.<br />

What do you mean?<br />

We had no experience and did not know what was in demand. It often was the case<br />

that customers came looking for something that didn’t exist. Especially noblewomen<br />

who needed dresses for balls. So we got involved in this process with the customers<br />

and developed our style in the process. It was totally “learning by doing”. Luckily,<br />

the chic interior of the shop, a great post-modern neo-baroque style with gold and<br />

lots of ornaments, masked our initial incompetence. We also had a first big feature<br />

in “W Magazine” because of that, which pushed us again. In 2000 we felt ready to<br />

write our names on the shop.<br />

WENN TRÄUME<br />

WAHR WERDE<br />

Die Talbot Runhof<br />

Boutique in der<br />

Theatinerstraße umfasst<br />

zwei opulent gestaltete<br />

Etagen – bei ihrer Gestaltung<br />

bewies Johnny<br />

Talbot sein Händchen<br />

für Interior Design. Sein<br />

Partner Adrian Runhof<br />

(u. l.), träumte schon als<br />

kleiner Junge von einer<br />

eigenen Modemarke,<br />

als er die Stücke von<br />

Dior & Co. in den Vitrinen<br />

im Bayerischen Hof<br />

bewunderte. Heute<br />

stellt auch er seine<br />

Kollektionen dort aus.<br />

Mit unseren beiden Linien haben wir uns anschließend in Paris angemeldet. Das<br />

Problem war nur, dass dann der Golfkrieg ausbrach, sodass niemand kam. Wir<br />

saßen da, allein mit unseren Klamotten, und waren komplett pleite.<br />

Und dann?<br />

Haben wir am 15. Februar 1992 mit unseren Kollektionen kurzerhand den<br />

Laden „All about Eve“ – wir sind Filmfans – eröffnet. Der Plan war eigentlich, das<br />

Ganze nur so lange zu machen, bis alles verkauft ist und wir das Geld wieder<br />

reingeholt haben. Aber es lief so gut. Und das, obwohl wir keine Ahnung hatten,<br />

was wir machen.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir hatten keine Erfahrung und wussten nicht, was gefragt ist. Oft war es so, dass<br />

Kundinnen kamen und etwas suchten, das es nicht gab. Vor allem Adelsfrauen, die<br />

Kleider für Bälle brauchten. Wir haben uns aber auf diesen Prozess mit den Kundinnen<br />

eingelassen und dabei unseren Stil entwickelt. Es war total „learning by doing“.<br />

Zum Glück hat das schicke Interieur des Geschäftes, ein toller postmoderner Neobarock-Style<br />

mit Gold und vielen Ornamenten, unsere anfängliche Inkompetenz<br />

kaschiert. Dem hatten wir auch ein erstes großes Feature im „W Magazine“ zu<br />

verdanken, was uns nochmal gepusht hat. 2000 haben wir uns dann so weit gefühlt,<br />

unsere Namen auf den Laden zu packen.<br />

Sie hatten also schon früh Presse?<br />

Jein. Gerade mit der deutschen Mode-Presse war es anfangs schwierig. Klar, wir<br />

waren in der „Bunten“, weil Christine Neubauer oder Barbara Schöneberger unsere<br />

Kleider getragen haben. Aber das hat eine „Vogue“ ja nicht interessiert. Es dauerte<br />

fünf Défilés, bis die deutsche Presse zu uns kam.<br />

Und die Celebritys kamen dann auch?<br />

Schon, aber die haben uns nie interessiert. Ich war nie Fan von irgendeinem Star. Es<br />

ging uns immer um die Kundinnen. Das ist auch das, was unseren Erfolg ausmacht.<br />

Apropos: Sie sind eine der wenigen deutschen Fashion Brands, die international<br />

mitmischen. Was ist Ihr Geheimnis?<br />

Sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Bei uns sind das die Abendkleider<br />

– wir machen zwar auch Alltagsteile, Brautkleider oder jüngst unsere Wiesn Capsule-Collektion<br />

– aber in der Abendmode liegt unsere Expertise. Die haben wir eher<br />

unbemerkt aufgebaut.<br />

So you had publicity early on?<br />

Yes and no. Especially with the German fashion press it was difficult at the beginning.<br />

Sure, we were in the “Bunte” because Christine Neubauer or Barbara<br />

Schöneberger wore our clothes. But that didn’t interest “Vogue”. It took five défilés<br />

before the German press came to us.<br />

And the celebrities came too?<br />

Yes, but we were never interested in them. I was never really starstruck. We were<br />

always interested in the customers. That’s also what makes us successful.<br />

Speaking of which: you are one of the few German fashion brands<br />

that are involved internationally. What is your secret?<br />

To concentrate on one’s own strengths. For us, it’s evening dresses - although we<br />

also make everyday pieces, wedding dresses or, most recently, our Wiesn Capsule<br />

collection - but our expertise lies in evening fashion.<br />

We have built this up rather unnoticed.<br />

Is it hard next to the industry giants?<br />

Sure, we are being squeezed out in every respect. Big companies have bigger<br />

shops, more employees, get the media attention. Because they are the ones who<br />

pay. That makes it all even more important to concentrate on your core competence.<br />

Big companies try to cover everything from swimwear to evening dresses, but no<br />

designer can do that. Quality is lost in the process.<br />

How seriously do you take the phenomenon of influencers designing<br />

their own fashion collections today?<br />

Stylistically, they are to the point and what many want to wear - but not well<br />

made. Today, fashion has a “anyone can do that” flavour, but it is a demanding<br />

profession. As a label, you have to score points with things like workmanship and<br />

fit.<br />

Everything should be just right. The customers feel and notice that.<br />

Do you deal with trends?<br />

Not really. We always try to draw from ourselves and look very little at<br />

what others are doing.<br />

What is your opinion on sustainability in fashion?<br />

The problem is, that fashion is the incarnation of unsustainability. If we really<br />

wanted to be sustainable, the most honest answer would be to quit the job. Otherwise,<br />

the most environmentally friendly thing you can do as a fashion brand is<br />

to create pieces that will stand the test of time. Durability is the key word here. We<br />

often hear from customers that they still wear our fashion years later.<br />

Aren’t the they out of fashion then?<br />

Not if they are timeless despite all their modernity. Besides, fashion is not changing<br />

that much at the moment. Think of the sportswear look, for example, which<br />

has been popular in everyday life for years. There are no big changes in formal<br />

fashion at the moment either.<br />

What’s the latest?<br />

Especially the Hollywood style of the 40s and 50s. It has proven itself especially<br />

for us. By the way, it totally goes back to Bavarian traditional costume - the voluptuous<br />

décolleté, the flared skirt. In that respect, too, we here in Munich are a kind<br />

of pioneer and anchor point for international fashion.<br />

A piece that every woman should have?<br />

A jumpsuit. It saves you in every situation, looks dressed up and sophisticated,<br />

but still more casual than a dress. Best in black, navy or white. For the more extravagant,<br />

red makes a statement.<br />

gut gemacht. Mode hat zwar gerade heute einen „das kann ja jeder“-Beigeschmack,<br />

aber es ist ein anspruchsvolles Metier. Man muss als Label mit<br />

Dingen wie Verarbeitung und Passform punkten. Es sollte eben alles stimmen.<br />

Das spüren und merken sich die Kundinnen dann auch.<br />

Beschäftigen Sie sich mit Trends?<br />

Nicht wirklich. Wir versuchen immer, aus uns selbst zu schöpfen, und nur<br />

wenig zu schauen, was andere machen.<br />

Wie stehen Sie zu Nachhaltigkeit in der Mode?<br />

Das Problem ist, dass Mode die Inkarnation der Nicht-Nachhaltigkeit ist.<br />

Wenn wir wirklich nachhaltig sein wollten, wäre die ehrlichste Antwort, den<br />

Job aufzugeben. Ansonsten ist das Umweltschonendste, was man als Fashion<br />

Brand machen kann, Teile zu kreieren, die Zeiten überstehen. Langlebigkeit<br />

ist hier das Stichwort. Wir hören oft von Kundinnen, dass sie unsere Mode<br />

noch Jahre später tragen.<br />

Sind die Sachen dann nicht out?<br />

Nicht, wenn sie trotz aller Modernität zeitlos sind. Außerdem ändert sich die<br />

Mode aktuell nicht so stark. Man denke etwa an den Sportswear-Look, der im<br />

Alltag schon seit Jahren beliebt ist. Auch bei formeller Mode gibt’s momentan<br />

keine großen Veränderungen.<br />

Was ist denn angesagt?<br />

Besonders der Hollywood-Style der 40er- und 50er-Jahre. Der hat sich vor allem<br />

für uns bewährt. Übrigens geht der total auf die bayerische Tracht zurück<br />

– das üppige Dekolleté, der weit ausgestellte Rock. Auch in der Hinsicht sind<br />

wir hier in München eine Art Vorreiter und Ankerpunkt für internationale<br />

Mode.<br />

Ein Teil, das jede Frau haben sollte?<br />

Ein Jumpsuit. Der rettet einen in jeder Situation, wirkt angezogen sowie mondän,<br />

trotzdem aber lässiger als etwa ein Kleid. Am besten in schwarz, marine<br />

oder weiß. Wer’s extravaganter mag, setzt in Rot ein Statement.<br />

Was inspiriert Sie im Alltag?<br />

Vor allem Kunst und der Austausch mit Johnny.<br />

Wie trennt man Berufliches und Privates?<br />

Gar nicht. Aber muss man das trennen? Ich finde es super, wenn sich das vermischt.<br />

Wir haben das Glück, dass unser Beruf unser Hobby ist.<br />

Eine Leidenschaft, die Sie beide neben dem Beruf teilen?<br />

Wir kochen gern – am liebsten „Ensalada Payesa“, ein spanischer Kartoffelsalat.<br />

Und natürlich unseren Border Terrier „Cooper“. Der ist im Unterschied zu<br />

uns sogar auf Instagram.<br />

BON APPETIT!<br />

Talbot und Runhof<br />

teilen nicht nur die<br />

Liebe zur Mode,<br />

sondern auch zu<br />

guten Essen.<br />

Gekocht wird<br />

meistens selbst<br />

Ist es schwer neben den Branchen-Riesen?<br />

Klar, wir werden in jeder Hinsicht abgedrängt. Große Konzerne haben größere<br />

Läden, mehr Mitarbeiter, kriegen die mediale Aufmerksamkeit. Weil sie die sind,<br />

die zahlen. Umso wichtiger ist es, sich auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren.<br />

Konzerne versuchen zwar von Bademode bis Abendkleid alles abzudecken, aber<br />

das kann kein Designer leisten. Dabei geht Qualität flöten.<br />

Wie ernst nehmen Sie das Phänomen, dass Influencer*innen heute eigene Mode-<br />

Kollektionen entwerfen?<br />

Stilistisch sind die auf dem Punkt und das, was viele tragen wollen – aber eben nicht<br />

FOTO ALEXANDER COURTMAN<br />

What inspires you in everyday life?<br />

Especially art and the exchange with Johnny.<br />

How do you separate work and private life?<br />

Not at all. Do you have to separate them? I think it’s great when they mix.<br />

We are lucky that our profession is our hobby.<br />

A passion that you both share alongside your profession?<br />

We like to cook - our favourite is “Ensalada Payesa”, a Spanish potato salad. And of<br />

course our Border Terrier “Cooper”. Unlike us, he’s even on Instagram.<br />

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