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MQ+ Sommer 2023

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HEIMATLITERATUR

„Wenn ick so trüggedenke …“

Die Heimatschriftstellerin Marie Barkhau-Schmidtsberg (1897-1954)

Von Heiko Bockstiegel

„Mit ihren Heimatdichtungen hat

sie sich selbst das schönste Denkmal

in den Herzen der Heimatfreunde

gesetzt. Der Vorstand des KHBB wird

dafür Sorge tragen, dass ihre heimatlichen

Erzählungen und Gedichte der

Nachwelt erhalten bleiben“. Mit diesen

Worten würdigte der Geschäftsführer

des Kreisheimatbundes Bersenbrück,

Wilhelm Wallrabenstein, 1954 die kurz

zuvor verstorbene Heimatschriftstellerin

Marie Barkhau-Schmidtsberg.

Und dieses selbstgesteckte Ziel hat

der KHBB gehalten, denn er gab mit

Unterstützung ihres Sohnes Helmut

Barkhau mehrere ihrer vorwiegend im

heimischen Milieu spielenden Romane,

darunter „Der Erbe vom Eickhof“, „Die

Frau vom Heidbrinkhof“, „Hermine

Winkelroth“ und „Diese kurze Spanne

Seligkeit“, in sehr ansprechender Buchform

neu heraus.

Sowohl in ihrer Heimatgemeinde

Gehrde als auch auf dem Quakenbrücker

Hakenkamp, wo sie zuletzt

mit ihrer Familie lebte, künden heute

Straßennamen von dieser Literatin, die

im Bereich des Heimatschrifttums eine

Fülle von Werten geschaffen hat und

damit weit über das Osnabrücker Land

bis ins europäische Ausland bekannt

wurde. Marie Barkhau, geborene Engelbrecht,

die unter dem Künstlernamen

„Marie Schmidtsberg“ in der ersten

Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große

Lesergemeinde hatte, war ein Kind des

Artlandes, aus dessen geschichtlicher

und gegenwartsnaher Substanz sie

Einfälle und Gestaltung ihrer schriftstellerischen

Schöpfungen nahm.

Geboren wurde sie am 1. Mai 1897

in Rüsfort bei Gehrde. Ihr bis heute

erhaltenes Geburtshaus (alte Nr. 42,

ehemals Dierkes, heute Nr. 63), genannt

„Schmidtsberg“ (daher auch ihr Pseudonym),

war früher ein selbstständiger

Markkotten, der bis 1822 südlich der

Gehrder Bahnhofstraße stand und

dann an die Ostseite der Straße nach

Badbergen verlegt wurde. Obwohl

ihre Eltern eine Verbindung mit einem

Landwirt wünschten, heiratete Marie

Engelbrecht den Postsekretär Wilhelm

Barkhau und kam mit ihm im Jahre 1919

nach Badbergen und schließlich 1933

nach Quakenbrück, wo die junge Familie

an der Kampstraße wohnte.

In ihren 1943 aufzeichneten Lebenserinnerungen

bezeichnet sie sich selbst

als „ein Bauernkind“. Dieser Ursprung

ist in ihren Romanen, Kurzgeschichten,

Gedichten und Hörspielen lebendig

nachvollziehbar. „Das schöne, gesegnete

Artland mit seinen stolzen eichenumrauschten

Höfen, im Regierungsbezirk

Osnabrück hart am Oldenburgischen

gelegen“, schildert sie „mit all seinen

Vorzügen und Schwächen“. Ihre literarische

Veranlagung, das zum Ausdruck

zu bringen, was die Menschen unserer

Heimat bewegte, spürte Marie schon

früh. So begann sie etwa 1926 mit dem

Schreiben, allerdings zunächst heimlich

nur mit Wissen ihres Mannes, von

kleineren Arbeiten: „Schon als Kind

hatte ich meinen Schulkameradinnen

selbsterdachte Geschichten erzählt, und

später spürte ich oft das Verlangen in

mir, meine Gedanken aufzuschreiben,

aber – ich getraute mich nicht recht!

Es erschien mir zu ungewöhnlich, dass

ich, ein einfaches Kind des flachen

Landes, mich hinsetzte und Geschichten

schrieb: Alle Leute würden den Kopf

schütteln, wenn sie es erführen.“

Ihr erstes großes Werk, „Timphus Kinder“,

eine Erzählung aus dem Artland,

erschien dann aber schon sehr bald, und

zwar 1927 in Buchform im Heimatverlag

Robert Kleinert in Quakenbrück, der

sich schon damals zum Anwalt ihres

großen Könnens machte. Und ihr Talent

blieb nicht lange verborgen, obwohl sie

um Geheimhaltung gebeten hatte und

den Namen „Schmidtsberg“, „eine für

mein Elternhaus in dessen Umgebung

gebräuchliche Bezeichnung“, als Decknamen

benutzte: „Meine Eltern, von

mir über die Arbeit und ihre Meinung

befragt, äußerten sich sehr lobend, aber

sie waren fast entsetzt, als ich mich als

Verfasserin bekannte“.

Ihre Arbeiten, zu denen auch Kurzgeschichten

und Gedichte zählten,

fanden dank ihrer Lebensnähe „eine so

begeisterte Zustimmung von meinen

Landsleuten, dass dieses mein schönster

Lohn ist“, schrieb Marie. Der Verlag

Kleinert verlegte auch ihre weiteren von

der Leserschaft mit Spannung erwarte-

ten Werke, und zwar im „Bersenbrücker

Kreisblatt“.

Ausgabe Sommer 2023 mq | 21

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