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Das Artland-Magazin
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HEIMATLITERATUR
„Wenn ick so trüggedenke …“
Die Heimatschriftstellerin Marie Barkhau-Schmidtsberg (1897-1954)
Von Heiko Bockstiegel
„Mit ihren Heimatdichtungen hat
sie sich selbst das schönste Denkmal
in den Herzen der Heimatfreunde
gesetzt. Der Vorstand des KHBB wird
dafür Sorge tragen, dass ihre heimatlichen
Erzählungen und Gedichte der
Nachwelt erhalten bleiben“. Mit diesen
Worten würdigte der Geschäftsführer
des Kreisheimatbundes Bersenbrück,
Wilhelm Wallrabenstein, 1954 die kurz
zuvor verstorbene Heimatschriftstellerin
Marie Barkhau-Schmidtsberg.
Und dieses selbstgesteckte Ziel hat
der KHBB gehalten, denn er gab mit
Unterstützung ihres Sohnes Helmut
Barkhau mehrere ihrer vorwiegend im
heimischen Milieu spielenden Romane,
darunter „Der Erbe vom Eickhof“, „Die
Frau vom Heidbrinkhof“, „Hermine
Winkelroth“ und „Diese kurze Spanne
Seligkeit“, in sehr ansprechender Buchform
neu heraus.
Sowohl in ihrer Heimatgemeinde
Gehrde als auch auf dem Quakenbrücker
Hakenkamp, wo sie zuletzt
mit ihrer Familie lebte, künden heute
Straßennamen von dieser Literatin, die
im Bereich des Heimatschrifttums eine
Fülle von Werten geschaffen hat und
damit weit über das Osnabrücker Land
bis ins europäische Ausland bekannt
wurde. Marie Barkhau, geborene Engelbrecht,
die unter dem Künstlernamen
„Marie Schmidtsberg“ in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große
Lesergemeinde hatte, war ein Kind des
Artlandes, aus dessen geschichtlicher
und gegenwartsnaher Substanz sie
Einfälle und Gestaltung ihrer schriftstellerischen
Schöpfungen nahm.
Geboren wurde sie am 1. Mai 1897
in Rüsfort bei Gehrde. Ihr bis heute
erhaltenes Geburtshaus (alte Nr. 42,
ehemals Dierkes, heute Nr. 63), genannt
„Schmidtsberg“ (daher auch ihr Pseudonym),
war früher ein selbstständiger
Markkotten, der bis 1822 südlich der
Gehrder Bahnhofstraße stand und
dann an die Ostseite der Straße nach
Badbergen verlegt wurde. Obwohl
ihre Eltern eine Verbindung mit einem
Landwirt wünschten, heiratete Marie
Engelbrecht den Postsekretär Wilhelm
Barkhau und kam mit ihm im Jahre 1919
nach Badbergen und schließlich 1933
nach Quakenbrück, wo die junge Familie
an der Kampstraße wohnte.
In ihren 1943 aufzeichneten Lebenserinnerungen
bezeichnet sie sich selbst
als „ein Bauernkind“. Dieser Ursprung
ist in ihren Romanen, Kurzgeschichten,
Gedichten und Hörspielen lebendig
nachvollziehbar. „Das schöne, gesegnete
Artland mit seinen stolzen eichenumrauschten
Höfen, im Regierungsbezirk
Osnabrück hart am Oldenburgischen
gelegen“, schildert sie „mit all seinen
Vorzügen und Schwächen“. Ihre literarische
Veranlagung, das zum Ausdruck
zu bringen, was die Menschen unserer
Heimat bewegte, spürte Marie schon
früh. So begann sie etwa 1926 mit dem
Schreiben, allerdings zunächst heimlich
nur mit Wissen ihres Mannes, von
kleineren Arbeiten: „Schon als Kind
hatte ich meinen Schulkameradinnen
selbsterdachte Geschichten erzählt, und
später spürte ich oft das Verlangen in
mir, meine Gedanken aufzuschreiben,
aber – ich getraute mich nicht recht!
Es erschien mir zu ungewöhnlich, dass
ich, ein einfaches Kind des flachen
Landes, mich hinsetzte und Geschichten
schrieb: Alle Leute würden den Kopf
schütteln, wenn sie es erführen.“
Ihr erstes großes Werk, „Timphus Kinder“,
eine Erzählung aus dem Artland,
erschien dann aber schon sehr bald, und
zwar 1927 in Buchform im Heimatverlag
Robert Kleinert in Quakenbrück, der
sich schon damals zum Anwalt ihres
großen Könnens machte. Und ihr Talent
blieb nicht lange verborgen, obwohl sie
um Geheimhaltung gebeten hatte und
den Namen „Schmidtsberg“, „eine für
mein Elternhaus in dessen Umgebung
gebräuchliche Bezeichnung“, als Decknamen
benutzte: „Meine Eltern, von
mir über die Arbeit und ihre Meinung
befragt, äußerten sich sehr lobend, aber
sie waren fast entsetzt, als ich mich als
Verfasserin bekannte“.
Ihre Arbeiten, zu denen auch Kurzgeschichten
und Gedichte zählten,
fanden dank ihrer Lebensnähe „eine so
begeisterte Zustimmung von meinen
Landsleuten, dass dieses mein schönster
Lohn ist“, schrieb Marie. Der Verlag
Kleinert verlegte auch ihre weiteren von
der Leserschaft mit Spannung erwarte-
ten Werke, und zwar im „Bersenbrücker
Kreisblatt“.
Ausgabe Sommer 2023 mq | 21