Roșia Montană - Stadtgespräche Rostock
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0.13 __ //// ATOMMÜLLTRANSPORTE DURCH ROSTOCK<br />
Das Anti-Atom-Camp<br />
auf dem Neuen Markt – ein Stadtgespräch<br />
TEILNEHMER: AUS DEM ANTI-ATOM-BÜNDNIS NORDOST<br />
Im Juli 2011 haben Mitglieder des Anti-Atom-Bündnisses NordOst als Protest gegen die regelmäßigen Atomtransporte über den<br />
<strong>Rostock</strong>er Überseehafen, von denen die Öffentlichkeit erst kurz zuvor erfahren hatte, ein Camp auf dem Neuen Markt in <strong>Rostock</strong><br />
abgehalten. Die Teilnehmer sprechen über 11 aufregende Tage.<br />
Felix: Am 8. Juli 2011 wollten wir mit einer Fahrraddemo vom<br />
Neuen Markt zum Seehafen fahren. Grund war, dass einige<br />
Wochen zuvor bekannt geworden ist, dass über den <strong>Rostock</strong>er<br />
Überseehafen radioaktive Brennelemente und Kernbrennstoffe<br />
verschifft werden. Diese brauchen die Kernkraftwerksbetreiber<br />
für den Betrieb der Atomkraftwerke. Wütend gemacht hat uns<br />
vor allem, dass durchschnittlich zweimal pro Woche so ein<br />
Transport läuft. Außerdem wird das radioaktive Material nicht<br />
mit Frachtern, sondern mit LKWs auf den Fähren der Reederei<br />
Scandlines transportiert. Da steht dann der Atomtransport also<br />
neben dem LKW mit Lebensmitteln oder dem Campingbus eines<br />
Familienurlaubs!<br />
Olli: Unser Ziel ist ein Beschluss der Bürgerschaft, analog zu<br />
den Verfügungen in anderen Hafenstädten (z.B. Emden), dafür<br />
zu sorgen, dass solche Transporte via <strong>Rostock</strong> nicht mehr möglich<br />
sind.<br />
Felix: Die Fahrraddemo sollte auch über einen Teil der A19<br />
zum Hafen führen. Mit der Stadt wurde das im Vorfeld so abgesprochen.<br />
Am Neuen Markt, schon lange nach Veranstaltungsbeginn<br />
- wir wollten gerade losfahren - kam dann die Einsatzleitung<br />
zu uns und meinte, wir sollten eine andere Route<br />
fahren, weil die Polizei die Autobahn nicht absichern kann.<br />
Wir legten Widerspruch beim Verwaltungsgericht ein, entschieden<br />
uns aber auch für politischen Druck und begannen<br />
noch am selben Abend das Camp aufzubauen und kündigten<br />
an, solange zu bleiben bis wir über die Autobahn fahren dürfen.<br />
Olli: Am ersten Abend waren Polizeibusse in zweistelliger Anzahl<br />
vor Ort, ursprünglich zur Demo waren es maximal 3-4<br />
Busse, es wurden dann immer mehr. Dafür schienen dann doch<br />
noch genug Beamte verfügbar zu sein. Das Ordnungsamt verfügte<br />
nach 21 Uhr, dass die Musik leiser zu stellen sei, anderenfalls<br />
würden die Boxen beschlagnahmt. Im Ordnungsamt<br />
mussten sie wegen des Camps Überstunden machen. Die Musik<br />
wurde abgestellt, stattdessen wurde Gitarre gespielt. Nach<br />
22 Uhr verschwanden die meisten Polizisten wieder, bloß drei<br />
Wagen blieben, danach waren nur Patrouillen zu sehen.<br />
Daniel 1: Bemerkenswert finde ich, dass hier nicht nur das Anti-Atom-Bündnis<br />
aktiv war, sondern auch eine Gruppe meist<br />
junger Menschen dazukam, die für mehr Freiraum in der Stadt<br />
kämpfen, für Möglichkeiten repressionsfreier Lebensgestaltung....<br />
Olli: Ja, für die Leute aus dem Anti-Repressions-Spektrum war<br />
das Camp ein Statement des Widerstands.<br />
Daniel 1: ... Die sind mit dazu gekommen und weil jede und<br />
jeder etwas beigetragen und mitgebracht hat, sei es ein Solarmodul,<br />
ein großes Zelt, eine Thermoskanne, sei es jede Menge<br />
Zeit: für Nachtwachen, fürs Gemüseschnippeln, fürs Malen<br />
von Transpis ... hat es funktioniert!<br />
Olli: Alle Aktionen wurden basisdemokratisch in Plena beschlossen.<br />
Felix: Schon in den ersten Stunden des Camps kamen die ersten<br />
Zelte, eine Feuertonne, Holz, Decken, Isomatten, Campingstühle<br />
und Essenspenden, so dass wir gleich am ersten Tag<br />
Essen kochen konnten, für die CampbewohnerInnen. Herzstück<br />
des Camps war immer der Lauti, der die ganze Zeit blieb.<br />
Auch waren dann am Abend viele Menschen da, um das Camp<br />
zu unterstützen. Es war natürlich so, dass vormittags und am<br />
frühen Nachmittag wenig Menschen vor Ort waren, viele<br />
mussten arbeiten, es war Prüfungszeit. Trotzdem hat das Camp<br />
in seiner Struktur gut funktioniert und gibt Mut für weitere<br />
ähnliche Aktionen. - Von den Marktleuten bekamen wir am<br />
Abend immer Essenspenden für die tägliche VoKü (Volksküche).<br />
PassantInnen diskutierten mit uns, schimpften über die<br />
„GammlerInnen“, spendeten für uns, bedankten sich für unsere<br />
Arbeit. Spannend war es auch, mit TouristInnen aus anderen<br />
Ländern zu reden.<br />
Olli: ... vor allem vom Biofrisch-Stand gab es immer „Grünzeug“.<br />
Und JAZ, Ökohaus und Peter-Weiss-Haus unterstützen<br />
unsere Aktionen immer wieder mit diversen Leihgaben.