Roșia Montană - Stadtgespräche Rostock
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0.17 __ //// FILMSTANDORT ROSTOCK<br />
Ist <strong>Rostock</strong> eine<br />
Filmstadt?<br />
MARCO VOß<br />
„Achtung RUHE bitte –Wir wollen drehen!“ – Dieser Satz<br />
schallt seit 2010 häufiger durch die Straßen von <strong>Rostock</strong>. Passanten<br />
bleiben neugierig stehen und wollen wissen, was da vor<br />
sich geht. Vermutlich ist es der neue Polizeiruf 110, der nun regelmäßig<br />
im Auftrag des NDR in <strong>Rostock</strong> gedreht wird. Wenn<br />
man Glück hat, ist das bekannte Ermittler-Team zu sehen, die<br />
Schauspieler Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner. So ein<br />
Film-Set hat für Außenstehende reizvollen Schauwert. Man<br />
versucht zu verstehen, was da gerade vor sich geht. Schließlich<br />
besteht A) die Chance einen Star zu entdecken, B) zu sehen,<br />
wie es gemacht wird und C) kann man später am Fernseher<br />
aufschreien, wenn die Szene kommt, die man live miterlebt hat.<br />
Oft passiert am Set scheinbar gar nichts, viele Crewmitglieder<br />
sind nur an der praktischen Wetterkleidung und an den Kopfhörern<br />
erkennbar. Manche versammeln sich mit Drehbuch unterm<br />
Arm hinter der Kamera, es werden Bewegungsabläufe geübt,<br />
an der Beleuchtung gearbeitet, Requisiten aufgestellt, Frisuren<br />
gerichtet und irgendwo ist auch immer eine Kaffeeversorgung<br />
in der Nähe. Wer glaubt, an den Autokennzeichen zu<br />
erkennen, woher das Team kommt, liegt meist falsch. Die<br />
Nummernschilder HH / Wi / M nutzen einfach die großen<br />
Autovermieter. Im Falle des Polizeirufes kommt das Team häufig<br />
aus Köln, mit Personal aus Hamburg und Berlin. Da stellt<br />
sich Mancher die Frage, wieso die Filmleute nicht von hier<br />
sind.<br />
Für viele insbesondere junge Menschen ist ein Job bei Film und<br />
Fernsehen der große Traum. Nicht wenige versuchen es bei Castingshows<br />
vor der Kamera, egal mit welchem Talent, andere<br />
gehen es mit einer Ausbildung als Schauspieler oder in einem<br />
der Medienberufe an. Kameraerfahrung ist in Zeiten von<br />
HandyCams reichlich vorhanden, auch wenn das nichts mit<br />
dem zu tun hat, was ein Spielfilmkameramann drauf hat. Dieser<br />
Beruf ist einer der attraktivsten überhaupt: kreative Bildgestaltung,<br />
Umgang mit Technik, Teamarbeit, Wissen um opti-<br />
sche Gesetze, Reisen, gutes Gehalt und schöne Menschen vor<br />
der Linse. Allerdings braucht es einen langen Weg, um dorthin<br />
zu gelangen.<br />
Wer in <strong>Rostock</strong> lebt, befindet sich nicht gerade in einer Oase<br />
des Medienbusiness und hat es extra schwer. Die Zentren sind<br />
Berlin, München, Hamburg und Köln. Da darf ein Filmteam in<br />
manchen Gegenden kaum noch drehen, so angenervt sind die<br />
Anwohner von den ständigen Parkplatzabsperrungen für die<br />
riesigen Filmtrosse. Hier ist das noch lange nicht so weit: Die<br />
Stadt <strong>Rostock</strong> wird jedem Produzenten den roten Teppich ausrollen,<br />
der drehen möchte. Unkomplizierte Drehgenehmigungen,<br />
Sperrungen bei Straßenszenen, genügend Parkflächen für<br />
den Fuhrpark und Beratung bei der Suche nach geeigneten Locations<br />
dürfen schon geboten werden, wenn man bedenkt, dass<br />
allein bei einer Ausstrahlung des Polizeirufs aus <strong>Rostock</strong> bis zu<br />
8 Millionen Zuschauer am Sonntagabend vor dem Fernseher<br />
sitzen und die Stadt sehen. Das schafft keine Tourismuszentrale.<br />
Manche Stadtpolitiker schauen kritisch auf das was gezeigt<br />
wird. Plattenbauten, Sozialelend und Industriebrachen sollen<br />
es in Ihren Augen nicht sein, genauso wenig Schießereien am<br />
Brunnen der Lebensfreude und erst Recht nicht, was SAT 1 in<br />
dem Politthriller „Die Grenze“ zeigte: Einen Bürgerkrieg radikaler<br />
Parteien in den Straßen von <strong>Rostock</strong>.<br />
Aus medienpolitischer Sicht stellt sich das anders da: Gewalt<br />
und Kriminalität sind im Fernsehen täglicher Standard. Die<br />
Herstellung dieser Sendungen ist eine Industrie wie andere<br />
auch. Spannung und Konflikte auf Leben und Tod sehen die<br />
Zuschauer offenbar besonders gern. Damit kann man Quote<br />
machen, Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen. Es entstehen<br />
aber auch Filme mit anderen Inhalten. Im Winter wurde<br />
der Spielfilm EISWIND mit Christine Neubauer abgedreht,<br />
die hier in <strong>Rostock</strong> die Konzernchefin einer großen Kreuzfahrt-Reederei<br />
spielt. Solche TV Filme sind natürlich ein<br />
Glücksfall und intendieren die erwünschte Message an den