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Roșia Montană - Stadtgespräche Rostock

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00.5 __ //// KLIMAWANDEL<br />

Der Klimawandel<br />

hat <strong>Rostock</strong> erreicht<br />

INTERVIEW MIT HOLGER MATTHÄUS, ROSTOCKER SENATOR FÜR BAU UND UMWELT, ZU DEN EXTREMWETTERSITUATIONEN<br />

2011 UND SICH DARAUS ERGEBENDEN KONSEQUENZEN<br />

<strong>Stadtgespräche</strong>: Die Extremwetterlagen der letzten Monate haben<br />

gezeigt, dass Stadt und Region <strong>Rostock</strong> nur bedingt auf solche<br />

Situationen vorbereitet sind. Welche Maßnahmen werden getroffen,<br />

um mit zukünftigen ähnlichen Situationen besser umzugehen<br />

(kurzfristig und langfristig-strategisch)?<br />

Holger Matthäus: Zur aktuellen Erinnerung: Wir hatten innerhalb<br />

weniger Monate drei unterschiedliche Wetterextreme.<br />

Wiederum einen Wintermonat Dezember 2010 mit ungewöhnlich<br />

hoher Schneedecke und lang anhaltenden Minusgraden.<br />

Dann die wochenlange extreme Trockenheit im<br />

März/April 2011, die zu dem verheerenden Staubsturm südlich<br />

von <strong>Rostock</strong> führte und den todbringenden Massenunfall<br />

verursachte. Bereits Anfang Juli gab es dann starke Niederschläge.<br />

Der Höhepunkt aber begann am 23.07.2011. Mit 111<br />

l/m2 innerhalb von 24h wurde eine nicht für möglich gehaltene<br />

Niederschlagsmenge in <strong>Rostock</strong> gemessen. Damit nicht genug.<br />

Fast im Wochentakt traten ähnlich Extremereignisse noch<br />

zweimal ein. Im Zeitraum Juli/August 2011 fiel der gesamte<br />

Jahresniederschlag aus den Wolken. Der Klimawandel hat <strong>Rostock</strong><br />

erreicht.<br />

Um es ganz klar zu sagen: Gegen Extremereignisse gibt es keinen<br />

Rundherum-Vollschutz! Wir können und müssen damit<br />

zu leben lernen. Aber wir müssen auch endlich strategisch vorbereitet<br />

daran arbeiten, Schäden an materiellen Werten auf ein<br />

vertretbares Maß zu minimieren und selbstverständlich an<br />

Menschen möglichst vollständig auszuschließen. Bis jetzt haben<br />

wir nur reagiert. Es wird Zeit zu agieren. Die konkreten<br />

Aufgaben zur Anpassung an einen - bis vor Kurzen von vielen<br />

noch abgestrittenen - Klimawandel ist erst seit wenigen Jahren<br />

in der gesellschaftlichen Diskussion. Die Bundesregierung legte<br />

erstmals 2011 ein Handlungspapier vor.<br />

Wir brauchen klare Verantwortlichkeiten und die Organisation<br />

eines schnellen und effektiven Zusammenspiels der Akteure<br />

in Form von Alarm- und Handlungsplänen für solche Ereignisse<br />

– kurz unterhalb des Schwellwertes zur Auslösung eines<br />

wirklichen Katastrophenalarms. Der normale städtische Verwaltungsapparat<br />

gelangt schnell an seine Handlungsgrenzen.<br />

<strong>Stadtgespräche</strong>: Welche konkreten Entscheidungen/Maßnahmen<br />

wurden bereits getroffen/ergriffen, um mit den Schäden, die diesen<br />

Sommer entstanden sind, umzugehen?<br />

Holger Matthäus: Im Rahmen der Gefahrenabwehr wurden<br />

durch die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren<br />

und des Technischen Hilfswerks seit den ersten dramatischen<br />

Stunden Sagenhaftes geleistet. Durchgehend waren die Helfer<br />

im Einsatz, bedienten Pumpen und stapelten Sandsäcke. Herzlichen<br />

Dank an alle Einsatzkräfte!<br />

Durch den Wasser- und Bodenverband wurde in enger Abstimmung<br />

mit der Stadtverwaltung eine Reihe von kurzfristigen<br />

Maßnahmen durchgeführt. Es wurden im Bereich des Schmarler<br />

Baches und des Laakkanals Bypässe ausgebaggert, um die<br />

anstehenden Wassermassen schneller in die Warnow fließen zu<br />

lassen. Ein zusätzliches mobiles Schöpfwerk konnte erst nach<br />

Entspannung im Bereich des Stromgrabens in Graal-Müritz<br />

umgesetzt werden und beschleunigte das Ausschöpfen des etwa<br />

1 m unter Ostseewasserpegel liegendes Laakgebiets.<br />

Trotzdem waren diese Aktionen in der Summe nicht ausreichend;<br />

unsere Entwässerungssysteme sind generell nicht für<br />

diese Wassermengen ausgelegt. Die bis heute geltenden technischen<br />

Regeln für Entwässerungssysteme wurden eingehalten.<br />

Diese Regeln basieren jedoch auf Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />

von extremen Wetterereignissen. Offensichtlich muss hier<br />

nachgeregelt werden.

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