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60 KULTUR<br />
FOTO: KIRSTEN BUCHER<br />
Generalmusikdirektor Sebastian Weigle verabschiedet<br />
sich nach 15 Jahren an der Oper Frankfurt.<br />
OPER<br />
BIBLISCHER<br />
ABSCHIED<br />
FOTO: ENRICO NAWRATH<br />
Tobias Kratzer<br />
führt Regie<br />
Generalmusikdirektor Sebastian Weigle<br />
verabschiedet sich vom Frankfurter Publikum<br />
mit einer Neuproduktion der vergessenen<br />
Oper „Die ersten Menschen“ des<br />
Komponisten Rudi Stephan. Regie führt<br />
Ausnahmetalent Tobias Kratzer.<br />
Die aus dem Paradies vertriebene erste<br />
Familie der Schöpfungsgeschichte hadert<br />
mit ihrem Schicksal, mit individueller Einsamkeit,<br />
mit tiefen erotischen Sehnsüchten:<br />
Während Urvater Adahm den Kampf<br />
um die bloße Existenz austrägt, fühlt sich<br />
seine Frau Chawa vernachlässigt; ihr älterer<br />
Sohn Kajin durchwandert die menschenleere<br />
Welt auf der hoffnungslosen Suche<br />
nach einer Frau, die sein Begehren zu stillen<br />
vermag, während sein jüngerer Bruder<br />
Chabel trotz einer tiefen Gottesliebe nicht<br />
Herr seiner Triebe ist. Der erste Mord der<br />
Menschheitsgeschichte ist auch ein Mord<br />
aus niederem Motiv: Kajin überrascht seinen<br />
Bruder im extatischem Liebesrausch,<br />
den er mit der einzigen Frau auslebt, die als<br />
Projektionsfläche erotischen Fantasierens<br />
taugt: ihrer beider Mutter Chawa.<br />
Mit der Wiederentdeckung dieser Rarität<br />
verabschiedet sich Generalmusikdirektor<br />
Sebastian Weigle nach 15 Jahren aus<br />
seinem Amt. Die Wahl seiner Schlusskür<br />
zeugt vom Mut und uneitler Entdeckerlust,<br />
die das Leitungsteam der Oper Frankfurt<br />
seit Jahren auszeichnet. Mit Tobias Kratzer<br />
übernimmt zudem ein Regisseur die<br />
szenische Ausgestaltung, der es versteht,<br />
geistig reflektiert, nah am Stoff und zugleich<br />
publikumswirksam zu inszenieren.<br />
Das vierköpfige Ensemble ist überwiegend<br />
aus den exquisiten Reihen des Ensembles<br />
besetzt. *mas<br />
2.7., Oper, Willy-Brandt-Platz, Frankfurt,<br />
18 Uhr, weitere Termine: 6., 9. (18 Uhr),<br />
12., 15., 17., 20.7., 19:30 Uhr,<br />
www.oper-frankurt.de<br />
KAMMEROPER<br />
Die seidene Leiter<br />
Das gesellige Opern-Open-Air im Palmengarten gehört<br />
für viele Kulturfans zu den sommerlichen Höhepunkten<br />
der Saison – Kammeroper-Impresario Rainer Pudenz<br />
präsentiert in diesem Jahr abermals eine luftig-heitere<br />
Farce aus der Feder Gioacchino Rossinis.<br />
FOTO: MARTIN PUDENZ<br />
Wie es sich für eine anständige italienische Komödie gehört, geht´s<br />
wieder einmal um einen eifersüchtig sein Mündel behütenden älteren<br />
Lebemann – in diesem Fall Dormont; Giulia, gar nicht brav, ehelicht<br />
heimlich ihren Liebhaber Dorvil. Als sich dieser nun mit Hilfe<br />
einer seidenen Leiter ins Liebesnest seiner frischgebackenen Frau<br />
schleichen will, folgt eine unglückliche Begegnung auf die nächste,<br />
bis jede*r sich einmal erklären, verlieben und verstecken durfte und<br />
zum wohligen Finale der zerknirschte Dormont ein Einsehen haben<br />
muss und sein Schicksal akzeptiert ...<br />
Gioacchino Rossinis „Die seidene Leiter“ von 1812 mischt sämtliche<br />
Zutaten, die das mit Picknickdecke, Snacks und Drinks bewehrte<br />
Palmengarten-Publikum so schätzt: luftige, mit endlosen reizvollen<br />
Einfällen gespickte Musik, eine sommerlich wohltuende Kürze des<br />
gewohnt verwirrenden Intrigenspektakels, spiel- und natürlich singfreudige<br />
Sänger*innen und nicht zuletzt die naturnahe Kulisse rund<br />
um den Musikpavillon im Herzen des Palmengartens. *mas<br />
8.7., Kammeroper im Musikpavillon des Palmengartens,<br />
Palmengartenstr. 11, Frankfurt, 20 Uhr, Vorstellungen laufen<br />
bis zum 5.8., www.kammeroper-frankfurt.de