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RHEIN-MAIN NECKAR<br />
31<br />
temberg den Landesfamilienrat, in dem wir<br />
einen Sitz haben … Das Thema ist einfach<br />
viel präsenter geworden. Gleichzeitig heißt<br />
mehr Sichtbarkeit nicht automatisch, dass<br />
es auch mehr Regenbogenfamilien sind.<br />
Auf jeden Fall ist es aber kein Großstadt-<br />
Phänomen-only mehr.<br />
Gab es in den vergangenen Jahren<br />
nennenswerte rechtliche Veränderungen<br />
für Regenbogenfamilien, oder tritt<br />
das eher auf der Stelle?<br />
Das tritt leider seit Jahren auf der Stelle.<br />
Und damit verweigert der Gesetzgeber<br />
Kindern in queeren Familienkonstellationen<br />
den zweiten Elternteil. Das geltende<br />
Abstammungsrecht diskriminiert zudem<br />
weibliche, trans*, inter* und nicht-binäre<br />
Personen als Elternteile. Im Koalitionsvertrag<br />
ist eine Reform vereinbart, die Ampelregierung<br />
ist aber bisher nicht tätig geworden.<br />
Es war aber auch teilweise in der<br />
queeren Community ein Denkfehler, dass<br />
mit der Ehe-Öffnung dann alles gut ist,<br />
also auch für Familien neu geregelt wird.<br />
Denn das sind juristisch gesehen zwei<br />
Paar Schuhe. Deswegen gilt momentan,<br />
wenn wir mal von Leihschwangerschaft<br />
und Mehreltern-Konstellationen absehen,<br />
praktisch für schwule Ehepaare die<br />
größtmögliche familienrechtliche Gleichstellung,<br />
denn sie können seit der „Ehe für<br />
alle“ auch endlich Kinder adoptieren. Ich<br />
persönlich finde das aber keine nennenswerte<br />
Veränderung, das hätte auch schon<br />
vorher geregelt werden können, also auch<br />
schon für die Eingetragene Lebenspartnerschaft.<br />
Nur als Pflegeeltern hat der<br />
Gesetzgeber nicht so genau hingeschaut.<br />
Da waren in der Bedürftigkeit lesbische<br />
und schwule Eltern immer gut genug, ob<br />
mit oder ohne Trauschein oder rechtliche<br />
„Zusatzregelung“.<br />
Welche rechtlichen Veränderungen<br />
würden diesen Prozess erleichtern?<br />
Das Wichtigste ist wirklich, die Stiefkindadoption<br />
abzuschaffen. Sie war, wie<br />
gesagt, eigentlich auch nicht für homosexuelle<br />
Paare gedacht, sondern wurde<br />
adaptiert. Das Stiefkind-Adoptionsverfahren<br />
dauert zudem sehr lange. Das sind<br />
sechs bis 18 Monate, in denen das Kind<br />
sorge-, unterhalts- und erbrechtlich nur<br />
durch einen Elternteil abgesichert und<br />
die Geburtsurkunde unvollständig ist.<br />
Dann braucht es rechtliche Regelungen<br />
zur Absicherung der Elternschaft, die<br />
Aufwertung der sozialen Elternschaft,<br />
die Öffnung des Samenspenderregisters<br />
für private Spenden, die Einführung einer<br />
Verantwortungsgemeinschaft unabhängig<br />
von der Ehe, damit auch Mehreltern-Familien<br />
möglich sind. Wir fordern zudem, die<br />
Identitätsverfälschung von trans Eltern zu<br />
beenden. Sie werden nämlich, auch wenn<br />
ihr Kind nach Abschluss der Transition<br />
geboren wird, mit ihrem unzutreffenden<br />
Geschlecht und Vornamen im Geburtenregister<br />
eingetragen. Auch die Vielfalt der<br />
Elternschaft muss endlich berücksichtigt<br />
werden. Nicht nur Mütter gebären. §1591<br />
BGB ist aber seither beschränkt auf Frauen<br />
als Mütter, die dann auch in Eintragungen<br />
an erster Stelle stehen. Und letztlich, aber<br />
das hat nichts mit dem Abstammungsrecht<br />
zu tun, wäre es sinnvoll, das Geschäft<br />
mit dem Kinderwunsch zu beenden<br />
und den Krankenkassen reguläre Hilfen<br />
für Schwangerschaften zu ermöglichen.<br />
Hier gibt es noch eine große Grauzone, von<br />
deren Abschaffung auch heterosexuelle,<br />
bisexuelle oder non-binäre Frauen profitieren<br />
würden, die das Abenteuer Familie<br />
alleine oder mit anderen Verantwortlichkeiten<br />
anpacken wollen.<br />
www. ba-wue.lsvd.de<br />
Das komplette Interview gibt’s auf<br />
www.männer.media/regional/<strong>gab</strong><br />
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