09.07.2023 Aufrufe

Fjord&Schlei maritim 02/2023

Das maritime Magazin im Norden. 80. Ausgabe 16. Jahrgang

Das maritime Magazin im Norden.
80. Ausgabe
16. Jahrgang

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Geschichte und Geschichten aus der Region<br />

Die Lotseninsel – Kleinod in der <strong>Schlei</strong>mündung<br />

Nur fünf Meter über dem Meeresspiegel und nur 112 Hektar groß ist die Lotseninsel. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Halbinsel<br />

gewandelt, von der Arbeits- und Wohninsel für Lotsen und Leuchtturmwärter hin zur touristischen Attraktion.<br />

Kappeln. Die ältesten Belege zur Geschichte<br />

der Halbinsel datieren ins<br />

Mittelalter, entstanden ist sie durch Ablagerungen<br />

von Sedimenten der Meeresströmungen.<br />

Im Jahr 1780 kam die<br />

Lotseninsel, die bis dato zum Gut Olpenitz<br />

gehörte, zu Schleswig und ein erster<br />

Durchstich zur Ostsee wurde vorgenommen.<br />

Dieser versandete schnell und 1782<br />

wurde eine erste Befestigung mit Pfählen<br />

angelegt. Schon 1794 musste diese<br />

durch eine Befestigung aus Stein ersetzt<br />

werden. Die heutige Mündung basiert<br />

auf dieser ersten dauerhaften Befestigung.<br />

1873 wurde das Lotsenhaus gebaut.<br />

Es diente als Wohnung der Lotsen mit<br />

ihren Familien. Erst seit 1980 wohnen<br />

dort keine Lotsen mehr. Das im Stil der<br />

Gründerzeit errichtete Gebäude musste<br />

dringend saniert werden. Im Jahr 2012<br />

wurde es ökologisch modernisiert und<br />

verfügt nunmehr über 400 Quadratmeter,<br />

die ausschließlich als Schlaf- und<br />

Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter genutzt<br />

werden. Die Nordmole wurde 1880<br />

fertiggestellt und der Leuchtturm konnte<br />

1871 seine Funktion aufnehmen.<br />

Das Baumaterial für den knapp 15<br />

Meter hohen Leuchtturm waren gelbe<br />

Ziegel, doch in den folgenden Jahrzehnten<br />

wechselte er achtmal sein Erscheinungsbild,<br />

von ziegelgelb bis hin<br />

zu Schachbrettmustern in rot-weiß oder<br />

schwarz-weiß. Zuletzt wurde er mit Kunststoffplatten<br />

verkleidet. Bei der umfangreichen<br />

Sanierung im Jahr 2015 erhielt er<br />

sein heutiges grün-weißes Erscheinungsbild,<br />

das Achte seit 1871. Die Energieversorgung<br />

stellt ein Stromkabel, das 2009<br />

von Olpenitz zur Halbinsel neu verlegt<br />

wurde, sicher.<br />

Den Beruf des Leuchtturmwärters gibt<br />

es heute nicht mehr, 1986 endete mit<br />

dem letzten Leuchtturmwärter in Eckernförde<br />

diese Ära in Deutschland.<br />

Der kleine Hafen war urspünglich der<br />

Liegeplatz des Lotsenbootes und des<br />

Zollkutters. Mit dem Lotsenversetzboot<br />

wurde der Lotse an Bord der Schiffe gebracht,<br />

um den Kapitänen den sicheren<br />

Weg in und durch die <strong>Schlei</strong> zu weisen.<br />

1980 wurde der letzte Lotse abgezogen,<br />

der kleine Hafen wurde nur noch<br />

als Not- und Schutzhafen durch das Wasser-<br />

und Schifffahrtsamt unterhalten. Als<br />

aus Kostengründen die Schließung des<br />

Hafens bevorstand, formierte sich der<br />

»Verein naturnaher Wasserwanderplatz<br />

<strong>Schlei</strong>münde e.V.«, initiiiert durch die Segelvereine<br />

der <strong>Schlei</strong>.<br />

In Eigen ini tiative wurde in den folgenden<br />

Jahren durch die Vereinsmitglieder<br />

der kleine Hafen ausgebaut und modernisiert.<br />

Er ist keine Marina, sondern ein<br />

Wasserwanderplatz mit einfacher Infrastruktur,<br />

der Kanus, Segel- oder Motorbooten<br />

einen Liegeplatz bietet.<br />

Heute legen an der Mole auch wieder<br />

mehrere Fahrgastschiffe mit Tagesausflüglern<br />

an.<br />

Der <strong>Schlei</strong> mün der Leucht turm zeigt in unter<br />

schied li che Rich tun gen ro tes bzw. weißes<br />

Licht als Blinkfeuer: ei nem Licht schein<br />

von zwei Se kun den Dau er folgt eine Dunkel<br />

pha se von drei Se kun den, nach dreima<br />

li ger Wie der ho lung folgt eine acht<br />

Se kun den dau ern de Dun kel pha se. Der<br />

ins ge samt 20 Se kun den dau ern de Takt<br />

be ginnt da nach von vorn. Mit einer Nenntragweite<br />

von 13 Seemeilen (weiß) und einer<br />

vollautomatischen Fernüberwachung<br />

durch das Wasser- und Schifffahrtsamt<br />

Travemünde weisst der Leuchtturm den<br />

Seefahrern den Weg in die <strong>Schlei</strong>.<br />

Die Giftbude<br />

»Gift« bedeutet im Norddeutschen<br />

»Gabe«, es wurde dem Gast etwas gegeben.<br />

Die »Giftbude«, erbaut in den<br />

1920er Jahren, ist also die Gastronomie<br />

auf der Lotseninsel. Nach der Erweiterung<br />

der »Giftbude« finden 30 Gäste in<br />

den Räumlichkeiten und etwa 30 Gäste<br />

auf der Terrasse Platz. Lotsenhaus und<br />

Giftbude finden sich heute in der Trägerschaft<br />

der Schleswiger Werkstätten.<br />

<br />

Text: Heiko Grüterich<br />

Bilder: Lighthouse Foundation, Hamburg<br />

<br />

Quelle: www.lotsteninsel.de<br />

Fjord & <strong>Schlei</strong> <strong>maritim</strong> <strong>02</strong>/23 - Seite 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!