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Fjord&Schlei maritim 02/2023

Das maritime Magazin im Norden. 80. Ausgabe 16. Jahrgang

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Nationalpark Ostsee? – Ein Gespenst geht um<br />

Unsere schöne Flensburger Förde und die Ostsee werden zur Zeit vom Klabautermann im Gewand eines Nationalparks heimgesucht.<br />

Die Segelgemeinschaft, Angelsporttreibende, See- und Küstenliebhabende und viele mehr sind verunsichert.<br />

n Das Gespenst: Schleswig-Holsteins<br />

Umweltminister Tobias Goldschmidt und<br />

das ihm unterstellte Ministerium für Energiewende,<br />

Klimaschutz, Natur und Umwelt<br />

»MEKUN« treiben die Planung eines<br />

Nationalparks »Schleswig-Holsteinische<br />

Ostsee« voran, um dem schlechten Zustand<br />

der Ostsee zu begegnen.<br />

Die laut Bundesnaturschutzgesetz damit<br />

verbundenen großflächigen »Nullnutzungszonen«<br />

bedeuten massive Einschränkungen<br />

bis zu Auschlüssen für<br />

diverse Wassersportarten, Freizeitaktivitäten<br />

und Erholung und beinhalten das<br />

Potenzial, in Zukunft erweitert zu werden.<br />

In einem Nationalpark gibt das Land die<br />

Entscheidungskompetenz an den Bund<br />

und an die EU-Gesetzgebung ab.<br />

n Wollen wir das? Für die Flensburger<br />

Innen- und Aussenförde haben sich die<br />

Vorstände der Vereine Fördekiter e. V.<br />

und Surfclub Holnis e. V., die Mitarbeiter<br />

vom Surfshop Surfpirates GmbH und<br />

Schule Wassersport Holnis GbR mit einem<br />

Schreiben an die Politik gewendet,<br />

das deutlich Erklärungen und Transparenz<br />

fordert: Welche Schäden werden<br />

durch den Surfsport tatsächlich verursacht,<br />

und welche wissenschaftlichen<br />

Studien werden als Grundlage hinzugezogen?<br />

Welche Nutzungen bezüglich<br />

des Wassersports werden untersagt und<br />

welche sind im geplanten Nationalpark<br />

noch erlaubt? Welche Ausnahmen wird<br />

es geben? Wie können wir uns mit unserem<br />

Wissen und Erfahrungen in die<br />

Gestaltung einbringen? Wo sollen wir alternativ<br />

unseren Sport und aktive Vereinstätigkeiten<br />

ausüben, wenn unsere Spots<br />

von Verboten betroffen sind? Welche<br />

Förderung und Unterstützung wird es als<br />

Kompensation für Einschränkungen (Anfahrten<br />

zu entfernten Spots, Vereinsfernreisen,<br />

Ausweichen ins Ausland) geben?<br />

Die Absender des Schreibens stellen<br />

Wissenslücken vonseiten der Politik in<br />

Bezug auf die Diversifizierung der unterschiedlichen<br />

Wassersportarten und deren<br />

Wirkweise auf die Natur fest. Hierzu<br />

fordern sie, in jeden Verhandlungsschritt<br />

Hohes Interesse herrschte zum Thema »Nationalpark Ostsee« im Wittkielhof in Stoltebüll.<br />

Von Fehmarn bis zur Flensburger Förde:<br />

Der Nationalpark Ostsee<br />

• Größe der Ostsee im deutschen Einflussbereich: rund 412.500 Quadratkilometer<br />

• Größe des geplanten Nationalpark Ostsee: 1.620 Quadratkilometer (0,39%)<br />

• Beginn des Konsultationsprozesses: 11. Mai 2<strong>02</strong>3<br />

künftige Termine Fachworkshops:<br />

11.07. Fachworkshop Wassersport 12.09. Fachworkshop Regionalentwicklung/Regionale<br />

Wirtschaft<br />

30.08. Fachworkshop Naturschutz<br />

19.09. Fachworkshop Kommunen<br />

Weitere Informationen, die Termine der Fachworkshops<br />

und die Karte der Potentialkulisse gibt es auf der<br />

Internetpräsens des Ministeriums:<br />

https://www.schleswig-holstein.de<br />

als professionell beratende Kompetenz<br />

miteinbezogen zu werden. Obwohl das<br />

Schreiben längst verschickt ist, gibt es bis<br />

dato noch keine konkreten Stellungnahmen.<br />

Fraglich ist, ob die Zurückhaltung<br />

der Empfänger/-innen Teil der Planungsstrategie<br />

sein könnte.<br />

n Informationsveranstaltung und<br />

»Konsultationsprozess«: Im Juni lud<br />

Heinrich Nissen als Vorsitzender vom Verein<br />

Ferienland Ostsee – Geltinger Bucht<br />

e. V. und der Touristikverein Kappeln/<br />

<strong>Schlei</strong>-Ostsee e. V. Beteiligte der Interessengruppen<br />

Tourismus, Wassersport,<br />

Fischerei, Landwirtschaft und Einwohner<br />

sowie Staatssekretärin Katja Günther mit<br />

Team vom MEKUN nach Stoltebüll ein.<br />

Das Interesse war groß, es erschienen<br />

ca. 300 Gäste. Katja Günther stellt<br />

das Nationalpark-Projekt vor und weist<br />

auf den schlechten Zustand der Ostsee<br />

hin. Aktuell besteht Meeresschutz<br />

in Schleswig-Holstein aus Natuschutz-,<br />

Natura-2000-, und Fauna-Flora-Habitat-<br />

Gebieten.<br />

Im sogenannten »Konsultationsprozess«<br />

solle gelebte Demokratie stattfinden<br />

durch Diskussion mit Ostsee-angrenzenden<br />

Kommunen und relevanten<br />

Foto: Heinrich Nissen<br />

Interessengruppen. Zum Zeitpunkt der<br />

Veranstaltung gebe es keinen fertigen<br />

Gesetzentwurf.<br />

n »Potenztialkulisse« – Das ist wohl<br />

Politiksprech für die Bewertung von Bereichen<br />

und Räumen für einen Nationalpark.<br />

Hierzu erklärte Franziska Junge vom<br />

MEKUN, dass die Nutzungsdichte der<br />

Wirtschaftsräume innnere Flensburger<br />

Förde, innere <strong>Schlei</strong>, Kieler Förde und<br />

Lübecker Bucht zu hoch für die Anforderungen<br />

eines Nationalparks seien. Auch<br />

Badestrände, Campingplätze, Häfen und<br />

deren Zufahrten lägen außerhalb. Liegt<br />

dieser Aussage ein »Konsultationsprozess«<br />

zugrunde?<br />

n Das Stimmungsbild: Den Vorträgen<br />

folgten Stellungnahmen der Interessengruppen<br />

und eine Diskussionsrunde<br />

um die Frage, ob es einen Nationalpark<br />

brauche, wenn dort angeblich so vieles<br />

erlaubt sei. Nichts genaues weiss man<br />

nicht …<br />

Und so spiegelt sich die Verunsicherung<br />

und ein fragwürdiger »Konsultationsprozess«<br />

in der veranstaltungsinternen Meinungsumfrage<br />

zu einem Stimmungsbild<br />

wider: Keine Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen.<br />

<br />

Text: Henning Alberti/FSm<br />

Seite 24 - Fjord & <strong>Schlei</strong> <strong>maritim</strong> <strong>02</strong>/23

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