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Gesundheitsregion_2023

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40 Arztberuf und Work-Life-Balance<br />

E Sie geht für den RSC Kempten an den Start: Franziska Keller im Trikot des Allgäuer Radsportvereins.<br />

Zwischen OP-Saal und Rennstrecke<br />

Ein Herz, zwei Leidenschaften: Die angehende Ärztin Franziska Keller aus dem österreichischen<br />

Grenzstädtchen Vils über die Vereinbarkeit von Medizin und Sport<br />

Foto (5): Franziska Keller<br />

<br />

Von Jasmin Lutz<br />

Vor Schichtbeginn schwitzt sie für<br />

den sportlichen Erfolg, nach Feierabend<br />

tauscht sie den OP-Kittel gegen<br />

das Rad-Trikot. Als angehende<br />

Ärztin und aktive Leistungssportlerin<br />

weiß Franziska Keller, was es heißt,<br />

Zeit zu managen. Denn: Kellers Alltag<br />

ist eng getaktet – mindestens<br />

40 Stunden im Krankenhaus und<br />

mindestens zehn Stunden die<br />

Woche auf dem Asphalt. Da bleibt<br />

kein Raum für Verschwendung.<br />

Unterwegs auf zwei Rädern<br />

Aufgewachsen im idyllischen<br />

Grenzstädtchen Vils, wurde Keller<br />

die Liebe zum Radsport in die Wiege<br />

gelegt. Auch Vater Michael Keller<br />

ist leidenschaftlicher Radler, organisiert<br />

im heimischen Österreich sogar<br />

Rad-Marathons. Kein Wunder,<br />

dass die Tochter über die Jahre hinweg<br />

ein Faible entwickelte. Mit dem<br />

Erwerb der Radlizenz im Jahr 2021<br />

startete die professionelle Laufbahn.<br />

Seitdem streift sich Keller das Trikot<br />

des RSC Auto Brosch Kempten über.<br />

Mit dem Verein im Rücken fährt es<br />

sich leichter. Trotz des Einzelsportcharakters<br />

entsteht ein Wir-Gefühl.<br />

Zusammen mit dem Trainerstab<br />

werden individuelle Trainingspläne<br />

erstellt. Das Radfahren soll und<br />

muss neben dem Beruf funktionie-<br />

ren. „Obwohl ich den Sport nur als<br />

Hobby betreibe, findet er auf einem<br />

sehr hohen und professionellen Niveau<br />

statt“, betont Keller.<br />

Franziska Keller –<br />

die zukünftige Chirurgin<br />

Leben retten und Menschen<br />

helfen, das ist das, was Keller<br />

in naher Zukunft machen<br />

möchte. Dafür arbeitet<br />

sie hart. Fast sechs<br />

Jahre Studium der<br />

Humanmedizin liegen<br />

hinter ihr, sechs Jahre<br />

Assistenzärztin liegen<br />

noch vor ihr.<br />

Die junge Frau liebt<br />

es, den Verein zu repräsentieren.<br />

Durch<br />

den Zugehörigkeitsfaktor<br />

bekommt<br />

jeder Erfolg einen<br />

besonderen Stellenwert.<br />

Zusammen im<br />

Team – mit den Fans<br />

und den Vereinsmitgliedern<br />

– wird gefeiert,<br />

gelacht und<br />

auch mal geweint.<br />

Ruf des Schicksals<br />

Anders als beim Radfahren musste<br />

die Leidenschaft zur Medizin erst<br />

wachsen. Wie viele junge Menschen<br />

wusste auch Franziska Keller lange<br />

Zeit nicht, wohin die berufliche<br />

Reise hingehen soll. Mit einem<br />

Glitzern in den Augen betont<br />

Keller: „Ärztin war nicht mein<br />

Traumberuf, heute ist er es<br />

aber definitiv.“ Ein Schlüsselmoment<br />

rund um ihren<br />

18. Geburtstag war es, der<br />

Kellers Weg ebnete. „Ich<br />

kam zu einem Unfall dazu<br />

und wusste überhaupt<br />

nicht, wie ich reagieren<br />

soll“, blickt die heute<br />

25-Jährige zurück. Ab<br />

diesem Zeitpunkt wusste<br />

Keller: Sie wird Ärztin.<br />

Nach der Matura<br />

durchlief Keller also<br />

das Auswahlverfahren<br />

für EU-<br />

Bürger an der<br />

Universität Ulm.<br />

Zehn Semester<br />

und zwei<br />

Staatsexamen<br />

später befindet<br />

sich die junge ambitionierte<br />

Frau in den<br />

letzten Zügen ihres Humanmedizinstudiums.<br />

Mitten im Praktischen Jahr am Klinikum<br />

Kempten lernt sie die Medizin<br />

neu kennen und lieben. Das PJ, wie<br />

angehende Medizinerinnen und Mediziner<br />

das Praktische Jahr liebevoll<br />

nennen, führt die jungen Menschen<br />

an den Beruf heran. Danach folgt nur<br />

noch das dritte und letzte Staatsexamen.<br />

„Es gibt keinen Tag, an dem<br />

ich aus der Klinik gehe und nichts<br />

Neues dazu gelernt habe. Jeder Tag<br />

lehrt mich neue Erfahrungen und<br />

stellt mich vor neue Herausforderungen“,<br />

hebt Keller hervor. Diese Flut<br />

an wertvollen Informationen muss<br />

verarbeitet werden. Franziska Keller<br />

nutzt dabei die Energie der Musik,<br />

spielt Klavier oder singt. Auch reden<br />

hilft. Die Österreicherin schätzt dabei<br />

das Netzwerk im PJ-Haus. Hier<br />

sind alle PJler aus Kempten untergebracht.<br />

Nach Schichtende kann man<br />

den Tag zusammen reflektieren –<br />

sowohl über positiv als auch über<br />

negativ Erlebtes sprechen. Aber es<br />

ist vor allem der Sport, der sie erdet.<br />

Auf dem Sattel vergisst sie die Welt<br />

um sich herum. Dann zählt nur noch<br />

die Geschwindigkeit, der Fahrtwind<br />

und der Grip der Straße.<br />

Die Sache mit der Zeit<br />

Den Kopf freimachen und jeden<br />

Tag mit neuer Energie starten – das<br />

geht nur mit einer guten Work-<br />

Life-Balance. Franziska Keller hat

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