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Gesundheitsregion_2023

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m&i-Klinikgruppe Enzensberg<br />

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Mehr als nur ein Zittern<br />

Mit „Zurück in die Zukunft“ wurde<br />

er zum Weltstar. Wie seine eigene<br />

Zukunft weitergeht, weiß Michael J.<br />

Fox nicht. Denn er leidet seit über<br />

30 Jahren an der Parkinson-Erkrankung.<br />

Mit 29 Jahren wurde bei ihm<br />

die Schüttellähmung – wie Morbus<br />

Parkinson früher genannt wurde –<br />

diagnostiziert. Seither steckt er all<br />

seine Bemühungen in die Parkinson-Forschung.<br />

Wie dem 62-jährigen US-Schauspieler<br />

geht es in Deutschland vielen<br />

Menschen. Denn die Parkinson-<br />

Krankheit ist nach der Alzheimer-<br />

Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative<br />

Erkrankung in<br />

Deutschland – rund 400.000 Menschen<br />

leiden an ihr. „Ursache der<br />

Krankheit ist eine nachlassende Produktion<br />

des Botenstoffs Dopamin<br />

im Mittelhirn. Dieser Botenstoff ist<br />

wichtig für die Signalübermittlung<br />

im Gehirn. Fehlt Dopamin, werden<br />

die Bewegungen immer kleiner, es<br />

kommt zu Zittern oder Steifheit der<br />

Muskeln“, sagt Dr. Hans-Jürgen<br />

Gdynia, Chefarzt der Abteilung Neurologie<br />

in der m&i-Fachklinik Enzensberg.<br />

Aber auch eingefrorene Bewegungen,<br />

ein schlurfender Gang, leise<br />

Sprache und ein starrer Gesichtsausdruck<br />

sind typische Symptome der<br />

Parkinson-Krankheit.<br />

Schleichender Verlauf<br />

Die Parkinson-Krankheit bleibt nicht<br />

selten über viele Jahre unbemerkt,<br />

Symptome beginnen oft erst spät.<br />

Im Gehirn bauen jedoch immer<br />

mehr Zellen ab. „Wenn das typische<br />

Zittern auftritt, ist bereits der größte<br />

Teil der entsprechenden Nervenzellen<br />

zerstört“, so Dr. Gdynia. Auch bei<br />

Fox begann es mit einem Zittern des<br />

kleinen Fingers an der linken Hand.<br />

Hätte man die unheilbare Krankheit<br />

vorher erkennen können? „Meist<br />

kommt es zunächst zu unspezifischen<br />

Frühsymptomen. Sie können<br />

von depressiver Verstimmung über<br />

Schlafstörungen, Verstopfung bis<br />

hin zu Einschränkungen im Geruchssinn<br />

reichen. In diesem Stadium ist<br />

Parkinson allerdings schwer zu diagnostizieren“,<br />

sagt der Mediziner<br />

der m&i-Fachklinik Enzensberg. Erste<br />

spezifischere Symptome, die an<br />

eine Parkinson-Erkrankung denken<br />

lassen, sind dann zum Beispiel ein<br />

auffälliges Gangbild mit verminderten<br />

Mitschwingungen eines Armes<br />

oder eine nach vorne übergeneigte<br />

Haltung.<br />

Frühe Erkennung mit Test<br />

Ein neuer Test soll eine Diagnose<br />

schon vor dem Zeitpunkt des Symptombeginns,<br />

im sogenannten präklinischen<br />

Stadium, ermöglichen<br />

können. Er weist eine fehlerhaft ge-<br />

E Wenn das Zittern beginnt, ist bereits der größte Teil der entsprechenden Nervenzellen zerstört.<br />

<br />

Foto: Lightfield Studios – stock.adobe.com<br />

faltete Form des Eiweißes alpha-Synuclein<br />

nach. Alpha-Synuclein ist an<br />

der Ausschüttung von Botenstoffen<br />

in Nervensystem beteiligt. Faltet sich<br />

das Eiweiß falsch und verklumpt, lagert<br />

es sich an den Nervenzellen ab<br />

und kann ihre Funktion so weit beeinträchtigen,<br />

dass die Zellen schließlich<br />

zugrunde gehen. Es gibt Hinweise,<br />

dass diese Eiweißablagerungen<br />

eine zentrale Rolle in der Entstehung<br />

von einigen neurodegenerativen Erkrankungen<br />

spielen, so auch bei Parkinson.<br />

Dieser Test, der Neurologen<br />

bei der Parkinson-Früherkennung<br />

hoffen lässt, wurde von einem internationalen<br />

Forschungsteam mit Förderung<br />

der Michael J. Fox-Stiftung<br />

entwickelt. Dabei wird Nervenwasser<br />

untersucht, dieses wird durch<br />

eine sogenannte Lumbalpunktion<br />

entnommen. “Diesbezüglich muss<br />

betont werden, dass es sich hier<br />

bislang um Ergebnisse aus dem Bereich<br />

der Grundlagenforschung handeln,<br />

die für unsere Patienten noch<br />

keine klinisch-therapeutische Relevanz<br />

haben. Diese Resultate lassen<br />

aber hoffen, in der Zukunft vielleicht<br />

Medikamente entwickeln zu können,<br />

die in einem sehr frühen Krankheitsstadium<br />

verabreicht dazu führen, das<br />

Voranschreiten der Erkrankung zu<br />

bremsen”, so Dr. Gdynia.<br />

Therapie in Enzensberg<br />

„Die Krankheit ist zwar nicht heilbar,<br />

aber über viele Jahre gut behandelbar,<br />

so dass bei den meisten Patienten<br />

eine zufriedenstellende Lebensqualität<br />

erreicht werden kann“, sagt<br />

Dr. Gdynia. „Unsere Spezialisten<br />

aus Medizin, Therapie und Pflege<br />

arbeiten Hand in Hand, um unsere<br />

Patienten bestmöglich zu betreuen“.<br />

Die Therapie in der m&i-Fachklinik<br />

Enzensberg setzt sich aus mehreren<br />

Bausteinen zusammen. Der wichtigste<br />

ist der Einsatz von Medikamenten.<br />

Damit lässt sich die Krankheit<br />

oft über Jahre gut kontrollieren.<br />

Ziel ist es, fehlendes Dopamin im<br />

Gehirn zu ersetzen. Die Auswahl und<br />

Dosierung der Arzneimittel erfolgen<br />

immer individuell.<br />

Zahlreiche Studien belegen auch,<br />

dass Bewegung sehr wirkungsvoll<br />

ist: Bereits im Anfangsstadium lassen<br />

sich die Symptome der Parkinson-Erkrankung<br />

durch intensives<br />

Training verbessern und im weiteren<br />

Krankheitsverlauf können Betroffene<br />

durch gezieltes Training bereits verlorene<br />

Fähigkeiten wiedererlangen.<br />

„Wichtig ist, dass Parkinson- Patienten<br />

sich häufig bewegen, denn<br />

das Gehirn verlernt die neu erworbenen<br />

Fähigkeiten bei Nichtgebrauch<br />

schnell wieder. Auch Sportarten<br />

mit fließenden Bewegungen wie<br />

Schwimmen, Radfahren und Walking<br />

sind dabei geeignet“, erklärt Dr.<br />

Gdynia. Ebenso spielt die Ernährung<br />

bei Parkinson eine Rolle: Wichtig ist,<br />

dass Patienten ausreichend viele Kalorien<br />

zu sich nehmen und sich ausgewogen<br />

ernähren. Die Ernährungsberaterinnen<br />

der Fachklinik zeigen<br />

Betroffenen, wie dies geht.<br />

Operative Therapien<br />

In späteren Stadien, in denen die<br />

medikamentösen Therapieoptionen<br />

ausgeschöpft sind, können in<br />

individuellen Fällen auch operative<br />

Eingriffe beim Kampf gegen Parkinson<br />

helfen. Diese werden von<br />

spezialisierten Kliniken durchgeführt.<br />

Bei der sogenannten tiefen<br />

Hirnstimulation setzen Neurochirurgen<br />

sogenannte Hirnschrittmacher<br />

in bestimmte Hirngebiete ein.<br />

Die elektrischen Impulse sollen die<br />

Symptome lindern. “Diese Operation<br />

wurde weltweit inzwischen<br />

sehr häufig durchgeführt und die<br />

Wirksamkeit ist gut erwiesen”, so<br />

Dr. Gdynia.<br />

In Fällen, in denen die Operation<br />

nicht infrage kommt, gibt es aber<br />

auch im Spätstadium alternative<br />

Optionen, beispielsweise die<br />

Implantation von Medikamentenpumpen.<br />

“Es ist wichtig, dass die<br />

Erkrankung in allen Fällen stadienabhängig<br />

von erfahrenen Neurologen<br />

betreut wird, Therapieziele<br />

sind die Symptomverringerung und<br />

das Erreichen einer möglichst guten<br />

Lebensqualität des Patienten.<br />

Kontakt:<br />

Chefarzt<br />

Dr. med.<br />

Hans-Jürgen<br />

Gdynia,<br />

Neurologie/<br />

Geriatrie<br />

Tel.: 0 83 62 / 12 31 48<br />

E-Mail: hans-juergen.gdynia@<br />

fachklinik-enzensberg.de

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