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6 Notfallsanitäter im Einsatz<br />
Lebensretter in Alarmbereitschaft<br />
Voller Einsatz für das Leben: Notfallsanitäter zwischen Zeitdruck, Verantwortung und Mitgefühl<br />
<br />
Von Jasmin Lutz<br />
Ein Notruf geht in der Leitstelle ein.<br />
Es dauert nicht lang, bis die Pager<br />
der Notfallsanitäter Alarm schlagen.<br />
Mit Blaulicht und Martinshorn geht<br />
es in Richtung Unfallstelle. Der Rettungswagen<br />
ist immer mit mindestens<br />
zwei Leuten besetzt – einem<br />
Fahrer und einem<br />
Beifahrer. Ab jetzt<br />
zählt jede Sekunde.<br />
Die Fahrt gleicht<br />
einem Schlangenparcours<br />
– ausweichen,<br />
bremsen,<br />
warten. Das Sonder-<br />
und Wegerecht<br />
steht über den<br />
gängigen Straßenordnungen.<br />
Viele<br />
Verkehrsteilnehmer<br />
reagieren zu spät<br />
oder gar hektisch. Vorausschauendes<br />
Fahren und voller Fokus auf den<br />
Straßenverkehr sind das A und O.<br />
Beim Patienten angekommen, überschafft<br />
sich das Rettungsteam blitzschnell<br />
einen Überblick. Ist es akut<br />
oder nicht? Hundertprozentige Konzentration<br />
ist hierbei gefragt. Denn:<br />
Fehler können im schlimmsten Fall<br />
über Leben und Tod entscheiden.<br />
Die Herausforderung ist stets, einen<br />
kühlen Kopf zu bewahren. Auch<br />
dann, wenn sogenannte Bagatellfälle<br />
den Arbeitsalltag erschweren.<br />
„Die Anzahl der<br />
Bagatellfälle hat sich<br />
in den letzten zwei<br />
Jahren verdoppelt.“<br />
Peter Fraas,<br />
Leitung Rettungsdienst<br />
Bayerisches Rotes Kreuz,<br />
Kreisverband Oberallgäu<br />
Nicht selten wird der Rettungsdienst<br />
zu falschen Notfällen gerufen. „Die<br />
Anzahl der Bagatellfälle hat sich seit<br />
Corona verdoppelt: von 15 auf 30<br />
Prozent“, betont Peter Fraas. Der<br />
Leiter des Rettungsdienstes Bayerisches<br />
Rotes<br />
Kreuz für den<br />
Bereich Kempten/Oberallgäu<br />
ist seit 1991 im<br />
Rettungsdienst<br />
tätig und vermutet,<br />
dass diese<br />
Entwicklung<br />
vor allem der<br />
Überbelastung<br />
im niedergelassenen<br />
Bereich<br />
geschuldet ist.<br />
Wenn die Hausärzte und die Bereitschaftspraxen<br />
nicht zu erreichen<br />
sind, wird aus der Not heraus die<br />
112 gerufen. „Wir agieren meist als<br />
Lückenbüßer“, betont Fraas. Hinzu<br />
kommt das hohe Anspruchsdenken<br />
der heutigen Gesellschaft. Lieber<br />
einmal zu viel anrufen als einmal zu<br />
wenig. Doch jeder Einsatz kostet<br />
Zeit. Jeder Bürgerin und jedem Bürger<br />
muss schließlich ein gewisses<br />
Grad an Wertschätzung entgegengebracht<br />
werden.<br />
Dazu zählt auch die klassische<br />
Aufklärung. So verbleibt der Rettungswagen<br />
eine gewisse Zeit vor<br />
Ort, um dem Menschen so zu helfen,<br />
damit er am Ende zufrieden<br />
ist. Dadurch gehen viele Stunden<br />
durch falsche Notfälle verloren.<br />
Auch Verlegungsfahrten sperren<br />
die Fahrzeuge. Der akute Personalmangel<br />
in der Gesundheitsbranche<br />
Peter Fraas<br />
Grafik: qilli - stock.adobe.com<br />
führt dazu, dass die Kliniken nicht<br />
zu einhundert Prozent einsatzfähig<br />
sind – einzelne Betten müssen daher<br />
abgemeldet werden. Die Folge<br />
für den Rettungsdienst: Patientinnen<br />
und Patienten müssen zusätzlich<br />
zum Tagesgeschäft in weiter<br />
entfernte Kliniken verlegt werden.<br />
Fraas sieht die Entwicklung kritisch:<br />
„Die Verfügbarkeit des Rettungs-