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Gesundheitsregion_2023

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6 Notfallsanitäter im Einsatz<br />

Lebensretter in Alarmbereitschaft<br />

Voller Einsatz für das Leben: Notfallsanitäter zwischen Zeitdruck, Verantwortung und Mitgefühl<br />

<br />

Von Jasmin Lutz<br />

Ein Notruf geht in der Leitstelle ein.<br />

Es dauert nicht lang, bis die Pager<br />

der Notfallsanitäter Alarm schlagen.<br />

Mit Blaulicht und Martinshorn geht<br />

es in Richtung Unfallstelle. Der Rettungswagen<br />

ist immer mit mindestens<br />

zwei Leuten besetzt – einem<br />

Fahrer und einem<br />

Beifahrer. Ab jetzt<br />

zählt jede Sekunde.<br />

Die Fahrt gleicht<br />

einem Schlangenparcours<br />

– ausweichen,<br />

bremsen,<br />

warten. Das Sonder-<br />

und Wegerecht<br />

steht über den<br />

gängigen Straßenordnungen.<br />

Viele<br />

Verkehrsteilnehmer<br />

reagieren zu spät<br />

oder gar hektisch. Vorausschauendes<br />

Fahren und voller Fokus auf den<br />

Straßenverkehr sind das A und O.<br />

Beim Patienten angekommen, überschafft<br />

sich das Rettungsteam blitzschnell<br />

einen Überblick. Ist es akut<br />

oder nicht? Hundertprozentige Konzentration<br />

ist hierbei gefragt. Denn:<br />

Fehler können im schlimmsten Fall<br />

über Leben und Tod entscheiden.<br />

Die Herausforderung ist stets, einen<br />

kühlen Kopf zu bewahren. Auch<br />

dann, wenn sogenannte Bagatellfälle<br />

den Arbeitsalltag erschweren.<br />

„Die Anzahl der<br />

Bagatellfälle hat sich<br />

in den letzten zwei<br />

Jahren verdoppelt.“<br />

Peter Fraas,<br />

Leitung Rettungsdienst<br />

Bayerisches Rotes Kreuz,<br />

Kreisverband Oberallgäu<br />

Nicht selten wird der Rettungsdienst<br />

zu falschen Notfällen gerufen. „Die<br />

Anzahl der Bagatellfälle hat sich seit<br />

Corona verdoppelt: von 15 auf 30<br />

Prozent“, betont Peter Fraas. Der<br />

Leiter des Rettungsdienstes Bayerisches<br />

Rotes<br />

Kreuz für den<br />

Bereich Kempten/Oberallgäu<br />

ist seit 1991 im<br />

Rettungsdienst<br />

tätig und vermutet,<br />

dass diese<br />

Entwicklung<br />

vor allem der<br />

Überbelastung<br />

im niedergelassenen<br />

Bereich<br />

geschuldet ist.<br />

Wenn die Hausärzte und die Bereitschaftspraxen<br />

nicht zu erreichen<br />

sind, wird aus der Not heraus die<br />

112 gerufen. „Wir agieren meist als<br />

Lückenbüßer“, betont Fraas. Hinzu<br />

kommt das hohe Anspruchsdenken<br />

der heutigen Gesellschaft. Lieber<br />

einmal zu viel anrufen als einmal zu<br />

wenig. Doch jeder Einsatz kostet<br />

Zeit. Jeder Bürgerin und jedem Bürger<br />

muss schließlich ein gewisses<br />

Grad an Wertschätzung entgegengebracht<br />

werden.<br />

Dazu zählt auch die klassische<br />

Aufklärung. So verbleibt der Rettungswagen<br />

eine gewisse Zeit vor<br />

Ort, um dem Menschen so zu helfen,<br />

damit er am Ende zufrieden<br />

ist. Dadurch gehen viele Stunden<br />

durch falsche Notfälle verloren.<br />

Auch Verlegungsfahrten sperren<br />

die Fahrzeuge. Der akute Personalmangel<br />

in der Gesundheitsbranche<br />

Peter Fraas<br />

Grafik: qilli - stock.adobe.com<br />

führt dazu, dass die Kliniken nicht<br />

zu einhundert Prozent einsatzfähig<br />

sind – einzelne Betten müssen daher<br />

abgemeldet werden. Die Folge<br />

für den Rettungsdienst: Patientinnen<br />

und Patienten müssen zusätzlich<br />

zum Tagesgeschäft in weiter<br />

entfernte Kliniken verlegt werden.<br />

Fraas sieht die Entwicklung kritisch:<br />

„Die Verfügbarkeit des Rettungs-

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