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48 Pflegealltag<br />
te. Sie springt auch mal ein, wenn<br />
an der ein oder anderen Stelle eine<br />
Fachkraft fehlt. Lange sagt sogar:<br />
„Ich liebe die Pflege und die Arbeit<br />
am Menschen. Zwischendrin brauche<br />
ich genau das.“ Seit November<br />
2021 ist sie in der Klinik Immenstadt<br />
nun die Leiterin der Station B1. Sie<br />
weiß, wie wichtig ein gutes Miteinander<br />
und ein harmonisches Team<br />
für einen reibungslosen Ablauf sind.<br />
Vielfalt im Team<br />
Zu den Aufgaben der Bereichsleiter<br />
zählt auch das Anwerben von neuen<br />
Mitarbeitenden. Pflegedienstleiter<br />
Florian Leier erwartet von seinen<br />
Leuten, dass sie ein positives Bild<br />
der Klinik nach außen tragen. An<br />
sich selbst stellt er den Anspruch,<br />
jeden Einzelnen seiner Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit dem<br />
Namen zu kennen. „Bereits meine<br />
Vorgängerin hat dies so gehandhabt.<br />
Die persönliche Ansprache<br />
ist auch ein Zeichen von Wertschätzung<br />
und Respekt“, erklärt<br />
Leier. Eine Kultur, die sich bezahlt<br />
macht. „Wir haben uns in der Vergangenheit<br />
einen guten Ruf erarbeiten<br />
können“, sagt der Pflegedienstleiter<br />
stolz. Beim Werben um<br />
gutes Fachpersonal ist dies wichtig.<br />
Gerade weil es einen akuten Mangel<br />
auf dem Arbeitsmarkt gibt.<br />
Die Bemühungen seitens der Kliniken<br />
reichen auf Dauer jedoch nicht<br />
aus. Der demografische Wandel gilt<br />
als Treiber einer neuen Pflegekultur.<br />
Allein mit deutschen Fachkräften<br />
können die Kliniken bereits heute<br />
den Alltag nicht mehr stemmen. „Für<br />
einen reibungslosen Ablauf sind unsere<br />
internationalen Kolleginnen und<br />
Kollegen unentbehrlich“, betont Lange.<br />
60 zu 40 lautet das Verhältnis in<br />
manchen Bereichen im Immenstädter<br />
Krankenhaus: Der internationale<br />
Anteil liegt dabei bei 60 Prozent. Für<br />
einen idealen Einstieg kümmern sich<br />
Praxisanleiter in den ersten Wochen<br />
intensiv um die neuen Mitarbeitenden.<br />
Sprachbarrieren sowie ein unterschiedliches<br />
Pflegeverständnis<br />
stellen die größten Herausforderungen<br />
dar. „In anderen Ländern übernehmen<br />
die Angehörigen die Körperpflege,<br />
hier in Deutschland ist das<br />
anders“, sagt Stephan Ettensperger,<br />
Bereichsleiter der Station B0.<br />
Als studierter Sozialarbeiter und<br />
ausgebildeter Krankenpfleger geht<br />
Ettensperger mit den unterschiedlichen<br />
kulturellen Gegebenheiten<br />
sicher um. Das ist wichtig. Er trägt<br />
schließlich nicht nur die Verantwortung<br />
für sein Personal, sondern auch<br />
für die Patientinnen und Patienten.<br />
Mit 68 Betten stellt B0 Immenstadt<br />
die größte Station im gesamten Klinikverbund.<br />
„Die Balance zu finden<br />
ist manchmal schwierig, mein Studium<br />
hilft mir dabei und hat sich schon<br />
des Öfteren als hilfreich erwiesen“,<br />
blickt Ettensperger positiv auf seinen<br />
Klinikalltag. Der Bereichsleiter<br />
hat stets ein offenes Ohr, dient als<br />
Kummerkasten bei Problemen und<br />
versucht immer sein bestmögliches<br />
– sowohl für das Team als auch für<br />
die Klinik. Es kommt auf das Miteinander<br />
an, Wertschätzung spielt<br />
dabei eine wesentliche Rolle. „Man<br />
glaubt es nicht, aber unsere internationalen<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
sind sehr gut vernetzt“, sagt Leier.<br />
Ettensperger kann diesem nur zustimmen:<br />
„Ein falsches Wort, eine<br />
falsche Handlung und die Familie<br />
und die Bekannten in Thailand oder<br />
Polen wissen Bescheid.“ Negative<br />
Mundpropaganda erschwert das<br />
Werben um Fachkräfte: egal ob in<br />
Deutschland oder im Ausland.<br />
Aus Freude an der Pflege<br />
Um den Einstieg im Klinikverbund<br />
so einfach wie möglich zu gestalten,<br />
– sei es für deutsche Kräfte,<br />
internationales Fachpersonal, aber<br />
auch Pflegeschülerinnen und -schüler<br />
– benötigt es ausgebildete Praxisanleiterinnen<br />
und Praxisanleiter.<br />
Neun an der Zahl kümmern sich um<br />
die Anleitung neuer Mitarbeitenden.<br />
Das Konzept erwies sich in der Vergangenheit<br />
als äußerst sinnvoll, zukunftsweisend<br />
und erfolgreich. Insbesondere<br />
die examinierten Kräfte<br />
als auch die zukünftigen Pflegerinnen<br />
und Pfleger begrüßen die Schülerstation<br />
auf B0.<br />
Hier übernehmen Auszubildende im<br />
dritten Lehrjahr eigenverantwortlich<br />
die Früh- und Spätschicht. Heißt:<br />
Ablauf, Organisation, Pflege und Betreuung<br />
liegen im Verantwortungsbereich<br />
des Nachwuchses. Praxisanleitende,<br />
Fachkräfte sowie Ärzte<br />
stehen im Hintergrund für Fragen zu<br />
Verfügung, helfen bei Problemen und<br />
dienen generell als wichtige Stütze.<br />
Das Erlernte kann direkt in der Praxis<br />
umgesetzt werden. So kommen die<br />
Schülerinnen und Schüler schon früh<br />
mit dem echten Pflegealltag in Berührung<br />
und der Einstieg nach dem<br />
Examen fällt leichter.<br />
Tanja Gaertner – eine der neun Praxisanleitenden<br />
– stellt in diesem<br />
Zusammenhang vor allem die gute<br />
Vorbereitung auf die bevorstehende<br />
Abschlussprüfung als wesentlichen<br />
Vorteil heraus. Sie sagt, dass sie<br />
es vor allem liebt, die Entwicklung<br />
jedes Einzelnen hautnah mitzuerleben.<br />
„Es macht mir einfach Spaß,<br />
Wissen und Erfahrung weiterzugeben<br />
und dabei die Schülerinnen und<br />
Schüler wachsen zu sehen.“ Doch<br />
nicht nur die Fachkräfte von morgen,<br />
sondern auch das Fachpersonal<br />
aus dem Ausland profitieren von<br />
dem System. So steht immer ein<br />
Ansprechpartner bereit, die bei Fragen<br />
unterstützend zur Seite stehen.<br />
Der Einstieg gestaltet sich dadurch<br />
leicht, familiär und wertschätzend.<br />
Stephan<br />
Ettensperger<br />
Helmut<br />
Vogler<br />
Weiterbildung Praxisanleiter*in<br />
Zugangsvoraussetzungen:<br />
Abgeschlossene Ausbildung als<br />
• Pflegefachkräfte<br />
• Kinderkrankenpfleger*in<br />
• Altenpfleger*in<br />
• Hebammen und Entbindungspfleger<br />
auf personalisierten Antrag bei der Vereinigung der Pflegenden in<br />
Bayern (VdPB )auch<br />
• Operationstechnische Assistenten<br />
• Anästhesietechnische Assistenten<br />
• Notfallsanitäter*in<br />
• Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA)<br />
• Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenten MTLA<br />
mit mindestens einer einjährigen Tätigkeit in einem dieser<br />
Berufsfelder