smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2023
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Finanzierung<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
SO GELINGT EIN HAUS-<br />
KAUF IMMER NOCH<br />
TIPPS ZUR IMMOBILIENFINANZIERUNG IN ZEITEN STEIGENDER ZINSEN<br />
Die Zinswende hat im letzten Jahr so richtig Fahrt aufgenommen:<br />
Inzwischen haben sich die Zinsen für die Baufinanzierung<br />
verdreifacht. Dazu kommt eine zunehmende Verunsicherung<br />
durch Inflation, eine ungewisse Zukunft in der<br />
Energieversorgung und schwankenden Zinsen – bei gleichbleibend<br />
hohen Immobilienpreisen. Dennoch ist es mit der richtigen<br />
Planung und dem richtigen Vorwissen möglich, Ihren Immobilienkredit<br />
trotz der aktuellen Zinsen zu stemmen.<br />
DIE AKTUELLE SITUATION: WAS BEDEUTEN DIE STEIGEN-<br />
DEN BAUZINSEN FÜR DIE IMMOBILIENFINANZIERUNG?<br />
Der Wunsch nach finanzieller Sicherheit ist in der derzeitigen<br />
Situation groß. Die aktuelle Zinslage bei Immobilienkrediten<br />
lässt momentan allerdings viele Menschen zweifeln, ob die Baufinanzierung<br />
und damit der Kauf einer Immobilie sinnvoll ist.<br />
Die Zinsen sind derzeit ständig in Bewegung und bieten kaum<br />
Sicherheit, ob sie fallen oder weiter ansteigen. Mögliche Mehrkosten<br />
durch steigende Zinssätze zeigen sich in folgender Beispielrechnung.<br />
Die gestiegenen Zinsen bedeuten in dem Beispiel eine Mehrbelastung<br />
von 690 Euro pro Monat durch den Zinsanstieg. Steigende<br />
Zinsen bedeuten Mehrkosten für Baukredite. Personen, die<br />
nach Ende ihrer Kreditlaufzeit auf eine Anschlussfinanzierung<br />
angewiesen sind, leiden unter den steigenden Zinssätzen. Daher<br />
ist es in der aktuellen Situation wichtig, genau zu berechnen und<br />
zu planen, wie Ihre Finanzierung am besten umsetzbar ist.<br />
Aber auch, wenn das aktuell ein realistisches Beispiel ist, gibt es<br />
Wege, den Zinsanstieg durch andere Maßnahmen abzufedern<br />
und sich trotzdem den Traum eines eigenen Hauses oder einer<br />
Eigentumswohnung zu erfüllen. Wir zeigen Ihnen, wie Ihre Immobilienfinanzierung,<br />
auch bei gestiegenen Zinsen, weiterhin<br />
möglich ist und was Sie bei der Planung Ihrer Finanzierung beachten<br />
sollten.<br />
Beispielrechnung: Darlehensbetrag 360.000 €<br />
Beispiel 1: Bauzinsen<br />
vor dem Zinsanstieg<br />
Zinsstand ca. 2020<br />
1,2 % p.a.<br />
ergibt einen Zinsbetrag von<br />
monatlich: 360 Euro<br />
Beispiel 2: Bauzinsen<br />
nach dem Zinsanstieg<br />
Zinsstand ca. 2022<br />
3,5 % p.a.<br />
ergibt einen Zinsbetrag von<br />
monatlich: 1.050 Euro<br />
Planung: Was ist bei der Planung der Finanzierung zu beachten?<br />
Eine Immobilie ist meist eine einmalige Investition im Leben.<br />
Deshalb haben nur die wenigsten Menschen eigene Erfahrungen,<br />
was bei der Immobilienfinanzierung und den dazugehörigen<br />
Zinsen zu beachten ist. Umso grundlegender ist es daher,<br />
möglichst früh mit der Planung zu beginnen. Das Budget ist dabei<br />
einer der wichtigsten Punkte. Denn die aktuellen Zinsen für<br />
einen Immobilienkredit verunsichern viele Menschen.<br />
DAS EIGENE HAUS FINANZIEREN: DIE BUDGETPLANUNG<br />
In einem ersten Schritt finden Sie heraus, was Sie sich leisten<br />
können. Das Budget selbst besteht aus dem Eigenkapital und<br />
dem Immobilienkredit. Die Höhe des Kredits berechnet sich individuell<br />
aus Ihren persönlichen Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n. Die<br />
Faustregel: Die Monatsrate für den Immobilienkredit sollte nicht<br />
mehr als 35 % des monatlichen Nettohaushaltseinkommens betragen.<br />
Eine zentrale Rolle spielt bei der Finanzierungsberechnung<br />
das Eigenkapital. Es hilft, die monatlichen Raten zu senken.<br />
WIE FINDE ICH HERAUS, WELCHEN BETRAG<br />
ICH MIR LEISTEN KANN?<br />
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Ihres monatlichen<br />
Budgets Sie in den Immobilienkredit samt Zinsen investieren<br />
können, ist es hilfreich, eine Liste der ständigen Belastungen zu<br />
erstellen. Die sogenannten Lebenshaltungskosten unterteilen<br />
sich in zwei Bereiche:<br />
1. Private Konsumausgaben (z. B. Lebensmittel, Miete,<br />
Kleidung, Hygiene & Gesundheit, etc.)<br />
2. Sonstige <strong>Ausgabe</strong>n (z. B. Versicherungen, Kredite,<br />
Bewirtschaftungskosten einer Immobilie, etc.)<br />
Nachdem Sie die Summe dieser Belastungen errechnet haben,<br />
analysieren Sie, welche <strong>Ausgabe</strong>n verzichtbar sind. Häufig finden<br />
sich dabei vermeidbare Kosten, z. B. eine ungenutzte Mitgliedschaft<br />
im Fitnessstudio, überflüssige Abonnements oder Versicherungen,<br />
die Sie nicht mehr benötigen. Aber Achtung: Die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
oder die Risikolebensversicherung<br />
sind wichtig, um die Finanzierung Ihrer Immobilie zu sichern.<br />
EIGENKAPITAL: WELCHE ROLLE SPIELT DAS<br />
EIGENKAPITAL BEI DER IMMOBILIENFINANZIERUNG?<br />
Je mehr Eigenkapital Sie einbringen, desto wahrscheinlicher ist<br />
die Zusage für den Immobilienkredit und desto geringer ist das<br />
Finanzierungsrisiko. In der Regel profitieren Sie von günstigeren<br />
Bauzinsen, da ein hoher Anteil an Eigenkapital das Ausfallrisiko<br />
für die Bank reduziert. Steigenden Bauzinsen können Sie so<br />
entgegenwirken. Eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital<br />
ist ebenfalls möglich. Für die sogenannte 110 % Finanzierung<br />
müssen Sie allerdings eine äußerst gute Bonität nachweisen.<br />
Zudem muss die Immobilie in einem guten Zustand sein und<br />
sich in einer attraktiven Lage befinden. Die Voraussetzungen für<br />
die vollumfängliche Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital<br />
sind also sehr hoch. Zu wissen, was man sich leisten kann, erleichtert<br />
die Suche nach der Traumimmobilie.<br />
WAS FÄLLT ALLES UNTER DAS EIGENKAPITAL?<br />
Grundsätzlich lassen sich bei der Immobilienfinanzierung drei<br />
Kategorien von Eigenkapital unterscheiden:<br />
1. Bargeld, Wertpapiere und Grundstück: Unter das klassische<br />
Eigenkapital fallen alle Ersparnisse auf Ihren Konten, Bargeld<br />
sowie Wertpapiere und Investmentfonds. Auch Lebensversicherungen,<br />
Immobilien oder bereits bezahlte Baugrundstücke werden<br />
auf das Eigenkapital angerechnet.<br />
2. Eigenleistung: Als Eigenleistungen rechnen Sie solche Arbeiten<br />
an, die Sie eigenständig an der Immobilie vornehmen. Hier<br />
ist es wichtig, wirklich nur solche Arbeiten zu übernehmen, die<br />
Sie, Freunde und Familie wirklich selbst erledigen, z. B. Malerarbeiten.<br />
Zu viele oder zu handwerkliche Aufgaben sind Handwerkern<br />
zu überlassen. Eigene Tätigkeiten müssen Sie bei der<br />
Bank nachweisen. Diese rechnet den Stundenlohn der Handwerker,<br />
den Sie durch die Eigenleistung eingespart haben, auf das<br />
Eigenkapital an. Einen guten Richtwert bieten dabei Kostenvoranschläge<br />
von lokalen Handwerksunternehmen, an deren Lohnkosten<br />
Sie sich bei der Kalkulation orientieren können.<br />
3. Zugeteilter Bausparvertrag: Der Bausparvertrag gilt nur dann<br />
als Eigenkapital, wenn er zum Zeitpunkt der Finanzierung zugeteilt<br />
wird. Die Zuteilung bedeutet, dass Sie die Mindestansparzeit<br />
sowie das Mindestguthaben des Vertrags erreicht haben. Ein<br />
Vorteil bei der Anrechnung des Bausparvertrags liegt in der Flexibilität,<br />
denn Sie können frei darüber entscheiden, ob und wie<br />
viel der Summe Sie für die Baufinanzierung einbringen möchten.<br />
WIE VIEL EIGENKAPITAL BENÖTIGEN SIE FÜR<br />
EINE IMMOBILIENFINANZIERUNG?<br />
Eine Faustregel besagt, dass Sie mindestens die Kaufnebenkosten<br />
der Immobilie als Eigenkapital zur Verfügung haben sollten.<br />
Das sind etwa 12 bis 15 % des Kaufpreises. Andere Tipps zur<br />
Baufinanzierung besagen, mindestens 20 bis 30 % des Immobilienwertes<br />
zuzüglich der Nebenkosten des Kaufs als Eigenkapital<br />
vorzuweisen. In jedem Fall gilt: Je mehr Eigenkapital Sie einbringen,<br />
desto sicherer ist die gesamte Finanzierung aufgestellt. Doch<br />
Achtung: Der Kaufpreis entspricht nicht zwingend dem Finanzierungspreis.<br />
Gerade bei älteren Objekten sind Renovierungen<br />
oder Modernisierungen häufig unabdingbar. Eine Nachfinanzierung<br />
ist in diesem Fällen teuer.<br />
Sprechen Sie daher frühzeitig mit Ihrer Familie darüber, inwiefern<br />
sie Sie beim Immobilienkredit bzw. den dazugehörigen Zinsen<br />
unterstützen können. Ein Vorgriff auf das Erbe oder das Einbringen<br />
des Elternhauses als Sicherheit sind dabei gern gewählte<br />
Varianten. Ebenfalls sinnvoll ist eine Beratung durch einen Experten,<br />
um Ihre Möglichkeiten durchzusprechen und zu sehen,<br />
was mit Ihrem Budget möglich ist.<br />
SECHS TIPPS, WIE IHRE BAUFINANZIERUNG<br />
TROTZ STEIGENDER ZINSEN ERFOLGREICH IST<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Baufinanzierung abzusichern.<br />
Wichtig sind grundlegende Gedanken und Überlegungen<br />
zum finanziellen Spielraum. Wir geben Ihnen 6 Tipps,<br />
wie Sie Ihren Traum von der eigenen Immobilie verwirklichen<br />
können in Zeiten von steigenden Zinsen.<br />
1. Die passende Immobilie suchen und finden. Überlegen Sie<br />
sich gut, welche Ansprüche Sie im Moment an eine Immobilie<br />
stellen. Reicht das Budget gerade nicht für das freistehende Einfamilienhaus,<br />
sollten Sie überlegen, ob die Familie nicht auch<br />
in einem Doppelhaus oder Reihenhaus glücklich sein kann.<br />
Grundsätzlich gelten die eigenen vier Wände immer noch als<br />
sicherste Altersvorsorge, doch muss der Traum auch bezahlbar<br />
sein und im Budget liegen.<br />
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Foto: Vasyl– www.stock.adobe.com<br />
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