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smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2023

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Sanierung & Energie<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

Dr. Robert Habeck,<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

ÜBERBLICK DER KOSTEN<br />

Die ungefähren Kosten für die Umrüstung<br />

auf H2-ready lauten:<br />

• „H2-ready”-Gastherme: zwischen 4.200<br />

und 7.000 Euro<br />

• „H2-ready”-Gaskessel: zwischen 5.000<br />

und 8.000 Euro<br />

• Umbaukosten: bis zu 2.500 Euro<br />

trieben werden, das teilweise bis zu 30 Prozentvolumen aus<br />

Wasserstoff besteht. Beim Rest handelt es sich oftmals um<br />

Erdgas. Wie hoch der Wasserstoffgehalt im Gasgemisch maximal<br />

sein darf, hängt von dem Heizungsmodell ab – das gilt<br />

sowohl für Gasbrennwertthermen als auch für -kessel. Kunden<br />

sollten sich beim Hersteller über die genauen Werte erkundigen.<br />

Eine Gasheizung auf einen 100-prozentigen Betrieb<br />

mit Wasserstoff umzustellen, ist aktuell noch nicht möglich.<br />

An derartigen Modellen wird derzeit noch geforscht.<br />

WAS KOSTET DIE UMRÜSTUNG<br />

VON GAS AUF WASSERSTOFF?<br />

Ist die Gasheizung noch nicht „H2-ready“, soll aber dennoch<br />

mit einem Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff betrieben<br />

werden, muss sie vollständig ausgetauscht werden. Da jedoch<br />

lediglich die Heizungsanlage und nicht gleich das ganze System<br />

im Haus ersetzt werden muss, halten sich die Kosten in<br />

Grenzen. Sie liegen bei etwa 5.000 bis 8.000 Euro – je nach<br />

Modell und Größe. Darin enthalten sind unter anderem eine<br />

staatliche Förderung sowie eine Steuererleichterung von insgesamt<br />

bis zu 20 Prozent.<br />

Bei der staatlichen Förderung kann jedoch zur Auflage gemacht<br />

werden, dass die Anlage mit grünem Wasserstoff betrieben<br />

werden muss. Darunter versteht man Wasserstoff, der<br />

mithilfe von Biomethan, Wind- oder Solarstrom-Elektrolyse<br />

gewonnen wird. Die Förderung kann noch bis Ende <strong>2023</strong><br />

über das Heizungssanierungsprogramm der Bundesregierung<br />

beantragt werden. Aber Achtung: Die Gasheizung sollte noch<br />

in diesem Jahr ausgetauscht werden. Denn ab 2024 muss die<br />

Heizenergie um bis zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien<br />

kommen. Bei einer Gasheizung, die „H2-ready“ ist, liegt der<br />

Wert allerdings nur bei maximal 30 Prozent.<br />

WANN WIRD ERDGAS DURCH WASSERSTOFF ERSETZT?<br />

Ein genauer Zeitpunkt ist noch nicht festgelegt. Allerdings hat<br />

die Europäische Union beschlossen, dass bis 2050 das Gasnetz<br />

dekarbonisiert werden soll. Das bedeutet, dass bis dahin Wasserstoff<br />

den fossilen Energieträger Erdgas ersetzen soll, erklärt<br />

die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />

(BAM). Ob und wann das Ziel erreicht wird, ist aktuell jedoch<br />

noch nicht bekannt. Denn momentan ist die Herstellung von<br />

Wasserstoff noch sehr energieaufwendig, sodass sich der vollständige<br />

Umstieg nicht rentiert. Vor allem dann nicht, wenn<br />

es sich um grünen Wasserstoff handeln soll, der vollständig<br />

mit Ökostrom erzeugt wurde.<br />

Bekannt ist jedoch, dass ein Großteil der Gasnetze und -speicher<br />

in Deutschland auch für Wasserstoff genutzt werden<br />

kann. Es gibt jedoch noch ein Problem: Wasserstoff ist sehr<br />

leicht entflammbar. Somit stellt der Betrieb einer Heizung, die<br />

ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird, eine gewisse<br />

Gefahr dar.<br />

IST WASSERSTOFF BILLIGER ALS ERDGAS?<br />

Die Gaspreise liegen aufgrund der Gaspreisbremse bei<br />

12 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die Gaspreise können<br />

jedoch nach dem Auslaufen der Gaspreisbremse und aufgrund<br />

der CO 2<br />

-Bepreisung in den kommenden fünf bis zehn<br />

Jahren deutlich ansteigen. Nicht zuletzt, um die Klimaziele<br />

der Ampelregierung einzuhalten, könnten sie noch höher<br />

besteuert werden. Für 2024 gehen Experten allerdings erst<br />

noch von einem sinkenden Gaspreis aufgrund der guten<br />

Gasspeicherfüllstände und der neuen LNG-Terminals aus.<br />

Die Preisentwicklung beim Wasserstoff könnte hingegen<br />

anders verlaufen. Grüner Wasserstoff kostet teilweise bis zu<br />

16 Cent/kWh. Er könnte jedoch noch günstiger werden: Der<br />

Wissenschaftliche Dienst im Deutschen Bundestag geht davon<br />

aus, dass die Produktionskosten für grünen Wasserstoff im<br />

Jahr 2<strong>03</strong>0 bei etwa 12 Cent/kWh und im Jahr 2050 bei etwa<br />

9 Cent/kWh liegen werden. Wasserstoff könnte demnach<br />

günstiger sein als Erdgas. Mit in die Berechnung eingeflossen<br />

ist jedoch auch die CO 2<br />

-Bepreisung, die für Erdgas, aber nicht<br />

für grünen Wasserstoff anfallen würde. Das Fraunhofer-Institut<br />

geht bei der Preisentwicklung für Wasserstoff von noch<br />

einer schnelleren Kostensenkung aus. Demnach könnte schon<br />

2045 die Neun-Cent-Marke unterschritten werden.<br />

STRENGERE GRENZWERTE: DIESE KAMINÖFEN<br />

MÜSSEN BALD STILLGELEGT WERDEN<br />

Aufgrund hoher Emissionen müssen alte Kaminöfen bis 2025<br />

umgerüstet oder stillgelegt werden. Eine umweltfreundliche<br />

Alternative ist das Heizen mit Pellets. Besitzer von alten Holzöfen<br />

sind gesetzlich dazu verpflichtet, bis Ende 2024 in die<br />

Jahre gekommene Anlagen nachzurüsten, auszutauschen<br />

oder stillzulegen. Grund dafür ist die Umweltbelastung durch<br />

den erhöhten Schadstoffausstoß, der beim Heizen mit Holz<br />

entsteht.<br />

In einem Stufenplan wurden Verbraucher in den vergangenen<br />

Jahren sukzessive dazu aufgefordert, ihre Öfen umweltfreundlich<br />

umzubauen. Der nächste Stichtag ist der 31.12.2024. Holzöfen,<br />

die zwischen dem 1.1.1995 und 21.3.2010 hergestellt<br />

wurden, dürfen ab 2025 nicht mehr ohne Nachrüstung genutzt<br />

werden. Findet sich auf der Modellbeschreibung des<br />

Ofens nicht das Alter der Anlage, muss durch den Schornsteinfeger<br />

oder den Hersteller bescheinigt werden, dass das<br />

Ofenmodell die strengeren Schadstoffgrenzen einhält.<br />

Ein großer Vorteil der Pelletheizung ist die Bedienung:<br />

„Pelletkaminöfen heizen automatisch und lassen sich digital<br />

steuern. Da die Pellets von allein nachrutschen, das ständige<br />

Nachlegen von Holz entfällt und nur wenig Asche entsteht, ist<br />

das Heizen ausgesprochen komfortabel“, heißt es in einer<br />

Pressemitteilung des Deutschen Pelletinstituts (DEPI).<br />

Vorteile gegenüber Scheitholz seien außerdem niedrige Staubemissionen,<br />

eine hohe Effizienz sowie ein sinkender Brennstoffverbrauch.<br />

Wer über einen Wechsel nachdenkt, sollte sich<br />

rechtzeitig informieren. Angesichts des Handwerkermangels<br />

und möglicher Lieferengpässe könne es laut DEPI zu längeren<br />

Wartezeiten kommen.<br />

FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG VOM BUND<br />

Auch von Seiten des Bundes wird der Umstieg auf einen<br />

Pelletofen unterstützt. Im Rahmen einer Bundesförderung für<br />

effizientere Gebäude wird die Anschaffung vom Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle finanziell unterstützt.<br />

Hintergrund ist unter anderem, dass Pellets dazu beitragen,<br />

den Energiesektor in Deutschland unabhängiger zu gestalten,<br />

sodass in Zukunft statt mit importiertem Gas und Öl mehr<br />

mit regional verfügbarem Holz geheizt wird. Als umweltfreundlichere<br />

Heizmethode sind Pellets außerdem ein wichtiger<br />

Baustein auf dem Weg zur Umsetzung der Klimaziele.<br />

SOLLTE MAN DIE GASHEIZUNG JETZT UMRÜSTEN?<br />

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt<br />

unter anderem von dem Alter der bereits vorhandenen Gasheizung<br />

ab. Für neue Gasheizungen liegt die Betriebsdauer<br />

zwischen zehn und 20 Jahren. Bis dahin könnte die Entwicklung<br />

von wasserstoffbetriebenen Heizungen bereits stark vorangeschritten<br />

sein. Es kann sich also lohnen, mit dem Austausch<br />

noch etwas zu warten. Wer das nicht möchte, sollte aus<br />

oben genannten Gründen hingegen schnell handeln. Wer<br />

nicht warten möchte, sollte auf Modelle setzen, die auch einen<br />

100-prozentigen Wasserstoffbetrieb ermöglichen, wie beispielsweise<br />

die Heizungen von BDR Thermea (Remeha) oder<br />

Viessmann.<br />

MIETERHÖHUNG DURCH WÄRMEPUMPEN<br />

Was Mieter in dem Zusammenhang noch wissen sollten:<br />

Tauscht der Vermieter die alte Heizung gegen eine Wärmepumpe<br />

aus, so ist eine Mieterhöhung gerechtfertigt (§ 71o<br />

GEG). Denn dabei handelt es sich laut Gesetz um eine Modernisierungsmaßnahme.<br />

Wichtig ist, dass die Jahresarbeitszahl<br />

der Wärmepumpe über 2,5 liegt, heißt es.<br />

WARUM GIBT ES KRITIK?<br />

Es steht die Befürchtung im Raum, dass hohe Sanierungskosten<br />

auf viele Hausbesitzer zukommen könnten. „Wir können<br />

die Kosten im Kampf gegen den Klimawandel nicht auf Omas<br />

Häuschen abwälzen“, kritisiert etwa der CDU-Europaabgeordnete<br />

Dennis Radtke. Die Grünen-Parlamentarierin Jutta<br />

Paulus betont hingegen, Ziel sei es, den Energieverbrauch von<br />

Gebäuden deutlich zu senken und so den Geldbeutel der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher zu schonen.<br />

Der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai<br />

Warnecke, warnt vor einem dramatischen Wertverlust gerade<br />

bei älteren Gebäuden. Die EU-Kommission weist wiederum<br />

darauf hin, dass sich Renovierungen durch weniger Energieverbrauch<br />

auf lange Sicht auszahlten.<br />

Der Textbeitrag zeigt: Sollten sich die Parteien dennoch einigen,<br />

bleiben immer noch so viele Fragen offen, die erst in den<br />

nächsten Monaten beantwortet werden können:<br />

1) Prüfung durch Städte und Kommunen, ob die Anwohner<br />

an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Was<br />

nutzt der Kauf einer Wärmepumpe, wenn der Bürger dann<br />

ein Jahr später erfährt, er wird an dieses Netz angeschlossen.<br />

50.000 Euro futsch.<br />

2) In vielen Altbauten ist der Einbau von Wärmepumpen gar<br />

nicht möglich, da die alten Stromleitungen dieser Belastung<br />

nicht standhalten können. Was dann?<br />

3) Die entsprechenden Förderungen für die Mittelschicht,<br />

nicht für die Menschen in Villen.<br />

4) Am 5.6.23 in der FAZ: Ein Fachgremium fordert, auch Pelletheizungen<br />

abzuschaffen, zu viel CO 2<br />

etc. Bislang wurde diese<br />

Methode als umweltfreundlich eingestuft.<br />

5) Rechtliche Überprüfung, warum öffentliche Gebäude erstmals<br />

vorne ausbleiben und nur private Mieter und Eigentümer<br />

zur Erneuerung gezwungen werden. Normalerweise geht<br />

das umgekehrt.<br />

<br />

©Autor: Dietmar Kern<br />

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Foto: BMWK / Dominik Butzmann<br />

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