smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2023
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Finanzierung<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
kostenlos möglich. Versuchen Sie, eine möglichst hohe Sondertilgung<br />
auszuhandeln, wenn Sie bereits wissen, dass derlei Sondereinnahmen<br />
fließen werden.<br />
Beispiel 3: Übergang ins neue Zuhause regeln. Nicht selten existiert<br />
bei einem Umzug im Alter eine bisherige Immobilie, die<br />
dann verkauft werden soll. Zur Zwischenfinanzierung eignet<br />
sich hier ein variables Darlehen, dessen Zins zwar meist etwas<br />
höher ist und mit dem Marktzins schwankt, das dafür aber jederzeit<br />
zurückgezahlt werden kann.<br />
Beispiel 4: Laufzeit und Tilgung richtig wählen. In der Regel<br />
gehen kürzere Laufzeiten mit niedrigeren, längere mit höheren<br />
Zinsen einher. Im Alter empfehlen sich dennoch längere Laufzeiten,<br />
zum Beispiel 15 Jahre oder mehr, um unnötige Zinsrisiken<br />
zu vermeiden. Wenn der Kredit ohnehin nicht zu Lebzeiten<br />
abbezahlt werden soll, kann man versuchen, die Tilgung<br />
so niedrig wie möglich anzusetzen. Das verschafft mehr finanziellen<br />
Freiraum.<br />
FINANZIERUNGSBEDARF ERMITTELN<br />
Zunächst gilt es, den genauen Bedarf zu ermitteln. Steht eine<br />
konkrete Investition an, etwa die Erneuerung von Dach oder<br />
Heizung, oder der behindertengerechte Umbau des Bades? Ein<br />
passend zugeschnittener Immobilienkredit ist für Finanzexperten<br />
dann fast immer die erste Wahl. Verrentungsmodelle wie<br />
Leibrente oder Teilverkauf sind hingegen ungünstiger. Banken<br />
finanzieren in der Regel problemlos Immobilien bis zu einer Beleihungsgrenze<br />
von 80 Prozent. 20 Prozent des Beleihungswertes<br />
müssen Sie also selbst mitbringen. Wer mehr Eigenkapital einbringt,<br />
erleichtert der Bank die Entscheidung und bekommt oft<br />
auch bessere Konditionen.<br />
Tendenziell werden Banken höhere Sicherheiten verlangen, je<br />
älter Kreditnehmer sind. Dazu können etwa Lebensversicherungen,<br />
Bausparverträge, betriebliche Altersvorsorge oder sonstige<br />
Kapitalanlagen gehören, die bei Fälligkeit auf den Kredit eingezahlt<br />
werden. Passend dazu sollten entsprechende Sondertilgungen<br />
vereinbart werden. Auch weitere Immobilien, Grundstücke,<br />
Wertpapiere oder Edelmetalle können als Sicherheit dienen.<br />
Der Übergang in die Rente ist oft ein kritischer Zeitpunkt. Denn<br />
hier kann das verfügbare Einkommen teilweise erheblich sinken,<br />
gleichzeitig steigen oft die Gesundheitskosten. Nicht umsonst<br />
lautet die generelle Empfehlung, Kredite möglichst bis zur Rente<br />
abzuzahlen. Zu Ihrer eigenen und zur Sicherheit der Bank hilft<br />
eine detaillierte Vorabberechnung, wie sich das Einkommen<br />
durch Renten, Zusatzrenten oder sonstige Versicherungen entwickeln<br />
wird.<br />
Hilfreich kann es auch sein, den Kreditvertrag gemeinsam mit einem<br />
jüngeren Partner zu unterschreiben, etwa dem Lebenspartner<br />
oder Kindern. Diese können auch als Bürgen auftreten. Und<br />
wer bereits ein Testament aufgesetzt hat, kann der Bank gegenüber<br />
dokumentieren, dass die Nachfolge geregelt ist. Mitunter<br />
kommt auch eine Restschuldversicherung in Frage. Diese übernimmt<br />
die restlichen Raten, falls der Kreditnehmer vorher stirbt.<br />
Verbraucherschützer sehen jedoch deren Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
kritisch.<br />
MÖGLICHST LANGE ZINSBINDUNGSZEIT WÄHLEN<br />
Seniorinnen und Rentner sollten eine möglichst lange Zinsbindungszeit<br />
wählen. Dadurch lassen sich zum einen die Gesamtkosten<br />
des Darlehens senken. Zum anderen verringert sich auch<br />
das Risiko, dass die Raten der Anschlussfinanzierung unbezahlbar<br />
werden, sollten die Baufinanzierungszinsen in der Zwischenzeit<br />
weiter steigen. Läuft die Zinsbindungszeit Ihres Immobiliendarlehens<br />
aus, ist die Prolongation auch eine Möglichkeit, wie<br />
es danach mit Ihrer Finanzierung weitergehen kann.<br />
Im Idealfall sollten Sie ein Volltilger-Darlehen aufnehmen. Bei<br />
einem solchen gilt die Zinsbindungszeit bis zum Ende der kompletten<br />
Laufzeit – also bis zur vollständigen Rückzahlung der<br />
Darlehenssumme. Kommt das abbezahlte Eigenheim in die Jahre,<br />
kann nochmals Kapitalbedarf entstehen – beispielsweise für<br />
neue Fenster, eine neue Heizung oder den Umbau zur Barrierefreiheit.<br />
Wer nur ein kleineres Sanierungsvorhaben verwirklichen<br />
möchte, kann dafür ein Modernisierungsdarlehen aufnehmen,<br />
das er idealerweise innerhalb von zehn Jahren zurückzahlt.<br />
Für ein solches ist keine Eintragung einer Grundschuld im<br />
Grundbuch erforderlich.<br />
Soll ein größeres Vorhaben oberhalb von 20.000 Euro realisiert<br />
werden und man hat nicht genug eigene Mittel, kommt ein Annuitätendarlehen<br />
infrage. Die Chancen, ein solches zu bekommen,<br />
stehen gut, da die Banken bei der Bonitätsprüfung des<br />
Kunden die durch eine Modernisierungsmaßnahme erzielte<br />
Wertsteigerung der Immobilie berücksichtigen dürfen.<br />
Eine Alternative zu Bankdarlehen stellen für Darlehensinteressenten<br />
– und damit auch für Senioren und Rentnerinnen –<br />
Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) dar. Diese<br />
staatliche Bank bietet Privatpersonen unabhängig vom Alter<br />
zinsgünstige KfW-Darlehen und Zuschüsse an. Eigentümerinnen<br />
und Eigentümer, die ihren vorhandenen Wohnraum barrierefrei<br />
gestalten möchten, können Mittel aus dem Programm<br />
„Altersgerecht Umbauen“ erhalten.<br />
SPEZIELLE KREDITANGEBOTE FÜR SENIOREN<br />
Für die besonderen Bedürfnisse von Senioren hat die Kreditwirtschaft<br />
erste spezielle Angebote entwickelt. Eines davon hat die<br />
DZ-Privatbank in Luxemburg für die Volks- und Raiffeisenbanken<br />
aufgesetzt. Es wird von etwa 100 der 800 Genossenschaftsinstitute<br />
in Deutschland unter verschiedenen Markennamen angeboten.<br />
Der Kredit wird hier flexibel ausgezahlt – in einer Rate,<br />
monatlich oder als Kombination von beidem. Ebenso flexibel<br />
wird getilgt – monatlich, in einer Summe oder nach individuellen<br />
Präferenzen. Dafür erfolgt allerdings auch die Verzinsung<br />
variabel und somit etwas teurer und risikoreicher.<br />
Baukredit mit 50+: Geld gibt’s auch im Alter.<br />
Ein anderes Angebot nennt sich „Best-Ager-Darlehen“, kommt<br />
von der Allianz und richtet sich an Kunden ab 60 Jahre. Auch<br />
dieses Darlehen ist nicht zweckgebunden, muss nicht getilgt und<br />
auch explizit nicht zu Lebzeiten zurückgezahlt werden. Die Laufzeiten<br />
können bis zu 40 Jahre betragen, Erben können den Kredit<br />
ohne Vorfälligkeitsentschädigung ablösen. Immobilien können<br />
hier bis 40 Prozent beliehen werden.<br />
WELCHE VORTEILE GIBT ES BEI BAUSPARDARLEHEN?<br />
In eher seltenen Fällen haben Senioren noch einen laufenden<br />
Bausparvertrag, der in Kürze zuteilungsreif ist. Die Zuteilung<br />
erfolgt, nachdem mindestens 40 bzw. 50 Prozent der Bausparsumme<br />
eingezahlt wurden und die Zielbewertungszahl erreicht<br />
ist. Beträgt die Bausparsumme beispielsweise 50.000,- € und<br />
das Bausparguthaben inklusive Zinsen 25.000,- €, liegt das Bauspardarlehen<br />
nach Zuteilung auf gleicher Höhe.<br />
Die Zuteilung des Bausparvertrages setzt eine wohnwirtschaftliche<br />
Verwendung der Bausparmittel voraus, zum Beispiel<br />
die Modernisierung des Eigenheims. Das Bauspardarlehen<br />
von beispielsweise 25.000,- € wird je nach Zins- und<br />
Tilgungssatz in aller Regel bereits nach 10 bis 12 Jahren vollständig<br />
getilgt. Dies gelingt, weil üblicherweise ein recht hoher<br />
Tilgungssatz zugrunde gelegt wird. Das Bauspardarlehen<br />
kann auch bereits vorher getilgt werden ohne Berechnung<br />
einer Vorfälligkeitsentschädigung.<br />
Bauspardarlehen bis zu einer Höhe von 50.000,- € können laut aktueller<br />
Bausparkassen-Verordnung auch ohne Grundschuldeintrag<br />
vergeben werden. Dadurch werden die Kosten für die Bestellung<br />
und Eintragung einer Grundschuld für Bauspardarlehen<br />
bis zu 50.000,- € gespart. Senioren, die nach Löschung sämtlicher<br />
Grundschulden bereits ein laut Grundbuch schuldenfreies<br />
Eigenheim besitzen und keine neuen Grundschulden eintragen<br />
wollen, wird das freuen. Diese Blankodarlehen eignen sich besonders<br />
für Modernisierungen, energetische Sanierungen und<br />
altersgerechte Umbauten.<br />
Fazit: Ältere Kreditnehmer sollten nicht nur auf ihre Hausbank<br />
setzen, sondern bereit sein, sich ein anderes Kreditinstitut zu suchen.<br />
Es lohnt sich immer, verschiedene Angebote einzuholen<br />
und gut zu vergleichen. Dies erhöht die Chance, an das Wunschdarlehen<br />
zu kommen oder den Kredit zu möglichst guten Konditionen<br />
abzuschließen. Allerdings: Die günstigsten Anbieter sind<br />
nicht immer die besten. So sind Darlehen über Finanzierungsvermittler<br />
oder von Direktbanken oft Standardverträge, welche<br />
sich für Senioren oft nicht eignen.<br />
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©Autor: Dietmar Kern<br />
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Foto: insta_photos – www.stock.adobe.com<br />
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