smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 03/2023
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Sanierung & Energie<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
den lohnt es sich, einzelne Heizkörper auszutauschen. Auch das<br />
Vorurteil, dass Wärmepumpen im Bestand häufig ineffizient arbeiten<br />
würden, treffe nicht zu, so Schulz weiter: „Das Fraunhofer<br />
Institut für Solare Energiesysteme ISE konnte dies in einer Untersuchung<br />
widerlegen.“ Die Luftwärmepumpen im Bestandsgebäude<br />
erreichten im Test eine durchschnittliche Jahresarbeitszahl<br />
von 3,1 – aus einer Kilowattstunde Strom wurden also 3,1 Kilowattstunden<br />
Wärmeenergie.<br />
Allerdings weist auch Stiebel Eltron darauf hin: Das Fachhandwerk<br />
ist im Moment stark ausgelastet, die Produktionskapazitäten<br />
sind nicht endlos. Daher empfiehlt es sich, rechtzeitig<br />
gemeinsam mit dem Handwerker abzustimmen, wann<br />
ein Umbau erfolgen kann – gegebenenfalls auch erst nach der<br />
nächsten Heizperiode.<br />
BAUJAHR DES EIGENHEIMS EIN WICHTIGER FAKTOR<br />
Ist das eigene Zuhause bereits geeignet für den Umstieg, oder<br />
welche Voraussetzungen sind vorher zu schaffen, damit eine<br />
Wärmepumpe sparsam und kostengünstig arbeiten kann? Mit<br />
dieser Frage beschäftigen sich aktuell viele Immobilieneigentümer.<br />
Ein wichtiger Faktor ist dabei das Baujahr des Eigenheims.<br />
Die Faustformel lautet: Je jünger das Haus, desto besser<br />
ist auch seine energetische Effizienz – und umso niedriger<br />
kann die Vorlauftemperatur beim Betrieb einer Wärmepumpe<br />
eingestellt werden.<br />
Allerdings sind von den rund 19 Millionen Wohngebäuden<br />
in Deutschland fast 17 Millionen vor dem Jahr 2000 errichtet<br />
worden, sie weisen laut Gebäudereport der Deutschen<br />
Energie-Agentur (dena) noch einen überdurchschnittlichen<br />
Energiebedarf auf. „Der reine Austausch der Heizungsanlage<br />
zu einer Wärmepumpe macht in vielen Altbauten keinen<br />
Sinn. Die notwendige Vorlauftemperatur wäre zu hoch, entsprechend<br />
ineffizient würde die Wärmepumpe arbeiten“, erklärt<br />
Sto-Experte Dirk Herrmann. Als ersten Schritt vor der<br />
Heizungsmodernisierung empfiehlt er daher, das Zuhause für<br />
den Niedertemperatur-Betrieb der Wärmepumpe vorzubereiten:<br />
„Eine effektive Wärmedämmung der Fassade schafft die<br />
Voraussetzung dafür“, so Herrmann weiter.<br />
ERST WÄRMEDÄMMUNG, DANN WÄRMEPUMPE<br />
Dies bestätigt eine aktuelle Studie, an der das Forschungsinstitut<br />
für Wärmeschutz und das Institut für Energie- und Umweltforschung<br />
mitgewirkt haben. Demnach ist für den sparsamen<br />
Betrieb einer Wärmepumpe eine Vorlauftemperatur von<br />
bis zu höchstens 40 Grad Celsius anzustreben. Ein sorgloses<br />
Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude hingegen<br />
zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern<br />
belastet auch die Stromerzeugung, die Stromnetze und<br />
die Umwelt. Energieberater begleiten Hauseigentümer, die ihr<br />
Gebäude für den Umstieg auf eine Wärmepumpe vorbereiten<br />
wollen. Unter www.wohnwert-steigern.de etwa finden sich<br />
Ansprechpartner vor Ort sowie die Möglichkeit, mit wenigen<br />
Eingaben das persönliche Einsparpotenzial zu berechnen. Im<br />
individuellen Sanierungsfahrplan, der aus der Energieberatung<br />
resultiert, stellt die Dämmung der Fassade meist den ersten<br />
Schritt dar. Danach können Hausbesitzer beim nächsten<br />
Heizungstausch einfach auf eine Wärmepumpe umsteigen.<br />
KOSTEN EINER FASSADENDÄMMUNG<br />
Die Preise fürs Haus dämmen liegen laut dem Internetportal<br />
werkstatt-magazin.de bei ca. 75 – 200 € pro m² (je nach<br />
Art der Dämmung). Oft über die Hälfte der Kosten fürs Haus<br />
dämmen fallen für das Gerüst und das Material an, sodass es<br />
sich lohnt, die Dämmung bei einer anstehenden Fassadensanierung<br />
gleich mit in Anspruch zu nehmen, um die Kosten<br />
fürs Hausdämmen so gering wie möglich zu halten. Bei einem<br />
Einfamilienhaus mit 140 Quadratmeter kommt man so auf ca.<br />
13.700 €. Auch dafür gibt es Zuschüsse bis zu 20 Prozent der<br />
Kosten.<br />
WIE HOCH SIND DIE ANSCHAFFUNGSKOSTEN<br />
UND WIRD DER EINBAU STAATLICH GEFÖRDERT?<br />
Die Anschaffung einer Wärmepumpe kostet zwei- bis dreimal<br />
so viel wie der Einbau einer Gasheizung – wegen der zusätzlichen<br />
Planungsleistungen, des erhöhten Installationsaufwands<br />
und der insgesamt teuren Technik. „Gut zu wissen: Die Installation<br />
einer Wärmepumpe in Bestandsgebäuden wird derzeit<br />
mit bis zu 35 Prozent der Investitionskosten staatlich gefördert“,<br />
so Pascal Zug (EWE). Dazu muss man beim Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Förderantrag<br />
einreichen.<br />
Für den Einbau klimafreundlicherer Heizungen müssen Bürgerinnen<br />
und Bürger nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums<br />
bis 2028 jährlich mehr als neun Milliarden Euro in<br />
die Hand nehmen. Das geht aus einem unlängst veröffentlichten<br />
Gesetzentwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz hervor.<br />
Dem stünden über eine Betriebszeit der Heizung von 18 Jahren<br />
zugleich Einsparungen in Höhe von rund 11 Milliarden<br />
Euro gegenüber, rechnet das Ministerium. Die Einsparungen<br />
kommen unter anderem zustande, weil Öl und Erdgas in den<br />
kommenden Jahren deutlich teurer werden.<br />
Beispielrechnung: Laut dem Internetportal gruenes-haus<br />
kostet die Nachrüstung einer Luftwärmepumpe im Altbau zwischen<br />
10.000 und 19.000 Euro. Die Anschaffungspreise liegen<br />
zwischen 8.000 und 16.000 € und erfordern Installationskosten<br />
von 2.000 bis 3.000 €. Dazu kommen die Betriebskosten in<br />
Höhe von durchschnittlich 700 und 2.000 € pro Jahr. Außerdem<br />
sollte die Anlage einmal im Jahr überprüft werden, was etwa<br />
100 bis 200 € an Wartungskosten verursacht. Ein Zuschuss des<br />
Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beim<br />
Austausch einer Heizungsanlage deckt mindestens 25 Prozent<br />
der Kosten. Luftwärmepumpen lohnen sich aufgrund ihrer geringen<br />
Betriebskosten und werden beim Ersatz von Öl-, Kohleoder<br />
Gasheizungen mit bis zu 40 Prozent gefördert. <br />
kg/vpb/djd<br />
LUFTWÄRMEPUMPE IM ALTBAU AUCH OHNE FUSSBODENHEIZUNG?<br />
Wärmepumpen mit Fußbodenheizung sind eine perfekte<br />
Kombination für effizientes Heizen. Moderne Luftwärmepumpen<br />
können aber auch ohne Fußbodenheizung eingesetzt<br />
werden, so zumindest sagen es die Experten von<br />
gruenes-haus.de. Bei erhöhten Vorlauftemperaturen für<br />
alternative Heizkörper wird dann allerdings mehr Strom<br />
verbraucht.<br />
Wärmepumpen mit Heizkörpern sind immer noch eine<br />
sinnvolle Option, wenn ihre Abmessungen proportional zur<br />
Raumgröße sind. Größere Heizkörper sorgen für einen<br />
höheren Wirkungsgrad der Wärmepumpe, eine niedrigere<br />
Auch im Altbau ermöglichen Wärmepumpen ein zukunftssicheres und umweltfreundliches Heizen.<br />
Vorlauftemperatur und eine höhere Effizienz. Sollten sich<br />
die vorhandenen Heizkörper als zu klein erweisen, können<br />
diese meist ohne großen Aufwand ausgetauscht werden,<br />
und das oft zu geringeren Kosten als beim Einbau einer<br />
komplett neuen Fußbodenheizung.<br />
Die Umrüstung auf moderne Heizkörper kann die Heizleistung<br />
erhöhen oder die Vorlauftemperatur um bis zu 10 °C<br />
senken, und das bei gleichem Platzbedarf. In Kombination<br />
mit einer Luftwärmepumpe eignen sich Plattenheizkörper<br />
und Niedrigtemperatur-Heizkörper besonders gut.<br />
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Foto: Robert Poorten – www.stock.adobe.com<br />
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