Neue Szene Epaper 2023-09
DAS Stadtmagazin in und um Augsburg seit über 30 Jahren am Puls der Stadt ...
DAS Stadtmagazin in und um Augsburg seit über 30 Jahren am Puls der Stadt ...
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
40<br />
SPORT<br />
HALLO, HERR DIREKTOR!<br />
WIE TICKT MARINKO JURENDIC, DER NEUE<br />
FCA SPORTDIREKTOR?<br />
Nachdem der FC Augsburg zum zwölften Mal in Serie den Klassenerhalt erreicht hat, gibt es in der 13. Saison zum ersten Mal einen<br />
Sportdirektor in der Bundesliga-Historie der Rot-Grün-Weißen. Für diese Position wurde mit Marinko Jurendic vom FC Zürich eine<br />
überraschende Personalie an den Lech geholt. Wir dürfen euch den 45-jährigen Schweizer vorstellen. Von Markus Krapf<br />
Jure, herzlich willkommen in der schönsten<br />
Stadt der Welt. In wie vielen Sprachen könnten<br />
wir dieses Interview führen?<br />
(Lacht) Naja, das kannst gerne du bestimmen,<br />
ich könnte grundsätzlich in fünf Sprachen antworten.<br />
Welche sind das?<br />
Neben Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch<br />
spreche ich natürlich noch meine Muttersprache<br />
Kroatisch.<br />
Wie sehr nützt dir das in deinem Job als Sportdirektor?<br />
Natürlich hilft es weiter, wenn man mit Menschen<br />
in ihrer Landessprache sprechen kann, denn<br />
das erweitert die Kommunikation und den Zugang<br />
zu den Leuten. Auch wenn in der heutigen<br />
Zeit Englisch als internationale Sprache von vielen<br />
gesprochen wird, ist es trotzdem ein Vorteil, wenn<br />
man mit der Sprache, die dem Spieler vertraut ist,<br />
Brücken schlagen und um einiges empathischer<br />
in der Kommunikation sein kann.<br />
Erzähl uns doch ein bisschen über dich, dein<br />
Name deutet auf einen Balkan-Hintergrund<br />
hin.<br />
Ich bin im Norden von Bosnien im kroatischen<br />
Teil des ehemaligen Jugoslawiens geboren<br />
und habe dort bis zum neunten Lebensjahr gelebt<br />
und die ersten zwei Schulklassen absolviert. Meine<br />
Eltern sind Ende der 70er Jahre in die Schweiz gegangen,<br />
während ich noch bei meinen Großeltern<br />
geblieben bin. Mitte der 80er bin ich meinen Eltern<br />
dann in die Schweiz gefolgt und dort in die<br />
dritte Klasse gekommen. 1990 ist der Balkan-Krieg<br />
ausgebrochen, sodass wir auch in den Ferien nicht<br />
mehr in unser Heimatdorf zurückgehen konnten,<br />
meine Eltern haben aber ein Ferienhaus in Istrien<br />
in der Nähe von Pula gebaut und das war unser<br />
Urlaubsziel, sodass wir zumindest die Beziehung<br />
zu Kroatien aufrechterhalten konnten.<br />
Das bedeutet, dass du als Neunjähriger in<br />
einem fremden Land mit einer fremden Sprache<br />
in die Schule gekommen bist. Das stelle ich<br />
mir sehr schwierig vor.<br />
Ich erinnere mich tatsächlich noch an ein Elterngespräch<br />
meines leider heute verstorbenen Vaters<br />
mit Herrn Rütimann, der damals mein erster<br />
Lehrer war. Er hat meinem Vater ein Diktatheft gezeigt,<br />
er solle ihm doch bitte vorlesen, was ich<br />
denn da geschrieben hatte. Der Lehrer hatte der<br />
Klasse einen deutschen Text diktiert und ich habe<br />
Fotos: Carmen Dammaschke Gertsmeyr