Neue Szene Epaper 2023-09

HEIMATKLÄNGE 43
Fotos: Kilian-Seiler
Als Fußballfan klingelt es bei mir bei deinem
Nachnamen. Bist du zufällig mit dem ehemaligen
Nationaltrainer Erich Ribbeck verwandt?
Zufällig schon, er ist mein Opa.
Wie oft wirst du auf ihn angesprochen?
Immer wieder, so wie jetzt (lacht).
Dann war Fußball in eurer Familie sicherlich
immer ein zentrales Thema.
Ja, schon, ich habe selber lange gespielt, aber
irgendwann kam die Musik.
Du kommst aus dem Rheinland.
Das stimmt, aber ich kenne Augsburg schon
sehr lange, meine Großeltern mütterlicherseits
kommen aus Bobingen, sie sind eines Tages nach
Kanada ausgewandert, dort ist meine Mutter auch
groß geworden. Meinen Dad hat sie in Mailand
kennengelernt und dann sind sie nach Köln gezogen.
Und seit wann lebst du in Augsburg?
Seit Februar 2023. Heute vor einem Jahr war
ich für fünf Tage hier im Frequenzgarten Studio.
Über ein Label, bei dem ich und Nick Hermann
schon Songs veröffentlich haben, bin ich auf ihn
aufmerksam geworden. Ich mochte seine Songs
und seine Art zu mischen, ich habe ihn einfach
über Instagram angeschrieben, ob wir nicht zusammen
eine Session machen wollen. Und so kam
der Stein ins Rollen.
Ohne das jetzt groß zu vertiefen, aber es
hat bei euch nicht nur musikalisch gefunkt.
(lacht) Ja, kann man so sagen.
Seit wann machst du Musik?
Los ging es bei den Pfadfindern mit einer Gitarre
am Lagerfeuer. Mein erster Auftritt war bei
einem Benefizkonzert, das war tatsächlich eine Initialzündung
für mich. Irgendwann hat mich die
Musikerin Sina Drums angeschrieben, weil sie
mich da gesehen hat. Wir haben daraufhin zusammen
einen Clip gedreht, der heute über 2 Millionen
Mal gestreamt wurde. Die ersten Songs habe
ich mit vierzehn geschrieben, aber so richtig mit
Songwriting und Releasen ging es erst nach dem
Abitur los.
Du hast auch schon TV-Erfahrung und warst
bei SAT1 in der Castingshow „All togehter
now“ zu sehen.
Ich bin jemand, der gerne Dinge ausprobiert
und es hat mich gereizt, einmal im TV aufzutreten.
Es war eine gute Erfahrung für mich, aber
nochmal würde ich das jetzt nicht mehr machen.
Die Reaktionen darauf aber waren interessant,
denn gerade im Familien- oder Freundeskreis war
das Feedback sehr positiv. So nach dem Motto,
wenn man es bis ins Fernsehen schafft, dann muss
man ja was draufhaben.
Neben Ceci hast du noch ein weiteres Projekt
am Laufen, nämlich C e c e l i e. Auf Spotify
hast du unglaubliche 185.000 Hörer:innen, der
Track „Honour“ wurde bereits über 2 Millionen
Mal angeklickt. Wie geht denn so etwas?
In erster Linie durch Networking mit anderen
Labels, die Playlists veröffentlichen. Wenn man da
mal reinkommt, dann garantiert das eine große
Reichweite und demensprechend viele Klicks.
Du warst mit Wilhelmine auf Deutschland-
Tour. Was war das für eine Erfahrung für dich?
Eine unglaublich tolle, dieses Tourfeeling hat
mich infiziert, spätestens da wusste ich, das ist es.
Wir waren tagelang mit einem Nightliner unterwegs.
Das war lustig, ich war aber über die Disziplin
während der Tour überrascht. Es gab nur wenig
Alkohol im Bus, alle sind brav ins Bett gegangen,
alle haben diese Tour als Job gesehen und demensprechend
wurde auch so gelebt.
“ Ich bin
jemand,
der gerne
Dinge
ausprobiert ...
Bei den Augsburger Sommernächten hattest
du auf der Neue-Szene-Bühne mit deiner Band
den allerersten Auftritt. Mich beeindruckt ja
nichts mehr so leicht, aber ich war echt begeistert
von eurer Performance.
Danke, das freut mich sehr. Es hat auch unglaublich
Spaß gemacht, die Leute waren gut
drauf und mit so einer Band im Rücken fällt es
mir auch leicht auf der Bühne zu stehen. An diesem
Tag habe ich diese Energie gespürt, die ich
mir immer gewünscht habe. Mit Band fühlt sich
das ganz anders an und man muss sich nicht alleine
gegen eine Wand stemmen.
Ein Song von dir hängt immer noch in meinen
Ohren: „Eeeeeaaasyyyy…“.
Du meinst „Siddartha“! Das ist die neueste
Nummer, die wir geschrieben haben, die schafft es
aber leider nicht mehr auf das neue Album. Aber
es ist gut möglich, dass der Song später als Single
erscheint.
Ist Ceci jetzt ein Projekt, eine Band oder dein
Soloding?
Es ist mein Künstlername und kein genereller
Bandname. Ich heiße Cecelia, daraus wurde irgendwann
mal Ceci. Mich gibt es solo, als Duo
mit Nick und als Band mit Nick, Jonas und
Simon.
Und du bist die Chefin?
Es ist wunderschön, mit solchen Musikern zu
arbeiten. Ich bin Teamworkerin, aber das letzte
Wort habe ich (lacht). In den Songs steckt meine
DNA, sie entstehen meist auf meiner Gitarre, ich
schreibe die Texte und dann kommt Nick ins
Spiel. Aber es kommt auch vor, dass Nick mit
einer Idee zu mir kommt.
Du bist Mitglied des Frequenzgarten-Kollektivs.
Was hast du dort für Erfahrungen gemacht?
Sehr positive. Früher habe ich im Jahr zwei
oder drei Songs geschrieben, gerade Josi und Nick
haben mich sehr inspiriert und haben mir gezeigt,
dass man sehr kreativ an die Songs gesehen kann,
wenn man loslässt und daher kam auch ein richtiger
Schub. Ich habe noch nie so viele Songs in so
kurzer Zeit produziert, Nick und ich ergänzen uns
da voll.
Right time, right place?
Ja, total. So eine kollektive Zusammenarbeit
kannte ich vorher gar nicht, ich war im Prinzip
immer alleine unterwegs.
Von was lebst du derzeit?
Die letzten zwei Jahre konnte ich meinen
Lebensunterhalt ausschließlich von den
Spotify- und Apple-Music-Tantiemen bestreiten.
Das neue Album steht in den Startlöchern.
Es dauert noch bis November bis zum Release,
parallel dazu ist auch eine Tour mit Nick als
Duo als special guests von CATT gebucht. Da
freuen wir uns schon sehr drauf.
Du spielst auch bei Havet Bass. Musik spielt
also die zentrale Rolle in deinem Leben. Es
gibt derzeit also keinen Plan B?
Ich bin derzeit sehr beschäftigt, ich habe mich
für das BY-ON Förderprogramm beworben, das ist
ein Spitzenförderprojekt des Verband für Popkultur
in Bayern e.V., bei dem bayerischen Rock- und
Popkünstler:innen der Zugang zu Auftritten im
Vorprogramm von namhaften Künstler:innen, zu
(Showcase-)Festivals sowie Fortbildungen geboten
werden. Es wird maßgeblich finanziert vom Bayerischen
Staatsministerium für Wissenschaft und
Kunst. Dann bin ich noch auf einem Songwriting-
Camp in Frankreich eingeladen, zum neuen
Album wird es ein Video geben, dann die Tour im
Herbst, es ist also immer was los bis zum Jahresende.
(ws)