MR. WHO 22 Sprechen Sie niemanden an, nur weil sie glauben, dass er es ist. Sie werden ihn doch nicht erkennen. Unser geheimnisvoller Mr. Who treibt sich in der Hotellerie und Gastronomie herum, schnüffelt diskret zwischen Lobby- und Sky-Bar herum, ermittelt verdeckt aus der Besenkammer heraus, spürt jedes noch so unbekannte Detail auf und bringt es pointiert und nicht immer ernst gemeint zu Papier. „Verkehrsbolitig“ in Österreich Schon mit dem Titel möchte ich auf den Inhalt dieses Artikels hinweisen - es geht um mangelnde Professionalität. Und zwar dort, wo es in unser Fach spielt – im Tourismus. In Nußdorf in Wien liegt seit einiger Zeit die alte „Stadt Wien“ am Ponton. Ein dieselelektrisches Radschiff, allerdings kein „Dampfer“ aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, trotzdem eine schifffahrtstechnische Rarität. Sie dient mittlerweile als Restaurant – bzw. auf Neudeutsch als „Eventschiff“. Wo eine solche Karriere über kurz oder lang endet, steht anhand etlicher Beispiele aus der Vergangenheit fest – am Schiffsfriedhof. Antriebsanlagen auf Schiffen müssen gefahren und gewartet werden, sonst geben sie den Geist auf. Herr Stift, ein rührige Kaufmann aus Tulln und vorhergehende Schiffseigner hat das berücksichtigt und das Schiff wöchentlich auf Fahrten eingesetzt. Nun wetteifern derzeit die in Wien und der Wachau eingesetzten Ausflugsschiffe um den Titel des Hässlichsten. Womit sie sich übrigens in Gesellschaft nahezu aller Donaukreuzfahrtschiffe befinden, deren einzige Qualifikation aus maximaler Passagierkapazität besteht - verbunden mit einer nicht schiffsgerechten, pseudomodernen Glasfront. Die daraus resultierenden Schiffslängen bedingen, dass diese Fahrzeuge nur an einigen wenigen Stellen des Stromes wenden können – auch in Notfällen. Es haben nun mal die alten Wasser- und auch Schienenfahrzeuge eine besondere Ästhetik und Attraktivität für das touristische Publikum. Man hat – und damit meine ich den ursprünglichen Betreiber, das hiesige staatliche Gemeinwesen – weitestgehend dabei versagt, diese Ressourcen zu erhalten. Gilt für Schifffahrt wie Eisenbahn. Auch dort werden neuerdings selbst die Aktivitäten der mit viel Engagement agierenden Vereine wie ÖGEG (Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) oder dem Heizhaus Strasshof durch überbordende Bürokratie – des hier plötzlich höchst rührig tätigen öffentlichen Sektors - beim Veranstalten von beispielsweise Dampfzugfahrten immer mehr eingeschränkt. Der staatlichen Donauschifffahrt hat man unter fadenscheinigem Hinweis auf mangelnde wirtschaftliche Effizienz schon vor Jahrzehnten den Garaus gemacht. Anstatt der sonst keineswegs knausrigen Subventionen in ausnahmsweise sinnvoller, fremdenverkehrsstützender Art auch da zum Einsatz zu bringen, um die damals noch zahlreichen Raritäten zu erhalten. Tourismus braucht Attraktionen, alte Schiffe oder Bahnen sind das. Tourismus schaufelt Milliarden in die Staatskasse. Da sollte auch was für Erhalt und Betrieb solcher Tourismusmagnete übrig sein. Gewiss kommen Gäste wegen der wunderbaren Landschaft und fahren – notgedrungen - mit der unsäglich scheußlichen Wachaubahn. Stinkende, innen und außen laute Dieselgarnituren, mit Fenstern, die man nicht aufmachen kann und wo die Klimaanlage nicht funktioniert oder vom Personal nicht bedient werden kann – bei meiner Fahrt zumindest. Da täten es die alten, grünen Personenzugwagons mit offener Plattform besser. Wie das geht, zeigen andere. Beispielweise der Stainzer Flascherlzug, der mit großem Erfolg seit Jahren mit einer alten Garnitur und Dampflok durch eine vergleichsweise dürftige Landschaft dampft – unterstützt von einem findigen Wirten. Als Caterer begleitet er per Auto den Zug und verkauft an den Stationen originelle regionale Schmankerl, musikalisch untermalt von zünftiger steirischer Harmonika-Musik. Oder der Reblaus-Express, der mit ungebrochenem Elan und den erwähnten grünen Waggons durchs Weinviertel rattert – leider mit einer Diesellok. Beispiele aus dem Ausland zeigen, dass es auch bei der Schifffahrt anders geht. Auf der Elbe zwischen Bad Schandau und Dresden fahren ein halbes Dutzend Raddampfer. Allerdings soweit renoviert und vor allem in der Maschine umgebaut, dass jetzt kaum ein Drittel der früheren Mannschaft für den Betrieb nötig ist. In der Schweiz findet man auf jedem der größeren Seen sorgfältig renovierte und instandgehaltene Raddampfer. Bei uns kämpft der löbliche Verein Ögeg mit ehrenamtlich tätigen Technikern und Schiffspersonal um den Erhalt und Betrieb meiner alten Liebe, des letzten Raddampfers auf der Donau - der „Schönbrunn“, Baujahr 1912. Sie ist mit stilvollen Salons und originaler Dampfmaschine auch heute noch jedem der neuen „Wasserhotelkasteln“ - sprich Kreuzfahrtschiffen - an Geschwindigkeit im Totwasser überlegen. Mehr als ein paar Tage Fahrbetrieb im Jahr können so aber kaum auf die Beine gestellt werden. Aber auch bei uns stellen drei private oder halbprivate alte Dampfschiiffe auf den Seen eine Ausnahme und einen touristischen Anziehungspunkt dar. Den es am Bahnsektor auch gibt. So spricht etwa die hervorragende Auslastung der Mariazeller Bahn oder der Schneebergbahn eine deutliche Sprache, wo das Interesse des Publikums liegt. Nr. 3-23 SEPTEMBER I HOTELMAGAZIN OFFLINE
ITALIEN 23 Wir waren dort! HOTEL DAS UNABHÄNGIGE REISE MAGAZIN Amazing Verona Nr. 3-23 SEPTEMBER I HOTELMAGAZIN OFFLINE