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gab Oktober 2023

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54 kultur<br />

FOTO: BJÖ<br />

KUNST<br />

IT’S ALL ABOUT<br />

COMMUNITY!<br />

Vládmir Combre de Sena und Harald Etzemüller vom Ausstellungsraum EULENGASSE.<br />

Vládmir Combre de Sena und Harald Etzemüller machen zusammen den Ausstellungsraum EULEN-<br />

GASSE in Frankfurt-Bornheim. Was von außen wie eine Galerie aussieht, ist in Wirklichkeit ein selbstverwalteter<br />

Artist-Run-Space, der in ein europaweites Netzwerk eingebunden ist. Im <strong>Oktober</strong> feiert<br />

EULENGASSE den 20. Geburtstag – Grund genug, das Paar und ihr gemeinsames Projekt vorzustellen.<br />

Wie hat EULENGASSE begonnen?<br />

Vládmir: Ich war schon immer an Kunst<br />

interessiert, schon als Kind. Meine Eltern<br />

haben alles versucht, um mich von der<br />

Kunst wegzubringen – haben es aber nicht<br />

geschafft (lacht). Ich habe dann in Brasilien<br />

eine Kunsthochschule besucht, die Musik,<br />

Theater und bildende Kunst integriert, und<br />

Kunsterziehung studiert, als Schauspieler<br />

gearbeitet und Kunstveranstaltungen organisiert.<br />

Und dann habe ich Harald getroffen<br />

und entschieden, nach Deutschland zu<br />

gehen. Wir haben uns 1995 in Brasilien über<br />

einen gemeinsamen Freund kennengelernt<br />

und sind seit dem ersten Tag zusammen.<br />

Harald: Ja, da kannst du jetzt eine echte<br />

„Love-At-First-Sight“-Story draus machen<br />

(lacht).<br />

Harald, du bist ja eigentlich Architekt;<br />

wie bist du zur Kunst gekommen?<br />

Harald: Die Architektur ist ja ein Beruf<br />

der Kreativwirtschaft. Das hat sich schon<br />

im Studium abgezeichnet, auch mit den<br />

kreativen Fächern wie freies Zeichnen, wo<br />

es wirklich auch darum geht, seine künstlerische<br />

Ader zu entwickeln. Und der Beruf<br />

ist irgendwie wie der eines Dirigenten.<br />

Du orchestrierst alles um dich herum, alle<br />

Beteiligten des Planungs- und Bauprozesses,<br />

damit am Ende das Bauwerk so wird,<br />

wie es entstehen soll.<br />

Was ist der Ausstellungsraum<br />

EULENGASSE?<br />

Harald: Wir sind keine kommerzielle Galerie,<br />

sondern non-profit. Darum heißt es auch<br />

„Ausstellungsraum EULENGASSE“. Wir<br />

haben das zusammen mit dem Künstler<br />

Stehn Raupach 2003 als Verein gegründet.<br />

Vládmir: Sein Atelier war neben unserem<br />

Büro in der Eulengasse. Als Stehn dort auszog,<br />

haben wir in seinem ehemaligen Atelier<br />

unseren Ausstellungsraum gemacht. Der<br />

Name sollte nichts New-York-mäßiges sein,<br />

sondern ganz bodenständig. Darum haben<br />

wir es einfach „EULENGASSE“ genannt.<br />

Wie stelle ich mir diesen Verein vor?<br />

Harald: Das ist ein Verein von Künstler*innen.<br />

Die „ordentlichen Mitglieder“ sind die<br />

Kunstschaffenden, und dann haben wir<br />

noch Fördermitglieder. Diese Selbstorganisation<br />

bezeichnet man überall auf der Welt<br />

als „Artist-Run-Space“ oder „Artist-Run-Initiative“,<br />

oder kurz ARI.<br />

Uns ging es vor allen Dingen darum, eine<br />

Struktur zu schaffen, mit der wir die Mitglieder<br />

aktivieren, sich einzubringen. Also,<br />

wie schaffen wir es, dass ARI Wirklichkeit<br />

wird? Dafür haben wir zum Beispiel eine regelmäßige<br />

Projektversammlung eingeführt,<br />

die freiwillige Zusammenkunft aller Interessierten.<br />

Dazu laden wir gerne auch Gäste<br />

ein, die nicht zum Verein gehören. Und dort<br />

entwickeln wir unter anderem auch unsere<br />

Jahresthemen. Unsere Mitglieder sind zwischen<br />

Anfang 30 bis 85 Jahre. Der Verein ist<br />

auch eine Community, in der es darum geht,<br />

sich gegenseitig in der Professionalisierung<br />

zu unterstützen.<br />

Vládmir: Das ist einer der Gründe, wieso wir<br />

den Verein gegründet haben: Frankfurt hat<br />

eine so große Kunstproduktion, auch mit der<br />

Städelschule und der HfG, aber Frankfurt<br />

hat keinen Space, wo Kunst ausstellt werden<br />

kann. Und es gibt Viele, die unabhängig<br />

bleiben und nicht zu einer Galerie gehören<br />

möchten. Wir geben diesen Künstlern die<br />

Möglichkeit, unabhängig zu sein.<br />

Was ist euer Thema in diesem Jahr?<br />

Harald: Jubiläum! Ganz klar (lacht).<br />

Die nächste Ausstellung findet im <strong>Oktober</strong><br />

statt, die große Jubiläumsausstellung<br />

mit dem schönen Titel „It’s<br />

About Community …“.<br />

Vládmir: Aber nicht hier in unserem Ausstellungsraum,<br />

sondern in einem riesigen<br />

Ort auf der Hanauer Landstraße! Wir haben<br />

alle Mitglieder eingeladen und alle, die in<br />

den letzten 20 Jahren bei uns ausgestellt<br />

haben. Jede*r zeigt zwei Arbeiten – eine<br />

aktuelle und eine aus dem Gründungsjahr<br />

der EULENGASSE.<br />

Harald: Oder so in etwa. Es gibt ja auch<br />

welche, die 2003 noch gar nicht geboren<br />

waren (lacht).<br />

* Interview: Björn Berndt<br />

Ausstellungsraum EULENGASSE,<br />

Seckbacher Landstr. 16, Frankfurt,<br />

www.eulengasse.de<br />

2. – 15.10., 20 Jahre EULENGASSE<br />

Jubiläumsausstellung „It’s About<br />

Community …“, Tor Art Space, Hanauer<br />

Landstraße 161 – 171, Frankfurt.<br />

Das komplette Interview gibt’s auf<br />

www.männer.media/regional/<strong>gab</strong>

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