Transformation des Gesundheitswesens
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MEDIAPLANET | 5<br />
Prim. Dr. Roland<br />
Celoud, SFEB-<br />
PRM, MSc<br />
Institut für<br />
Physikalische<br />
Medizin,<br />
Rehabilitation und<br />
Arbeitsmedizin,<br />
Lan<strong>des</strong>klinikum<br />
Horn-Allentsteig<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Richard<br />
Crevenna, MBA,<br />
MMSc<br />
Universitätsklinik<br />
für Physikalische<br />
Medizin,<br />
Rehabilitation und<br />
Arbeitsmedizin,<br />
Medizinische<br />
Universität Wien,<br />
AKH Wien<br />
Prim. Dr.<br />
Christian<br />
Wiederer<br />
Klinikum am<br />
Kurpark Baden für<br />
Orthopädie und<br />
Rheumatologie<br />
sowie Kokon Bad<br />
Erlach – Reha für<br />
junge Menschen<br />
FOTO: ZVG FOTO: ZVG FOTO: ZVG<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
der digitalen Rehabilitation<br />
Die Zukunft der Rehabilitation, insbesondere unter dem Aspekt von<br />
„Rehabilitation 4.0“, wird durch die fortlaufende Integration von Technologie,<br />
die weitere Verbesserung der Versorgungsqualität und die Förderung der<br />
Patient:innenergebnisse geprägt sein.<br />
Der demografische Wandel<br />
in Europa aber auch in<br />
anderen Weltregionen<br />
stellt die Medizin vor<br />
große Herausforderungen. In<br />
Europa, den USA, Kanada, Japan<br />
und zunehmend aber auch in China<br />
stehen immer weniger jüngere<br />
Menschen immer mehr älteren<br />
gegenüber. Letztere haben mehr und<br />
mehr Bedürfnisse hinsichtlich medizinischer<br />
Versorgung, pflegerischer<br />
Betreuung und rehabilitativer Maßnahmen.<br />
Dies wiederum erfordert<br />
eine Anpassung von medizinischen<br />
Versorgungsmodellen und -strategien.<br />
Immer komplexere medizinisch-rehabilitative<br />
Fragestellungen<br />
erfordern somit auch komplexere, in<br />
der Regel individualisierte, Antworten.<br />
Parallel dazu vollziehen sich<br />
durch die rasche Entwicklung und<br />
Implementierung digitaler Technologien<br />
umfassende Veränderungen<br />
in Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung,<br />
Gesundheitswesen und anderen<br />
Bereichen. Dieser digitale Wandel<br />
hat eine tiefgreifende Auswirkung<br />
auf die Art und Weise, wie Menschen<br />
leben, arbeiten, kommunizieren und<br />
interagieren.<br />
Bezugnehmend auf die jüngsten<br />
Entwicklungen der Digitalisierung<br />
im Bereich der Rehabilitation wird<br />
von Rehabilitation 4.0 gesprochen,<br />
die sich auf die Integration von<br />
modernen Technologien, Digitalisierung<br />
und datengesteuerten Ansätzen<br />
in die Rehabilitation 1 bezieht.<br />
Dieser Ansatz bietet eine Vielzahl<br />
an Chancen und stellt gleichzeitig<br />
Herausforderungen dar.<br />
Als Chancen dieser Entwicklung<br />
können folgende Punkte identifiziert<br />
werden:<br />
• Telemedizin und Fernüberwachung<br />
ermöglichen es, Patient:innen<br />
auch außerhalb der Kliniken<br />
– und somit auch im gewohnten<br />
Umfeld – zu überwachen und<br />
ihnen Fernunterstützung anzubieten,<br />
was die Kontinuität<br />
der medizinischen Versorgung<br />
verbessert. Die Telemedizin kann<br />
auch die Möglichkeit bieten,<br />
Präventionsmaßnahmen dauerhaft<br />
für größere Personengruppen<br />
anzubieten.<br />
• Wearables und Tracking-Technologien<br />
überwachen Bewegungen<br />
und Aktivitäten und liefern wertvolle<br />
Informationen zur Beurteilung<br />
der Behandlungsfortschritte.<br />
• Virtual Reality (VR) und Augmented<br />
Reality (AR) können in der<br />
Rehabilitation angewendet werden,<br />
um lebensnahe Umgebungen<br />
für das Training von Alltagsaktivitäten<br />
zu schaffen.<br />
• Robotik und Exoskelette als roboterunterstützte<br />
Therapiegeräte<br />
können Intensität und Effektivität<br />
von rehabilitativen Maßnahmen<br />
erhöhen bzw. diese oft erst<br />
ermöglichen.<br />
• Moderne Software im Sinne einer<br />
Künstlichen Intelligenz kann<br />
nützlich sein, um effizientere und<br />
effektivere Diagnose- und Behandlungspfade<br />
nutzbar zu machen.<br />
• Bereits bisher ist es im Fachgebiet<br />
der Physikalischen Medizin<br />
und Rehabilitation üblich,<br />
personalisierte Rehabilitation<br />
anzubieten; das heißt, individualisierte<br />
Behandlungspläne, speziell<br />
zugeschnitten auf die Bedürfnisse<br />
von Patient:innen, werden erstellt.<br />
Dies kann durch neue digitale<br />
Möglichkeiten der Sammlung und<br />
Analyse von Patient:innendaten<br />
massiv unterstützt werden.<br />
Als Herausforderungen gelten: fehlende<br />
technologische Kompetenz der<br />
Fachkräfte, branchenübergreifender<br />
Arbeitskräftemangel, Kosten und<br />
Zugänglichkeit, Standardisierung<br />
von Qualität und Wirksamkeit, Einhaltung<br />
<strong>des</strong> Datenschutzes sowie die<br />
menschliche Interaktion und Motivation<br />
als entscheidender Faktor für<br />
den Erfolg der Rehabilitation.<br />
Als zentrales mit der Prävention,<br />
Rehabilitation und Prähabilitation<br />
befasstes medizinisches Sonderfach<br />
steht für die Physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation 2 die Verbesserung<br />
der Lebensqualität der<br />
Patient:innen mit bestmöglicher<br />
funktioneller Unabhängigkeit und<br />
Teilhabe im Leben (Partizipation) im<br />
Mittelpunkt 3 . Dies wird bereits<br />
bisher im Rahmen eines individuell<br />
mit den Patient:innen zusammengestellten<br />
Rehabilitationsprogramms<br />
erzielt und ist<br />
erwiesenermaßen effizienter und<br />
effektiver gegenüber Standardbehandlungen<br />
4 . Es ist für alle mit der<br />
Rehabilitation befassten Disziplinen<br />
notwendig, sich aktiv mit den<br />
modernen Entwicklungen und<br />
Möglichkeiten <strong>des</strong> digitalen Wandels<br />
auseinanderzusetzen, um diese<br />
effektiv nutzen zu können.<br />
1.<br />
Rehabilitation 4.0: Chancen und Herausforderungen der digitalen <strong>Transformation</strong> in den Rehabilitationswissenschaften, Meisen T, Vieritz H, Springer, 2019<br />
2.<br />
Ärzteausbildungsverordnung 2015 - Aufgaben Physikalische Medizin und Rehabilitation – Anlage 25: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bun<strong>des</strong>normen&Gesetzesnummer=20009186<br />
3.<br />
Homepage Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilition: www.oegpmr.at<br />
4.<br />
Can Early Rehabilitation on the General Ward After an Intensive Care Unit Stay Reduce Hospital Length of Stay in Survivors of Critical Illness?: A Randomized Controlled Trial.<br />
Gruther W, Pieber K, Steiner I, Hein C, Hiesmayr JM, Paternostro-Sluga T. Am J Phys Med Rehabil. 2017 Sep;96(9):607-615. doi: 10.1097/PHM.0000000000000718.PMID:<br />
28181920 Clinical Trial.