Transformation des Gesundheitswesens
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8 | Lesen Sie mehr unter: zukunft-medizin.info<br />
Die Zukunft der Krankenhaushygiene<br />
muss auch digital sein<br />
Die Implementierung digitaler Tools und der Paradigmenwechsel hin zu einer Präventivmedizin<br />
stellen für heimische Krankenanstalten zentrale Herausforderungen dar. Dies erklärt der<br />
internationale Hygiene-Experte Ojan Assadian im Interview.<br />
Prof. Dr. Ojan<br />
Assadian<br />
Ärztlicher<br />
Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>klinikums<br />
Wiener<br />
Neustadt und Prof.<br />
em. am Institute of<br />
Skin Integrity and<br />
Infection Prevention<br />
der Universität<br />
Huddersfield<br />
FOTO: ZVG<br />
Was sind die großen Herausforderungen<br />
für die Krankenhaushygiene<br />
nach der COVID-19-Pandemie?<br />
Die zentrale Herausforderung ist es,<br />
die Prävention einer Erkrankung,<br />
das ist ja der Grundsatz der Hygiene,<br />
als medizinische Leistung messund<br />
darstellbar zu machen. Durch<br />
COVID-19 hat zwar immerhin die<br />
fachliche Wertschätzung zugenommen<br />
– im Gesundheitswesen gelten<br />
jedoch nur Diagnose oder Therapie<br />
als Leistungen, nicht aber all jene<br />
Maßnahmen zur Verhinderung einer<br />
Erkrankung. Diese Situation wird<br />
im österreichischen Gesundheitswesen<br />
auch weiterhin fortbestehen,<br />
da man den Paradigmenwechsel<br />
weg von einer Reparatur- hin zu<br />
einer Präventivmedizin nach wie<br />
vor nicht vollzogen hat. Was die<br />
Krankenhaushygiene betrifft, haben<br />
wir zwar in Österreich in den letzten<br />
20 Jahren Verbesserungen der<br />
strukturellen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen – wir müssen aber auch<br />
hier den nächsten Schritt gehen<br />
und Hygienemaßnahmen in der<br />
Budget- und Leistungsplanung<br />
verankern. Die Voraussetzung dafür<br />
ist, die Effektivität und die Leistung<br />
von Hygienemaßnahmen mess- und<br />
damit quantifizierbar zu machen.<br />
Wie verändert die Digitalisierung<br />
die Krankenhaushygiene?<br />
Mittlerweile gibt es schon lange<br />
IT-Systeme zur Erfassung der<br />
Resistenzsituation im Krankenhaus:<br />
Dabei werden mikrobiologische<br />
Befunde, also Erreger, Namen und<br />
Resistenzen automatisiert zu Resistenzstatistiken<br />
zusammengefasst.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind<br />
KI-basierte Systeme für die strukturierte<br />
Infektionserfassung, wie<br />
z. B. HAIDI. Diese Systeme können<br />
standardisiert darstellen, wo und<br />
zu welchem Zeitpunkt vorab genau<br />
definierte Infektionen auftreten.<br />
Ein solches System kann in einem<br />
größeren Krankenhaus das Arbeitspensum<br />
für Surveillance von bis zu<br />
zwei Hygienefachkraft-Vollzeitstellen<br />
erledigen, aber nicht um diese<br />
Expert:innen zu ersetzen. Denn es<br />
braucht danach sehr wohl spezialisiertes<br />
Personal, das diese Daten<br />
interpretieren und entsprechende<br />
Maßnahmen setzen kann.<br />
Wie weit sind wir hierzulande<br />
mit der Umsetzung?<br />
Die Digitalisierung bietet ein<br />
enormes Potenzial. Aufgrund einer<br />
Innovationsskepsis und eines<br />
langen Investitionsstaus liegt die<br />
Umsetzung aber weitgehend<br />
zurück: Im Krankenhausalltag<br />
werden nach wie vor Aufgaben, die<br />
digital automatisiert erledigt<br />
werden könnten, manuell von den<br />
ohnehin knappen Fachkräften<br />
erledigt. Vieles wird nach wie vor<br />
händisch mit Block und Bleistift<br />
erledigt, weil es an der nötigen<br />
Finanzierung, an der Fachexpertise<br />
und häufig auch an der Bereitschaft,<br />
diese neuartigen Tools<br />
einzusetzen, mangelt. Aufgrund<br />
<strong>des</strong> demografischen Wandels wird<br />
man sich den Verzicht auf digitale<br />
Anwendungen zukünftig aber nicht<br />
mehr leisten können.<br />
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