Ausgabe 10/2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2023
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<strong>10</strong>/<strong>2023</strong> Vor 50 Jahren · 29<br />
....im Juli 1973 Aufrichte gefeiert und im Oktober 1973 das Sportzentrum mit einem grossen Fest eingeweiht.<br />
(Bilder: Gemeindearchiv Herisau)<br />
den Verkauf der Fabrikanlagen zog der Verwaltungsrat<br />
die einheimische Offerte den<br />
ausländischen Angeboten vor. «So kam der<br />
Verkaufsvertrag mit der Möbelfabrik Frehner<br />
zustande, der die Fabrikationsräumlichkeiten<br />
von 14 000 Quadratmetern und rund<br />
60 000 Kubikmetern sowie einen grösseren<br />
Umschwung zwischen der Kasernenstrasse<br />
und der Sturzeneggstrasse umfasst.» In<br />
der Gemeindechronik ist neun Jahre später<br />
nachzulesen: «Die Zürcher AG, Möbelfabrik,<br />
Bassersdorf, als Hauptaktionärin der<br />
Emil Frehner AG, Möbelfabrik in Herisau,<br />
sah sich trotz zweimaliger Sanierungsversuche<br />
gezwungen, die Serienproduktion in<br />
Herisau wegen zu hoher Produktionskosten<br />
einzustellen. Den 24 Mitarbeitern wurde am<br />
Jahresende gekündigt.» Die Ziegler AG vermeldete<br />
2016, «dass das Unternehmen aufgrund<br />
der anhaltenden Überkapazitäten, der<br />
ungünstigen Wechselkurssituation und des<br />
daraus entstehenden grossen Preisdrucks<br />
die Produktion von Fein- und Spezialpapieren<br />
im Werk Grellingen einstellt.» Die Walke<br />
AG schliesslich ist seit 2003 Teil der PQH<br />
Holding AG und behauptet sich bis heute<br />
am Markt.<br />
Zum Auftakt ein Musical im Casinopark<br />
Und nun zum Herisauer Höhepunkt des<br />
Oktobers 1973. Es vergeht kein Wochentag<br />
in diesem Monat, an dem die Appenzeller<br />
Zeitung nicht in irgendeiner Art und Weise<br />
darüber berichtet. Mit regelmässigen Hinweisen<br />
werden Herisauerinnen und Herisauer<br />
so tranchenweise über das Fest<br />
Ende Oktober informiert. Den Auftakt zu<br />
den Feierlichkeiten bildet das Musical «Bremer<br />
Stadtmusikanten». Gemäss Zeitungsbericht<br />
«das erste Mal, dass sich Schulkinder<br />
an eine derart anspruchsvolle Aufgabe heranwagen».<br />
Eine Freilichtaufführung anfangs<br />
Oktober im Casinopark – für die Zuschauer<br />
stehen <strong>10</strong>00 Plätze zur Verfügung – mit über<br />
70 mitwirkenden Schülerinnen und Schülern<br />
und einem Orchester, inszeniert von Lehrer<br />
Walter Frei.<br />
Dies ist also quasi der erste Streich. Die<br />
nächsten folgen Ende des Monats. Die Berichterstattung<br />
darüber wird in der Appenzeller<br />
Zeitung mit diesen Worten eingeleitet:<br />
«Der Erfolg dürfte die kühnsten Erwartungen<br />
übertreffen. Bereits am Samstagabend<br />
waren sämtliche 50 000 Lose ausverkauft,<br />
und die <strong>10</strong> 000 Festplaketten reichten ebenfalls<br />
nur für den ersten Tag und die ersten<br />
beiden Nächte, so dass am Sonntagmorgen<br />
in aller Eile eine weitere Serie hergestellt<br />
werden musste. Und so schön wie das Fest,<br />
so gediegen war auch die offizielle Einweihungsfeier<br />
vom Samstagmorgen, in deren<br />
Verlauf vor allem auch die Vertreter der<br />
Nachbargemeinden nur Bewunderung und<br />
leise Eifersucht äusserten.» Was eingeweiht<br />
wurde? Unser Sportzentrum! Am letzten<br />
Samstag im Oktober 1973 schlägt quasi die<br />
Stunde null für seinen Betrieb. Das garstige<br />
Wetter verhindert zwar, dass der symbolische<br />
Schlüssel von Fallschirmspringern vom<br />
Himmel her überreicht werden kann, vermag<br />
aber die Festlaune nicht zu trüben.<br />
An dieser Stelle erlauben wir uns einen<br />
kurzen Blick zurück. Bereits 20 Jahre früher<br />
nämlich entstanden in den Reihen des<br />
Eishockey-Clubs Pläne für eine ungedeckte<br />
Kunsteisbahn. Diese blieben allerdings<br />
unrealisiert, es wurde weiterhin auf der<br />
ans Kasernenareal angrenzenden Natureisbahn<br />
Schlittschuh gelaufen und Eishockey<br />
gespielt. Ende der 1960er-Jahre wurde es<br />
konkreter und die Genossenschaft Sportzentrum<br />
gegründet. Diese präsentierte<br />
1970 erste Pläne mit einem Kostenvoranschlag<br />
von schier <strong>10</strong> Millionen. Dabei ging<br />
es nicht mehr nur um eine ungedeckte<br />
Kunsteisbahn, sondern um ein sportliches<br />
Zentrum mit gedeckter Eisbahn, Hallenbad,<br />
drei Turnhallen, Sauna und Restaurant. 1971<br />
stellt die Genossenschaft ein Kreditgesuch<br />
über vier Millionen an die Gemeinde, welches<br />
die Stimmbürger mit 1725 Ja gegen 813<br />
Nein guthiessen. Und obwohl bereits vor<br />
dem Spatenstich klar war, dass die Baukosten<br />
nicht auf knapp zehn Millionen, sondern<br />
auf zwei bis drei Millionen mehr zu stehen<br />
kommen, beschloss die Genossenschaft zu<br />
bauen.<br />
Sport- und Begegnungsstätte für alle<br />
Am Eröffnungstag Ende Oktober 1973 würdigt<br />
Genossenschaftspräsident Hans Binder<br />
«den Einsatz einer ganzen Gemeinde für ein<br />
grosses Werk, dessen Verwirklichung zu Beginn<br />
als praktisch undurchführbar erschien.»<br />
Und: «Der grosse Bau ist ein Zeugnis der<br />
Zweckmässigkeit, ohne Luxus, der stark<br />
vereinten Kräften zu verdanken ist.» Nachdem<br />
Herisau für die Kranken, für die Betagten<br />
und für den Umweltschutz vieles getan<br />
habe, sei es nun an der Zeit gewesen, auch<br />
für die Jugend etwas zu schaffen. Und dieses<br />
«Etwas» wurde ausgiebig mit einem grossen<br />
Herisauer Dorffest im und ums Sportzentrum<br />
gefeiert. Der Gemeindechronik der Appenzellischen<br />
Jahrbücher ist zu entnehmen:<br />
«Die Festlichkeiten anlässlich der Eröffnung<br />
dieses Zentrums, das nicht nur dem Sport<br />
dienen, sondern auch zur Stätte der Begegnung<br />
für alle Bevölkerungsschichten werden<br />
soll, dauerten zweimal drei Tage. Sie brachten<br />
nicht nur die Herisauer, sondern auch<br />
sehr viele Auswärtige in den Kreckel hinaus.<br />
Man vernahm nur Lobenswertes über das<br />
entstandene Gemeinschaftswerk, das dem<br />
Militär, den Sportvereinen – 14 verschiedene<br />
Sportarten können ausgeübt werden –, den<br />
Schulen und Rheumakranken offensteht. Am<br />
zweiten Wochenende wurden schon die ersten<br />
grösseren Wettkämpfe ausgetragen. […]<br />
Da neue Übungsmöglichkeiten vorhanden<br />
sind, wurde auf Anregung des SATUS hin ein<br />
Schwimmklub ins Leben gerufen und auch<br />
die Volleyball-Spieler schlossen sich zum<br />
Volleyball-Club Herisau zusammen.» Den<br />
damaligen Gemeinderäten übrigens wurde<br />
die Ehre zuteil, als erste im Hallenbad zu<br />
schwimmen.<br />
Eva Schläpfer