Ausgabe 11/2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 1. November 2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 1. November 2023
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<strong>11</strong>/<strong>2023</strong> Politik · 27<br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
STÄNDERAT ANDREA CARONI<br />
SESSIONSRÜCKBLICK VON<br />
NATIONALRAT DAVID ZUBERBÜHLER<br />
In Bern traf sich das Parlament vom <strong>11</strong>. bis<br />
29. September zur Herbstsession und debattierte<br />
teils heisse Eisen. Lange sah es so aus,<br />
als ob Herisau die Berufsunteroffiziersschule<br />
der Armee verlieren könnte. Nach dem Nationalrat<br />
hat nun allerdings auch der Ständerat<br />
der Armeebotschaft <strong>2023</strong> und damit dem Immobilienprogramm<br />
VBS zugestimmt. Einem<br />
Neubau der BUSA steht somit nichts mehr<br />
im Weg. Mich freut das sehr, habe ich doch<br />
in unzähligen Gesprächen Druck gemacht,<br />
dass die Ausbildungsstätte für Berufsunteroffiziere<br />
aller Truppengattungen der Armee<br />
in Herisau bleibt. Einziger Wehrmutstropfen:<br />
Der Baubeginn ist erst für Frühjahr 2025 vorgesehen.<br />
Im Nationalrat fand zudem eine<br />
ausserordentliche Session zum Thema «Asyl<br />
und Zuwanderung» statt. Wegen der Zuwanderung<br />
steuert unser Land mit hohem<br />
Tempo auf eine 10-Millionen-Schweiz zu.<br />
Weil es so nicht weitergehen kann, hat die<br />
SVP-Fraktion zwei Vorstösse eingereicht,<br />
die eine Begrenzung der Massenzuwanderung<br />
und eine konsequente Bekämpfung der<br />
kriminellen Asyl-Schlepper forderten. Beide<br />
Vorstösse erhielten ausserhalb meiner Partei<br />
keine Stimmen und wurden abgelehnt. Ein<br />
weiterer Brennpunkt: Die A1 gehört heute zu<br />
den chronisch überlasteten Strecken unseres<br />
Landes. Deren Benutzung wird in Zukunft<br />
weiter zunehmen. Bundes- und Nationalrat<br />
wollen deshalb die Autobahn A1 auf den<br />
Strecken Bern-Zürich und Lausanne-Genf<br />
auf mindestens sechs Spuren ausbauen. Als<br />
nächstes entscheidet der Ständerat. Das Parlament<br />
befürwortete weiter Bussen von bis<br />
zu tausend Franken für Verstösse gegen das<br />
nationale Verhüllungsverbot und hat dem<br />
Bundesgesetz zur Umsetzung der «Burka-Initiative»<br />
zugestimmt. Volk und Stände hatten<br />
die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot»<br />
im März 2021 knapp gutgeheissen.<br />
Gelten soll das Verbot an öffentlich zugänglichen<br />
Orten. Erlaubt bleiben soll die Verhüllung<br />
in Gotteshäusern, an der Fasnacht oder<br />
zum Schutz der Gesundheit. Unternehmen<br />
sollen derweil endlich vom administrativen<br />
Aufwand entlastet werden. Das Parlament<br />
will, dass Gesetze und Verordnungen von<br />
der Bundesverwaltung systematisch auf<br />
Entlastungspotenzial geprüft und die Regulierungskosten<br />
transparenter ausgewiesen<br />
Die 51. Legislatur (2019-<strong>2023</strong>) war die dramatischste<br />
seit Jahrzehnten. Zuerst hielt uns die<br />
Corona-Pandemie zwei Jahre in Atem. Kaum<br />
hatten wir anfangs 2022 alle Massnahmen<br />
aufgehoben, überfiel Putin die Ukraine und<br />
brachte Krieg nach Europa. Daraus folgte im<br />
Winter 2022/23 die begründete Sorge um<br />
Energie- und Stromknappheit. Und zuletzt<br />
kollabierte im Frühling <strong>2023</strong> mit der CS auch<br />
noch eine 167-jährige Grossbank. Aber es gab<br />
auch Highlights: Am 12. September feierten<br />
wir den 175. Geburtstag unserer Bundesverfassung<br />
und damit der modernen Schweiz.<br />
Die Säulen des liberalen Bundesstaates, welche<br />
die Verfassungsväter im Frühling 1848 in<br />
nur 51 Tagen schufen, tragen bis heute. Auch<br />
aus Ausserrhoder Sicht gab es in dieser Legislatur<br />
gute Neuigkeiten, insbesondere aus<br />
der soeben zu Ende gegangenen Herbstsession<br />
<strong>2023</strong>. Beide Räte verabschiedeten<br />
das neue Nationalstrassenprogramm, worin<br />
prominent die für die Ostschweiz zentrale<br />
dritte Röhre des Rosenbergtunnels samt<br />
Anbindung gegen Süden (Richtung Teufen)<br />
finanziert wird. Dazu wird es wohl allerdings<br />
2024 eine Volksabstimmung geben. Ebenso<br />
beschlossen beide Räte das neue Immobilienprogramm<br />
des VBS, worin 16 Millionen<br />
für Herisau (Busa) vorgesehen sind – dieser<br />
Beschluss ist schon in trockenen Tüchern.<br />
Wir diskutierten auch andere grosse Themen,<br />
von denen nur wenige erwähnt werden<br />
sollen: Zur Stärkung unserer Energieversorgung<br />
beschlossen wir den sogenannten<br />
«Mantelerlass», der namentlich den Ausbau<br />
der Wasserkraft erleichtern soll, aber auch<br />
die Solarenergie befördert. Ich habe dies<br />
unterstützt, aber es wird noch lange nicht<br />
reichen. Vielmehr ist die «Energiestrategie<br />
2050» aus dem Jahr 2017 massiv zu überarbeiten,<br />
denn die Annahmen von damals<br />
sind überholt; und wir laufen auf eine Stromlücke<br />
zu. Ohne neue Grosskraftwerke wird<br />
es im Winter mittelfristig kaum gehen. Thematisch<br />
ergänzend beschlossen wir im Ständerat<br />
das neue CO2-Gesetz, das für meinen<br />
Geschmack sehr stark mit Verboten und<br />
Subventionen operiert. Allerdings konnten<br />
wir viele kritische Eingriffe abfedern. Persönlich<br />
habe ich mich dafür eingesetzt, dass die<br />
CO2-Abgabe auch weiterhin grösstenteils zu<br />
den Bürgern zurückfliesst und nicht auf kaltem<br />
Weg eine neue Steuer eingeführt wird.<br />
Auch zur Migration führten wir eine Debatte.<br />
Meine Hoffnung liegt auf der geplanten<br />
Migrationsreform der EU. Diese sieht rasche<br />
Verfahren an den Aussengrenzen und einen<br />
Solidaritätsmechanismus vor. Die Reform ist<br />
noch nicht in trockenen Tüchern. Generell<br />
krankt unser Asylsystem daran, dass es für<br />
tatsächlich Verfolgte schwierig ist, zu uns zu<br />
gelangen, derweil zu viele Menschen ohne<br />
Aussicht auf Asyl oder Arbeit die «Asyl-<br />
Lotterie» eingehen und entweder den Tod<br />
im Mittelmeer erleiden oder in den Sozialsystemen<br />
Europas enden. Wir sollten unseren<br />
Schutz stärker denen zukommen lassen,<br />
die ihn brauchen. Persönlich gefreut hat<br />
mich, dass der Ständerat mein Postulat zur<br />
Stellung der Alleinlebenden in der Schweiz<br />
angenommen hat. Diese Gruppe – immerhin<br />
1,4 Millionen Menschen – geht in der<br />
Bundespolitik meistens vergessen. Abschliessend<br />
möchte ich bei Ihnen, liebe Ausserrhoderinnen<br />
und Ausserrhoder, dafür bedanken,<br />
dass Sie mir am 22. Oktober mit über<br />
90 Prozent der Stimmen auf unglaublich<br />
starke Weise Ihr Vertrauen ausgesprochen<br />
haben. Ich freue mich darüber enorm und<br />
sehe es als Auftrag, während den kommenden<br />
vier Jahren in Bern wiederum alles zu<br />
geben.<br />
Andrea Caroni, Ständerat AR<br />
werden. Die bürgerliche Mehrheit befand,<br />
dass das Gesetz zum Abbau der Regulierungskosten<br />
führen werde. Betreiber von<br />
kritischen Infrastrukturen wie etwa Gesundheits-<br />
und Energieversorger und Bahnunternehmen<br />
werden künftig Cyberangriffe mit<br />
grossem Schadenspotenzial dem Bund melden<br />
müssen. Wenn sie aber schwerwiegende<br />
Schwachstellen in ihren Informatiksystemen<br />
feststellen, müssen sie das dank eines Antrags,<br />
den ich im Nationalrat eingereicht<br />
habe, nicht tun. Schliesslich besteht das Risiko,<br />
dass gemeldete Schwachstellen von<br />
Hackern angegriffen und Daten in die Hände<br />
von Kriminellen gelangen könnten, bevor die<br />
Sicherheitslücken behoben wären. Und zum<br />
Abschluss: Seit acht Jahren darf ich Appenzell<br />
Ausserrhoden im Nationalrat vertreten.<br />
Nun haben Sie mir, liebe Ausserrhoderinnen<br />
und Ausserrhoder, Ihr Vertrauen ein weiteres<br />
Mal geschenkt. Dafür danke ich Ihnen von<br />
ganzem Herzen, verbunden mit dem Versprechen,<br />
dass ich dieses Vertrauen weiterhin<br />
zum Wohl unseres Kantons und unseres<br />
Landes einsetzen werde. Ich wünsche Ihnen<br />
alles Gute bei stets bester Gesundheit und<br />
Gottes Segen!<br />
David Zuberbühler, Nationalrat AR