Melange No28

NOMI BAUMGARTL
Teil der Schöpfung
Es sollten zwei weitere Leben folgen. Diese führten sie zu ihrer wahren
Passion – der Natur. Heute möchte Nomi Baumgartl mit ihrer
Fotokunst die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Natur erzählen.
Und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir alle Teil des
großen Ganzen sind und die Erde bewahren müssen. „Es ist eine
Hommage an die Schöpfung“, sagt Baumgartl, „was für ein schöner Planet,
auf dem wir leben dürfen und der uns so viel bietet.“
Nomi Baumgartl rührt lange mit dem Milchaufschäumer
die Milch auf. Der Schaum soll perfekt
werden. „Es kommt auch auf die Temperatur und
die Luftfeuchtigkeit an“, sagt sie. Irgendwann ist
der Milchschaum schnittfest, und sie häufelt ein
Kunstwerk in die Tasse. „Jetzt ist sie da“, sagt sie,
„das ist die Alpspitze. Man erkennt sie an der
Form.“ Tatsächlich. Über dem Cappuccino ragt das
Profil der Alpspitze empor. Fast zu schön zum Trinken.
Wer einmal gesehen hat, wie Nomi Baumgartl
einen Milchschaum zubereitet, der ahnt, wie sie ihre
Fotos macht. Und erkennt, warum sie zu einer international
bekannten Fotokünstlerin geworden ist.
Glamour, Stars und weite Welt
Ihre Fotokunst hat Nomi Baumgartl (73), die auf einem Bauernhof
im Donau-Ries aufgewachsen ist, in die große, weite Welt gebracht.
Zuerst machte sie Bildreportagen für Magazine wie Geo und Stern,
fotografierte in Kriegs- und Krisengebieten, sah Verwundungen,
Hunger und Not. Außerdem porträtierte sie berühmte Leute wie
Papst Johannes Paul II. Es folgten Modeproduktionen mit den Supermodels
der 90er Jahre. Ihre Bilder erschienen in der Vogue, in
Vanity Fair und anderen internationalen Magazinen. Bis heute ist
sie mit Stars befreundet. Das war ihr „erstes Leben“, erzählt Nomi
Baumgartl an ihrem Esstisch in Murnau, die Cappuccino-Tasse in
der Hand, mit Blick auf die echte Alpspitze.
Aus der Bahn geworfen
Das zweite Leben begann nach einem schweren Autounfall 1996,
der Baumgartl aus der Bahn warf. Ihr Plan, ganz nach New York zu
ziehen, war passé. Auch in die Modefotografie schaffte sie es nicht
zurück. Sie hatte so schwere Schädelverletzungen, dass sie sich an
vieles aus ihrem Leben nicht mehr erinnern kann. Sie litt an extremen
Gleichgewichtsstörungen und einer Lähmung der Augenmuskeln.
Ausgerechnet sie, eine Fotografin. Die Ärzte erklärten sie
irgendwann für „austherapiert“. Aber das wollte sie nicht annehmen.
Hier kommen ihre „Visionen“ ins Spiel. Seit jeher sieht sie Bilder vor
ihrem geistigen Auge, die sie dann in Realität verwandelt.
Nomi Baumgartl sah sich vor ihrem geistigen Auge gesund. Und
glaubte fest daran, dass sie es schaffen wird. Wie geführt, kam sie zu
dem berühmten Gehirnforscher Dr. John Lilly nach Hawaii. Dieser
ließ sie zum Beispiel in einem Isolationstank schweben. Doch
der Durchbruch kam ganz unverhofft. Bei einem Ausflug auf den
Pazifik floatete sie, glitt also schwerelos durchs Wasser. Früher passionierte
Taucherin, war ihr Element das Wasser. Da löste sich ein
einzelner Delfin von der Gruppe und kam zu ihr – eine ungewöhnliches
Verhalten. Auge in Auge floatete sie mit dem Delfin. „Es war
wie ein Tor in ein anderes Bewusstsein“, sagt Baumgartl, „ein überirdisches
Erlebnis. Ich war wie in einer anderen Dimension.“ Das Erlebnis setzte
Selbstheilungsimpulse. Die Lähmung der Augenmuskeln ließ nach.
Ihre Augen regenerierten sich.
Wunder geschehen
„Ich habe so viele Wunder erlebt, daher glaube ich fest an Wunder“, reflektiert
die Künstlerin ihr Leben. Und: „Durch das Delfin-Erlebnis erhielt
ich noch mehr Zugang zur Natur.“ Der Delfin war ihr „Heilungsengel“.
Auf Baumgartls schwarzem Hoodie steht es geschrieben: „Everybody
is someone’s angel.“ (Jeder ist irgendjemandes Engel.) Ein weiteres
Projekt von Nomi.
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