Melange No28
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MÄCHTIG, KRAFTVOLL,<br />
SCHNELL<br />
Mächtig, kraftvoll, schnell<br />
Moschusochsen wirken eher gemächlich und unbeweglich. Kommt<br />
es aber darauf an, können sie in kürzester Zeit auf beachtliche 60<br />
km/h beschleunigen. Zudem tragen beide Geschlechter ernstzunehmende<br />
Waffen auf dem Kopf. Die bullige Statur und die spitzen,<br />
geschwungenen Hörner fordern einem den nötigen Respekt<br />
zweifellos ab. Bei den weiblichen Tieren sind die Hornplatten nicht<br />
so stark ausgeprägt wie bei den männlichen Tieren. Die Hornplatten<br />
der Männchen wachsen über die Jahre an der Stirn zusammen<br />
und bilden einen dicken Wulst, welcher im Kampf als Ramm-<br />
bzw. Prellbock dient. Prallen die Bullen in vollem Lauf mit ihren<br />
400 Kilo aufeinander, muss man kein Wissenschaftler sein, um<br />
sich vorzustellen, welche enormen Kräfte dabei freigesetzt werden.<br />
Ein weiteres Merkmal der Moschusochsen ist das lange Fell. Bestehend<br />
aus mehreren Schichten, ist es eines der dichtesten im<br />
Tierreich. Unter den bis zu 62 cm langen Grannenhaaren tragen<br />
die Ochsen ein fünf Zentimeter langes Unterfell. Da Moschusochsen<br />
eher an sehr kalte, aber trockene Lebensräume angepasst<br />
sind, besitzt ihre Haut keine Talgdrüsen, was wiederum zur Folge<br />
hat, dass ihr Fell Wasser und Regen nicht abweisen kann. Nasses<br />
Fell kann unter Umständen ebenso tödliche Erkältungen mit sich<br />
bringen, wie die Tatsache, dass die Tiere nicht richtig in der Lage<br />
sind zu schwitzen, d.h. sie müssen ihre Körpertemperatur über die<br />
Atmung regulieren. Zu schnelles Einatmen von kalter Luft kann<br />
Nimmt man sich aus diesem Wahnsinn mal heraus, wenn auch<br />
nur für kurze Zeit, wird einem wieder richtig bewusst, was wirklich<br />
wichtig ist und wie wenig man eigentlich braucht, um Freude<br />
zu empfinden. Ein heißer Becher Tee, eine warme Mahlzeit aus<br />
einer Tüte, eine Zeltplane, die vor einem Schneesturm schützt und<br />
welches jedes Wochenende parat stehen muss.<br />
für die Ochsen ebenfalls gefährlich werden.<br />
Grenzerfahrung, Besinnung<br />
und Dankbarkeit<br />
Immer wieder verliere ich mich in dem Gedanken, wie widerstandsfähig<br />
diese Tiere sind, welche Strapazen sie bewältigen<br />
müssen, um zu überleben. Wir verbringen hier draußen nur vier<br />
Tage, aber sie sind immer hier. Die Tiere sind für mich echte Vorbilder,<br />
sie zeigen mir, dass man alles überwinden kann. Nach<br />
einer schwierigen privaten Zeit will ich mich absichtlich an bzw.<br />
über meine Grenzen bringen, und die Ochsen zeigen mir in diesen<br />
Tagen wie es geht. Es gibt keinen besseren Therapeuten als<br />
Mutter Natur. Wir können so viel von ihr lernen, wenn wir genau<br />
hinsehen. In der modernen Welt ist diese Fähigkeit leider vielen<br />
verlorengegangen, und die Natur verkommt zum Freizeitobjekt,<br />
welches jedes Wochenende parat stehen muss.<br />
Nimmt man sich aus diesem Wahnsinn mal heraus, wenn auch<br />
nur für kurze Zeit, wird einem wieder richtig bewusst, was wirklich<br />
wichtig ist und wie wenig man eigentlich braucht, um Freude<br />
zu empfinden. Ein heißer Becher Tee, eine warme Mahlzeit aus<br />
einer Tüte, eine Zeltplane, die vor einem Schneesturm schützt und<br />
gute Gesellschaft und Zusammenhalt. Der ein oder andere mag<br />
jetzt schmunzeln, aber in seinem Schlafzimmer aufrecht stehen<br />
und einfach auf die Toilette gehen zu können ist etwas Besonderes.<br />
Ich muss mich nicht erst dick anziehen, dabei die nasse kalte Zeltplane<br />
mit der Haut berühren und dann nach draußen gehen, um<br />
in ein Loch im Schnee zu machen, mich dann wieder ausziehen<br />
und mühsam in einen Schlafsack kriechen, in dem die klamme<br />
Kleidung liegt, um sie mit meiner Körperwärme zu trocknen.<br />
Durch diesen Trip wurde mir wirklich bewusst, dass nichts selbstverständlich<br />
ist. Und dafür bin ich sehr dankbar.<br />
Mutter Natur scheint unsere Demut und Dankbarkeit zu spüren,<br />
denn sie belohnt uns mit tollen Momenten bei den Moschusochsen<br />
und lässt uns am vierten Tag mit den Hundeschlitten in den Sonnenuntergang<br />
fahren. Dieses Mal ist es wirklich eine Fahrt, die<br />
Spur ist vorhanden und so können wir die Hunde richtig laufen<br />
lassen. Das Gefühl mit diesen außergewöhnlichen Hunden zusammenzuarbeiten<br />
werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Jetzt<br />
wartet nur noch eine heiße Dusche und ein vorzügliches Abendessen<br />
auf dem Campingplatz. Wie gut das tut muss ich jetzt wohl<br />
niemandem erklären …<br />
Autor & Fotos: Florian Warnecke<br />
www.part-of-natur.com<br />
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