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Melange No28

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CHRISTA MAYR-BRANDL<br />

UNTERSÖCHERING UND DIE WELT<br />

Wo Obersöchering liegt, kann Untersöchering nicht weit<br />

sein. Mit dem Radl bei schönstem Wetter von Murnau<br />

kommend, freue ich mich schon auf den Besuch bei Christa<br />

Mayr-Brandl in ihrem Atelier. 1959 in München geboren, lebt<br />

die Künstlerin einen Großteil ihres Lebens in dem idyllischen<br />

Ort, in dem ihre Eltern früher schon einen Bauernhof hatten.<br />

Noch heute ist das Dorf sehr ländlich geprägt und schaut<br />

mit den grasenden Kühen und Kälbern, einem am Wasser<br />

entlangspringenden Fohlen und den Häusern aus Tuffstein<br />

mit grünen Fensterläden sowie den Höfen aus viel Holz wie<br />

aus dem Bilderbuch aus. Die einzigen Geräusche, die gerade<br />

zu hören sind, kommen vom Wind in der Krone der Eiche und<br />

vom etwas entfernteren Traktor eines Bauern.<br />

Als ihre Eltern damals auf dem Hof Zimmer vermieteten, kam<br />

die Welt ein Stück weit ins Haus. Spätestens als Gäste aus Kolumbien<br />

da waren, war es dann um die junge Christa geschehen:<br />

Sie wollte die große weite Welt selbst entdecken! Nach mehreren<br />

Freizeiten in ihrer Jugend ging sie nach der Ausbildung als<br />

Zahnarzthelferin, die sie in München absolvierte, für ein Jahr als<br />

Au-pair-Mädchen nach Los Angeles. Später machte sie sich ganz<br />

alleine auf eine eineinhalbjährige Weltreise, die sie nach Amerika,<br />

Neuseeland, Australien und Asien führte. Ein einjähriger Japanaufenthalt<br />

mit der ganzen Familie ergab sich dann nochmal<br />

im Jahr 2005. Ihre Reisen haben sie sowohl als Mensch als auch<br />

als Künstlerin maßgeblich geprägt. „Die Sprache, das Rumfahren,<br />

die Freiheit – das war schon etwas ganz Besonderes“, schwärmt sie. Das<br />

Reisen sollte eine starke Inspirationsquelle für ihr künstlerisches<br />

Schaffen bleiben.<br />

Christa<br />

Mayr-Brandl<br />

Untersöchering<br />

die Welt<br />

&<br />

Heimatverbundene Kosmopolitin<br />

Mit ihrem Mann – die erwachsenen Töchter sind schon länger<br />

außer Haus – lebt Christa Mayr-Brandl in einem Haus, das auf<br />

elterlichem Grundstück gebaut wurde und von dem aus man gen<br />

Südwesten über unbebaute Wiesen beste Sicht bis zum Wettersteingebirge<br />

mit den Ammergauer Alpen und etwas nördlicher<br />

bis zum Hohenpeißenberg hat. Ein paar Meter weiter kann man<br />

in südöstlicher Richtung über Maisfelder hinweg zur Benediktenwand<br />

und zum Estergebirge schauen. Es ist eine wohltuende<br />

Weite, die sich vom Ort aus auftut und die Weltoffenheit in sich<br />

trägt. Und genau diese Weltoffenheit zeichnet die Künstlerin, die<br />

viele auch durch ihre Tätigkeit im Murnauer Weltladen kennen, in<br />

hohem Maße aus.<br />

Farbwelten in Wachs<br />

Gerade erst hat sie die Eindrücke ihrer letztjährigen New York-<br />

Reise auf großformatigen Acrylbildern festgehalten, die sie im<br />

August im Foyer des Murnauer Rathauses mit anderen Werken<br />

ausgestellt hat. Eines davon konnte man auch zur Blauen Nacht<br />

der Kunst in einem der Schaufenster entdecken. In ihrem Atelier<br />

fallen Motive aus Japan auf sowie abstrakte Landschaften,<br />

Skulpturen oder Portraits aus Wachs und Fotografien aus fernen<br />

Ländern, die sie mit Wachs weiterverarbeitet hat. Wachs ist<br />

das hauptsächliche Medium, mit dem die Künstlerin seit 2004<br />

arbeitet. „Auf einem Weihnachtsmarkt hat ein Pollinger Künstler Karten mit<br />

Motiven aus Wachs mit einem Maleisen angefertigt. Das faszinierte mich“,<br />

erzählt sie begeistert von der Enkaustik, wie die antike künstlerische<br />

Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß<br />

auf den Maluntergrund aufgetragen werden, genannt wird.<br />

Während sie Kurse unter anderem an der Enkaustikakademie<br />

in Weilheim an der Teck oder bei Annemarie Aigner aus<br />

Österreich und Lora Murphy aus Irland besuchte, hat sie sich<br />

das meiste Wissen allerdings über die Jahre durch englischsprachige<br />

Bücher selbst angeeignet. Immer wieder hat sie Neues<br />

ausprobiert und dabei ihre ganz eigenen Techniken und<br />

Malweisen entwickelt. Seit 2007 ist die Malerin Mitglied<br />

in der Künstlervereinigung Murnau e.V. mit seinem<br />

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