Die Malteser Zeitung 3/2023
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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RUNDSCHAU<br />
der Windischen Mark. Jetzt will er auch deutscher König<br />
werden und sich zum Kaiser salben lassen. <strong>Die</strong>sen schönen<br />
Plan durchkreuzt die Wahl Rudolfs. Ottokar sieht<br />
sich betrogen und beleidigt. Hätte Donald Trump damals<br />
gelebt, hätte er von einer gestohlenen Wahl gefaselt.<br />
Der Böhme verweigert dem gewählten König den Handschlag,<br />
die Huldigung und den Treueschwur, so Martin<br />
Kaufhold, Experte für die Geschichte des Mittelalters.<br />
Damit düpierte er nicht nur diesen, sondern fordert die<br />
Autorität des Reiches heraus, er missachtet die Kurfürsten<br />
und die Mahnungen des Papstes. Jetzt geht es ums<br />
Ganze und Rudolf fordert für das Reich die Herausgabe<br />
der österreichischen Herzogtümer, die Ottokar ohne<br />
ausreichende Legitimation, und damit illegal, an sich gebracht<br />
hatte. Sie sind nach wie vor deutsche Lehen. Der<br />
bewaffnete Kampf ist unvermeidlich und der Böhme<br />
führt 1275 einen regelrechten Krieg gegen die königstreue<br />
Erzdiözese Salzburg. Unter Anderem zerstört er die<br />
Stadt Friesach, deren wichtigsten Stützpunkt in Kärnten.<br />
Das Grab von Rudolf von Habsburg des Speyerer Doms.<br />
<strong>Die</strong> Festigung der Herrschaft<br />
Rudolf gewinnt starke Verbündete wie Meinhard, den<br />
Grafen von Tirol und Görz, aber er rüstet auch an anderer<br />
Stelle auf. Wie sein Widersacher kämpft der König<br />
auch an einem völlig neuen Schauplatz, der Propagandafront.<br />
Ottokar verbreitet die Mär vom „armen“ Grafen,<br />
der eigentlich nicht würdig für die Krone des Reiches ist.<br />
Scheidmüller beschreibt, wie der so Verunglimpfte auf<br />
dem Königsthron dagegen die Franziskaner und Dominikaner<br />
aufbietet, die das Vertrauen und das Ohr der<br />
Menschen haben. Sie erzählen landauf landab von diesem<br />
guten <strong>Die</strong>ner des Reichs, geben seinem Königtum<br />
ein Gesicht und lösen eine Legendenbildung aus, die<br />
Jahrhunderte überdauert. Erstmals entdecken Zeitgenossen,<br />
Historiker und Literaten bei einem Monarchen<br />
bürgerliche Eigenschaften wie Sparsamkeit, Bescheidenheit<br />
und Geschäftssinn. Mit dem Sinn fürs Praktische<br />
beginnt Rudolf auch mit der Heiratspolitik, die seine<br />
Erben so erfolgreich macht. Noch am Tag seiner Wahl<br />
verspricht er zwei Kurfürsten die Hand seiner Töchter.<br />
Vier weitere Töchter verheiratet er an andere Fürstenfamilien,<br />
eine davon an den Nachfolger Ottokars, eine<br />
andere an Meinhard von Tirol.<br />
Auf dem eigentlichen Schlachtfeld zeigt der unterschätzte<br />
Graf als König, dass er in den regionalen Klein-<br />
Foto: Klaus Landry<br />
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DIE MALTESER 3/<strong>2023</strong>