prima! Magazin – Ausgabe Jänner 2024
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KOMMENTAR<br />
„Der unerträgliche<br />
Kopfschmerz kann<br />
gut behandelt<br />
werden“<br />
Foto: Andrei Korzhyts / shutterstock.com<br />
Betroffene haben einen enormen Leidensweg hinter sich. Ihre Lebensqualität ist massiv eingeschränkt.<br />
„Doch das müsste nicht mehr sein. Der unerträgliche Kopfschmerz kann gut behandelt<br />
werden“, sagt Dr. Hans Kirisits, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Oberwart.<br />
Sein Gastkommentar wirft einen sachlichen Blick auf die Symptome unerträglicher Kopfschmerzen<br />
und hebt dabei die hoffnungsvollen Perspektiven hervor, die durch die modernen medizinischen<br />
Entwicklungen in Reichweite gerückt sind.<br />
EIN GASTKOMMENTAR VON DR. HANS KIRISITS,<br />
FACHARZT FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE<br />
Foto: zVg<br />
Noch immer leiden viele Menschen<br />
jahrzehntelang an heftigen bis unerträglichen<br />
Kopfschmerzen, ohne sich<br />
professionelle Hilfe zu holen. Dabei gibt<br />
es bereits sehr wirksame Therapien,<br />
sodass niemand mehr dauerhaft diese<br />
Schmerzen ertragen müsste.<br />
Der unerträgliche Kopfschmerz kann die<br />
Lebensqualität der Patienten, aber auch<br />
deren persönliches Umfeld zerstören. Die<br />
Menschen sind verzweifelt, haben<br />
Depressionen, können sich nicht gesellschaftlich<br />
strukturiert verhalten, weil sie<br />
nicht wissen, wann die Schmerzattacken<br />
kommen. Oft sind sie begleitet von<br />
Suizidgedanken. Das Privatleben und das<br />
Berufsleben sind vom Schmerz abhängig.<br />
Gerade in den letzten Jahren sind<br />
neue medikamentöse Therapien entwickelt<br />
worden, die sich auch bewähren.<br />
Der Clusterkopfschmerz ...<br />
... ist der unerträglichste Kopfschmerz,<br />
den man sich vorstellen kann. Er ist viel<br />
seltener als die Migräne, die aber auch im<br />
Grenzbereich zur Unerträglichkeit zu<br />
bewerten ist.<br />
Bis zu 0,2 Prozent der Bevölkerung in<br />
Österreich sind betroffen.<br />
Die Kopfschmerzattacken häufen sich<br />
dabei in einer bestimmten Zeit, pausieren<br />
dann wieder für eine längere Zeit<br />
um dann wieder erneut aufzutreten<br />
Die Dauer der Attacken beträgt 15<strong>–</strong>180<br />
Minuten.<br />
Dieses Verteilungsmuster der Attackenhäufung<br />
(Cluster) gibt diesem Kopfschmerz<br />
den Namen. Nach Tagen und<br />
Monaten der Attacken kehrt wieder<br />
Ruhe ein. Die Patienten sind erschöpft,<br />
depressiv, haben Angst und sind in der<br />
Schmerzphase sogar suizidgefährdet.<br />
Der Clusterkopfschmerz wird auf der<br />
internationalen Schmerzskala (bewertet<br />
mit 0 = kein Schmerz, 10 Punkte =<br />
unerträglicher Schmerz) immer mit 10<br />
Punkten bewertet.<br />
Er ist immer streng einseitig an Schläfe<br />
oder Stirn, hinter dem Auge konzentriert<br />
und häufig mit gleichseitigem<br />
Tränenfluss, Nasenfluss und Rötung des<br />
Auges verbunden.<br />
Männer sind im Verhältnis zu Frauen<br />
häufiger betroffen <strong>–</strong> im Gegensatz zur<br />
Dr. Hans Kirisits ist Facharzt für<br />
Neurologie und Psychiatrie in Oberwart<br />
KOMMENTAR<br />
Migräne, bei der die Frauen häufiger<br />
betroffen sind. Die Patienten verspüren<br />
einen starken Bewegungsdrang, im<br />
Gegensatz zur Migräne. Nicht selten<br />
schlagen die Leidenden mit dem Kopf<br />
gegen die Wand.<br />
Folgende Therapie hat sich bewährt<br />
und wird von der Neurologie als<br />
Leitlinie empfohlen:<br />
1. Inhalation von 100 % Sauerstoff (wird<br />
wie ein Rezept verordnet und von<br />
einer Spezialfirma ins Haus geliefert)<br />
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