Das betriebliche Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2023

Aus nationalen Kompetenzstellen der Beschaffung
Öffentliche Beschaffung von Ökostrom
Die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern verursacht hohe Treibhausgas-Emissionen.
Die Verminderung des Stromverbrauchs und der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien,
sogenannter Ökostrom, gehören zu den klimaschutzpolitisch wirkungsvollsten Maßnahmen. Mit
dem Bezug von Ökostrom können Sie die Treibhausgas-Emissionen senken und haben gleichzeitig
die Möglichkeit, durch den Einkauf die Nachfrage nach erneuerbarem Strom zu erhöhen. Die
öffentliche Beschaffungspraxis kann so einen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien und
damit zum Klimaschutz leisten. Das Umweltbundesamt (UBA) stellt als praktische Unterstützung
einen Leitfaden zur Beschaffung von Ökostrom bereit.
Ein Beitrag von Martin Berelson
Die Bundesrepublik hat sich zum Ziel gesetzt, dass ihre öffentlichen
Einrichtungen bis 2030 klimaneutral sein sollen. Entsprechend
sieht das „Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit – Weiterentwicklung
2021“ der Bundesregierung vor, den Ökostrombezug der
öffentlichen Verwaltung weiter auszubauen. Viele andere Körperschaften
haben sich ähnliche Ziele gesetzt. Um Ihnen als
Einkäufer*innen die Beschaffung von Ökostrom in transparenten
und wettbewerblichen Vergabeverfahren zu vereinfachen, stellt das
UBA den Leitfaden „Beschaffung von Ökostrom – Arbeitshilfe für
eine europaweite Ausschreibung der Lieferung von Ökostrom im
offenen Verfahren“ zur Verfügung.
Was macht Ökostrom aus und wie kann dieser
nachgewiesen werden?
Elektrizitätsversorger sind gesetzlich verpflichtet, darüber zu
informieren, aus welchen Quellen der von ihnen angebotene Strom
stammt. Durch diese Stromkennzeichnungspflicht ist es für Sie
möglich, Anbieter von Ökostrom zu identifizieren und auch deren
gesamtes Produktportfolio über den sogenannten „Gesamtunternehmensmix“
nachzuvollziehen. Wenn Stromanbieter nicht-geförderten
Strom aus erneuerbaren Quellen anbieten, müssen sie dies mit Herkunftsnachweisen
(HKN) belegen.
Eine Ökostromkennzeichnung ist nur erlaubt, wenn für die
gelieferte Menge erneuerbaren Stroms aus nicht geförderten erneuerbaren
Energiequellen auch HKN im Herkunftsnachweisregister
(HKNR) durch den Elektrizitätsversorger entwertet worden sind.
Da sich der Stromproduzent für die erneuerbare Stromeigenschaft
nicht mehrere HKN ausstellen lassen kann, ist gewährleistet, dass die
grüne Eigenschaft nicht doppelt vermarktet wird.
Das HKNR wird in Deutschland im UBA geführt (www.HKNR.
de). Das UBA ist nicht nur die zuständige Stelle für den Umgang
mit HKN (Ausstellung, Entwertung, Übertragung, Im- und Export),
sondern auch zur Prüfung der Stromkennzeichnung im Bereich
„erneuerbare Energien mit HKN“.
Daneben gibt es sogenannten „geförderten Ökostrom“. Dieser
wird in Deutschland aus Förderungszahlungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz
(EEG) finanziert. Die Kosten werden
durch den Haushalt gedeckt, die entsprechenden Mengen erneuerbarer
Energien daher allen Verbraucher*innen zugeteilt. Ein
Anteil „erneuerbare Energie, gefördert durch das EEG“ steckt deshalb
bereits in jeder Stromkennzeichnung. Für diesen ist nur ein
Nachweis des Stromverbrauchs im regionalen Zusammenhang zur
Stromerzeugung durch Entwertung sog. Regionalnachweises möglich.
Das zugehörige Regionalnachweisregister wird ebenfalls beim
UBA geführt (www.regionalnachweisregister.de)
Wichtige Anforderungen an die
Ökostromqualität in öffentlichen
Ausschreibungen
Der Leitfaden des UBA zur Beschaffung von Ökostrom empfiehlt,
den Auftragsgegenstand „Lieferung von Ökostrom“ in den
Vergabeunterlagen genau, transparent und diskriminierungsfrei zu
spezifizieren. Sie als Beschaffer*innen haben es damit selbst in der
Hand, durch Anforderungen an die Stromqualität sicherzustellen,
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