Christkatholisch_2024-2
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Panorama<br />
Der Geist Christi ist<br />
universal und umfassend<br />
Lieber Bischof Adolf Küry,<br />
mit 98 von 104 abgegebenen Stimmen wurden Sie an der 50. Session der<br />
Nationalsynode am 16. Juli 1924 zum zweiten Bischof der <strong>Christkatholisch</strong>en<br />
Kirche der Schweiz gewählt. Im <strong>Christkatholisch</strong>en Hauskalender<br />
von 1925 werden Sie als Mensch mit warmer aufrichtiger Menschenfreundlichkeit<br />
beschrieben. Jemand, der auch die bisherigen Tätigkeiten verantwortungsvoll<br />
wahrgenommen hat.<br />
Von Patrick Blickenstorfer<br />
In seinem ersten Hirtenbrief stellt Bischof Dr.<br />
Adolf Küry seine Vorstellung für das Bischofsamt<br />
vor. Besonders widmet er sich der ökumenischen<br />
Zusammenarbeit und stellt sich einer konfessionellen<br />
Engherzigkeit entgegen. Dies begründet<br />
er mit dem Auftrag Jesu Christi an die Menschen<br />
und entsprechend an die Kirchen. Jesus Christus<br />
ist der eine Hirte. Die Kirchen sollen zu einer<br />
Herde werden, damit «die rücksichtslose Macht<br />
und die brutale Gewalt» überwunden wird.<br />
Fotos: Reto Camenisch<br />
In Ihrem ersten Hirtenbrief zum Amtsantritt umschreiben<br />
Sie Ihre Ausrichtung und Ihre Haltung im Bischofsamt.<br />
Ihre Sprache entspricht nicht mehr unserer Zeit.<br />
Doch Ihr Anliegen ist aktuell und brennend. Sie schreiben<br />
aus den Erfahrungen des ersten Weltkrieges.<br />
Auch heute stehen wir machtlos und ohnmächtig Krieg<br />
und Terror gegenüber. So viel Unheil, das Menschen<br />
weltweit erfahren!<br />
Nur in «gemeinsamer Arbeit» können die Schwierigkeiten<br />
und Probleme gelöst werden, betonen Sie. Dabei<br />
geht es nicht um Bevormundung, sondern der einzelne<br />
Mensch soll gefördert und gestärkt werden. Alle<br />
haben das Recht, ihre Meinung zu äussern, sei es bei<br />
Tagesfragen oder Meinungen. Die Kunst in all dem ist<br />
dabei vor lauter Betriebsamkeit das Wesentliche nicht<br />
zurückzustellen oder gar zu verkürzen. Dieses Anliegen<br />
wiederholen Sie immer wieder. Das Wesentliche<br />
ist, sich am Reden und Handeln Jesu Christi zu orientieren.<br />
Der Geist Christi ist für Sie universal und umfassend.<br />
Aus dieser Haltung heraus sollen wir den<br />
Menschen begegnen und die anstehenden Aufgaben<br />
angehen.<br />
Aufgrund von immer weniger werdenden Gemeindeglieder<br />
besteht heute die Gefahr, dass wir uns auf unsere<br />
Kirche sowie in unsere Gemeinde zurückziehen.<br />
Ich denke, dass Ihre Worte gerade auch deshalb aktuell<br />
sind: «Christi Geist bewahrt von konfessioneller<br />
Engherzigkeit und macht aufgeschlossen für andere<br />
Anschauungen und für Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten.<br />
Er befähigt zur Achtung anderer Bekenntnisse<br />
und zur Hervorhebung dessen, was sie gemeinsam<br />
haben. … Das gemeinsame Gut derjenigen, die in<br />
den verschiedenen Kirchen Christus predigen, ist umfangreicher<br />
und gehaltvoller als das, was sie trennt.»<br />
Ende des vergangenen Jahres haben mich die Gemeindeglieder<br />
zum Pfarrer gewählt. Ich bin mir der<br />
verantwortungsvollen Aufgabe bewusst, die ich übernommen<br />
und die mir übertragen wurde. Die Gedanken<br />
Ihres Schreibens sind für mich Orientierung und Ausrichtung:<br />
Die Aufgaben und das Miteinander aus dem<br />
universellen und umfassenden Geist Christi heraus<br />
gestalten. Danke, dass Sie Worte gefunden haben, die<br />
auch 100 Jahre später noch aufrütteln und ermutigen.<br />
Der Hirtenbrief «Über den Geist unserer Arbeit» von Bischof Adolf<br />
Küry zu seinem Amtsantritt 1924 ist im Internet nachzulesen:<br />
https://www.christkatholisch-unterwegs.ch/hintergrund/hirtenbriefe/hirtenbrief-ueber-den-geist-der-arbeit/<br />
Wollen Sie auch einen Hirtenbrief aus früherer Zeit beantworten?<br />
Dann schreiben Sie an unterwegs@christkatholisch.ch, wir freuen<br />
uns auf Ihre Gedanken.<br />
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<strong>Christkatholisch</strong> Nr. 2, <strong>2024</strong>