altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel Ausgabe März-April 2024
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mer weiter auseinandergeht. Die<br />
deutsche Sektion von Oxfam fordert<br />
deshalb, zwei Prozent Steuern<br />
auf Vermögen von über fünf<br />
Millionen Dollar, drei Prozent bei<br />
50 Millionen und fünf Prozent<br />
beim Überschreiten der Milliar<strong>den</strong>grenze.<br />
Nur 0,24 Prozent der<br />
deutschen Bevölkerung wären davon<br />
betroffen und es wür<strong>den</strong> jährlich<br />
etwa 97 Milliar<strong>den</strong> Dollar in<br />
die Kassen des Bundes gespült –<br />
ausreichend viel Geld, um Haushaltslöcher<br />
zu stopfen, Schul<strong>den</strong><br />
abzubauen, aber vor allem große<br />
Summen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Ausbau einer<br />
sozial gerechten und umweltverträglichen<br />
Zukunftsgesellschaft,<br />
die der grassieren<strong>den</strong> Politikverdrossenheit<br />
und damit auch extremistischen<br />
Parteien das Wasser<br />
abgräbt. Nur leider ist das mit der<br />
Lobbypartei der Reichen, der FDP,<br />
nicht zu machen.<br />
Noch schöner wäre eine global betrachtete<br />
Lösung. Warum wird es<br />
eine Menschheit in Weltfrie<strong>den</strong> nie<br />
geben?<br />
Weltfrie<strong>den</strong> oder zumindest eine<br />
halbwegs stabile Frie<strong>den</strong>sordnung<br />
wird es nicht geben, solange<br />
Machtpolitiker in aller Welt <strong>den</strong><br />
Anspruch erheben, sich in die<br />
Angelegenheiten anderer Staaten<br />
einzumischen und dabei auf die<br />
militärische Karte setzen.<br />
Wie gefährlich ist <strong>für</strong> uns Deutsche<br />
der Krieg in Ukraine wirklich?<br />
Nicht gefährlich, da es absolut unmöglich<br />
ist, dass der Krieg überschwappt<br />
auf NATO-Gebiet – dazu<br />
sind die russischen Streitkräfte zu<br />
sehr ausgeblutet. Ganz abgesehen<br />
davon, dass die dann einem Bündnis<br />
der NATO gegenüberstün<strong>den</strong>,<br />
das Russland militärisch auf jedem<br />
Sektor klar überlegen wäre.<br />
Der Krieg in Gaza?<br />
Der betrifft uns moralisch, erlaubt<br />
eine gewisse Vermittlertätigkeit<br />
<strong>für</strong> die deutsche Außenpolitik.<br />
Direkte Auswirkungen hat er nur<br />
auf <strong>den</strong> wachsen<strong>den</strong> Antisemitismus<br />
und auf die Gefährdung von<br />
in Deutschland leben<strong>den</strong> Jüdinnen<br />
und Ju<strong>den</strong>.<br />
Und von welchen Brandher<strong>den</strong><br />
wissen Sie, von <strong>den</strong>en der<br />
„<strong>altlandkreis</strong>“-Leser noch nichts<br />
gehört und gelesen hat?<br />
Ich blicke mit Sorge nach Afrika,<br />
auf <strong>den</strong> Bürgerkrieg im Sudan,<br />
auf die Militärdiktatur in Mali und<br />
auf große Teile der Subsahara, wo<br />
autokratische Regime zunehmend<br />
unter <strong>den</strong> Einfluss Russlands und<br />
Chinas geraten, weil die über die<br />
Repressionen dieser Diktaturen<br />
hinwegsehen.<br />
Altersbedingt sind Sie seit gut drei<br />
Jahren Rentner. Praktisch zutreffend?<br />
Gänzlich unzutreffend. Im Prinzip<br />
sieht mein Alltag fast genauso aus,<br />
wie zu Hochzeiten in <strong>den</strong> 1990er<br />
und 2000er Jahren mit 60 bis 70<br />
Arbeitsstun<strong>den</strong> die Woche. Wobei:<br />
Etwas weniger Fleiß gönne ich mir<br />
am Alter schon.<br />
Wie sieht Ihr Alltag momentan<br />
aus?<br />
Der Tag beginnt morgens<br />
mit der Informationsgewinnung<br />
– man<br />
schaut, was es an neuen<br />
Nachrichten insbesondere<br />
über <strong>den</strong> Krieg in Ukraine<br />
und in Gaza gibt.<br />
Was es an nachrichtendienstlichen<br />
Berichten<br />
in der deutschen, vornehmlich<br />
auch in der amerikanischen<br />
Presse wie Washington Post<br />
und New York Times gibt. Was es<br />
an neuen Aufsätzen und Büchern<br />
gibt, die man digital lesen kann<br />
oder sich gedruckt bestellt. Danach:<br />
Einpflegen von neuen Informationen<br />
in meine Datenbanken.<br />
Beantwortung von Anfragen von<br />
Journalisten aus ganz Deutschland,<br />
Europa oder dem entfernten<br />
Ausland. Dann betreuen wir regelmäßig<br />
zwei bis drei Doktorarbeiten.<br />
Derzeit je eine in Köln, Berlin<br />
und Paris. Und der Nachmittag ist<br />
dann dem Auswerten von Akten<br />
und dem Schreiben von Büchern<br />
gewidmet.<br />
Sportlich! Wollen, können oder<br />
müssen Sie nach wie vor so viel<br />
arbeiten?<br />
Ich kann da ehrlicherweise nicht<br />
raus aus meiner Haut – die Thematiken<br />
im Bereich des geheimen<br />
Nachrichtendienstes sind einfach<br />
zu spannend und nicht nur Beruf,<br />
sondern auch außergewöhnliches<br />
Hobby <strong>für</strong> mich.<br />
Berufung, bei der was zu kurz<br />
kommt?<br />
Der körperliche Ausgleich zum Büroalltag.<br />
Früher ging ich regelmäßig<br />
ins Fitnessstudio, heute besteht<br />
mein Ausgleich eigentlich nur<br />
noch aus <strong>den</strong> zwei bis drei Spaziergängen<br />
pro Woche in die Weilheimer<br />
Altstadt, wo ich meinen<br />
Einkaufsbummel mache. Was ich<br />
allerdings schon versuche: <strong>Das</strong>s<br />
ich hier unten im Büro pünktlich<br />
um 18 Uhr <strong>den</strong> Löffel fallen lasse,<br />
hochgehe und koche. Zum Beispiel<br />
Gulasch oder Ratatouille.<br />
Wer<strong>den</strong> Sie im Rahmen des Einkaufsbummels<br />
erkannt?<br />
Ich werde sogar angesprochen.<br />
Mein türkischer Gemüsehändler ist<br />
politisch sehr interessiert.<br />
Laut Merkur-Bericht leben in Weilheim<br />
auch mehrere BND-Mitarbeiter.<br />
Ihretwegen?<br />
Nein. Weilheim ist ja Schlafstadt<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> teuren Münchner Speckgürtel.<br />
Da wundert es nicht, dass<br />
auch BND-Bedienstete aus Pullach,<br />
Starnberg oder München hier<br />
ihren Wohnsitz wählten.<br />
Wie intensiv haben Sie sich mit dem<br />
Fall „Carsten L.“ befasst – ein BND-<br />
Referatsleiter aus Weilheim, der<br />
<strong>für</strong> 450 000 Euro Geheimdienstdokumente<br />
an Russland verkauft hat<br />
und nun wegen Landesverrats vor<br />
Gericht steht?<br />
Sehr intensiv in Dutzen<strong>den</strong> von<br />
Interviews und Hintergrundgesprächen<br />
mit Weilheimbesuchern<br />
zahlreicher Medien, national, aber<br />
auch international. Zum Beispiel<br />
<strong>für</strong> Radio Free Europe in Prag, mit<br />
dem französischen Staatsfernsehen<br />
oder mit der New York Times,<br />
deren Berliner Korrespon<strong>den</strong>tin<br />
mich hier aufgesucht hat.<br />
Und was macht Erich Schmidt-Eenboom,<br />
wenn er mal keine Lust auf<br />
„Frie<strong>den</strong>sforschung“ hat?<br />
Rummikub spielen. Oder das Würfelspiel<br />
„Nochmal“ – das tassilo-<br />
<strong>Magazin</strong>, das ich wirklich gerne<br />
lese, eignet sich da ganz hervorragend<br />
als Unterlage. Dann jährlich<br />
eine Woche Urlaub an der Nordsee,<br />
wo ich meine Verwandtschaft<br />
in Ostfriesland besuchen kann. Den<br />
Lieblingsplatz am Staffelsee aufsuchen<br />
– wobei da meistens nur<br />
meine Frau ausgiebig schwimmt,<br />
während ich im Biergarten sitze<br />
und ein Fachbuch lese. Und darüber<br />
hinaus bemühe ich mich in<br />
wachsendem Maße darum, meine<br />
zahlreichen Sozialkontakte zu pflegen.<br />
Als da sind meine Frau, mit<br />
der ich im Mai seit 54 Jahren zusammen<br />
bin, zwei Kinder, zwei Enkel,<br />
eine 87-jährige Mutter, sechs<br />
Geschwister mit Partnern, Kindern<br />
und Kindeskindern, ein netter Kreis<br />
von Freundinnen und Freun<strong>den</strong><br />
aus dem Oberland und nicht zuletzt<br />
die Kolleginnen und Kollegen, die<br />
mir in jahrelanger Zusammenarbeit<br />
ans Herz gewachsen sind. js<br />
märz / april <strong>2024</strong> | 13<br />
Der neue<br />
Treffpunkt in<br />
Steinga<strong>den</strong><br />
Mo bis Fr<br />
Samstag<br />
09.00 - 18.00 Uhr<br />
09.00 - 13.00 Uhr<br />
• Gemütliches Ambiente<br />
• Herzhafte (auch vegetarische)<br />
Frühstücksarrangement<br />
• Wechselnder Mittagstisch<br />
Mo-Fr 11.30-14.00 Uhr<br />
• Kaffeespezialitäten<br />
• Kuchen/Gebäck<br />
aus eigener Backstube<br />
• Verschie<strong>den</strong>e Eiskreationen<br />
Inhaber: Michael Schuster<br />
Marktplatz 3<br />
86989 Steinga<strong>den</strong><br />
Tel. 0 88 62-9 87 90 81<br />
Schongauer Straße 21<br />
86983 Lechbruck a. See<br />
Telefon 08862-8410<br />
schuster-lechbruck@t-online.de