altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel Ausgabe März-April 2024
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dann auch im Rahmen von Berufsschulblöcken<br />
über drei, vier oder<br />
gar sechs Wochen am Stück. Dazwischen<br />
ist Lina Wiedemann aber<br />
an dem Ort, an dem sie sich schon<br />
so beeindruckend gut auskennt:<br />
Auf der Peitinger Kläranlage, die<br />
bis zu 14000 Kubikmeter Wasser<br />
pro Tag fassen könnte. „Mehr sollte<br />
es aber nicht sein.“ Der Standard<br />
an regenfreien Tagen seien<br />
2500 Kubik pro Tag. „Heute, so<br />
kurz nach diesem Regenschauer,<br />
sind es natürlich mehr“, sagt Lina,<br />
die in diesem Moment auf das in<br />
die Anlage strömende Wasser im<br />
Zulaufbecken deutet – der Platz,<br />
an dem der Rundgang durch die<br />
komplette Peitinger Kläranlage<br />
beginnt.<br />
Über diesen Zulauf strömt das Peitinger<br />
Abwasser zunächst durch<br />
einen Rechen, der grobe Verschmutzungen<br />
wie Klopapier und<br />
Feuchttücher (die im Übrigen dort<br />
nicht lan<strong>den</strong> sollten!) rausfiltert.<br />
Im sogenannten Sand- und Fettfang<br />
wird die Fließgeschwindigkeit<br />
des Abwassers deutlich reduziert,<br />
wodurch sich alles, was schwerer<br />
ist als Wasser, am Bo<strong>den</strong> des<br />
Beckens absetzen kann, und alles<br />
Leichtere an die Wasseroberfläche<br />
aufschwimmt. Die nächste Station<br />
dann: <strong>Das</strong> Vorklärbecken, in dem<br />
sich ein Großteil des verbliebenen<br />
Klärschlammes absetzt. Letzterer<br />
gelangt in einen Faulturm, in dem<br />
ein Gärungsprozess Methangas<br />
freisetzt, aus dem wiederum Wärme-<br />
und Stromenergie gewonnen<br />
wird. „Rund 80 Prozent unserer<br />
Anlage betreiben wir mit eigenem<br />
Strom“, erklärt Lina sichtlich mit<br />
Stolz. Final wird dieser Schlamm<br />
von der in der Region bekannten<br />
Firma Emter gepresst, abtransportiert<br />
und verbrannt. Doch zurück<br />
zum Abwasser: <strong>Das</strong> befindet<br />
sich inzwischen im sogenannten<br />
Belebtbecken, in dem unzählige<br />
Mikroorganismen unerwünschte<br />
Stoffe im wahrsten Sinne auffressen<br />
– regelmäßige Laborproben<br />
im Betriebs- und Bürogebäude<br />
neben dem Faulturm dienen zur<br />
Kontrolle des biologischen Reinigungsprozesses.<br />
„Im Labor bin ich<br />
am liebsten – erst die Proben entnehmen,<br />
dann unterm Mikroskop<br />
zu untersuchen, macht mir richtig<br />
viel Spaß.“ Abschließend gelangt<br />
das inzwischen fast saubere Abwasser<br />
in ein Nachklärbecken, von<br />
wo es die Kläranlage letztlich wieder<br />
verlässt. Erst in die Peitnach,<br />
und über die in <strong>den</strong> Lech.<br />
„Dort ba<strong>den</strong> oder das Bach- und<br />
Flusswasser sogar trinken würde<br />
ich trotz akribischer Arbeit unsererseits<br />
aber nicht“, sagt Lina Wiedemann.<br />
„Diverse Restsubstanzen,<br />
allen voran von Medikamenten,<br />
lassen sich nämlich wenig bis gar<br />
nicht abbauen.“ Auf dem Weg<br />
zurück ins Büro, in dem ein großer<br />
Überwachungsbildschirm das<br />
komplette Peitinger Abwasser-<br />
Netz grafisch darstellt und überwacht,<br />
schaut Lina noch kurz in<br />
die hauseigene Werkstätte. „Dort<br />
können wir dank Werkzeugen und<br />
Maschinen aller Art alles Mögliche<br />
reparieren.“ Im schlimmsten Falle<br />
eine kaputte, weil durch Feuchttücher<br />
zerstörte Pumpe, von <strong>den</strong>en<br />
insgesamt zwölf Stück im Peitinger<br />
Abwassernetz verbaut sind.<br />
Erst Berufserfahrung,<br />
dann Meisterschule<br />
Diese herausfordernde Aufgabe<br />
erwartet Lina Wiedemann nun im<br />
Laufe des zweiten von insgesamt<br />
drei Lehrjahren. Und danach?<br />
„Möchte ich auf je<strong>den</strong> Fall ein paar<br />
Jahre als Gesellin hierbleiben,<br />
Berufserfahrung sammeln<br />
und danach eventuell <strong>den</strong><br />
Meister obendrauf setzen.“<br />
Auch die Leitung einer solchen<br />
Kläranlage kann sich die<br />
erst 17-Jährige durchaus vorstellen.<br />
Doch bis dahin heißt<br />
es: Weiterhin fleißig Theorie<br />
und Praxis lernen, die monatliche<br />
Ausbildungsvergütung<br />
von rund 1000 Euro brutto Lina Wiedemann im Labor.<br />
sinnvoll einsetzen und nach<br />
Feierabend auch mal das Leben mit unangenehmen Gerüchen<br />
genießen. Am liebsten trifft sich verbun<strong>den</strong> ist. „Was sich aber<br />
Lina mit Freun<strong>den</strong>, schneidet und<br />
färbt deren Haare. Und freut sich<br />
darüber, dass die ihren außergewöhnlichen<br />
wirklich in Grenzen hält und im<br />
Grunde <strong>für</strong> alle Männer und Frauen<br />
da draußen erträglich sein soll-<br />
Ausbildungsberuf te“, sagt die derzeit wohl einzige<br />
„echt cool fin<strong>den</strong> und wertschätzen“,<br />
angehende Klärwärterin in ganz<br />
obwohl er phasenweise Oberbayern.<br />
js<br />
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