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altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel Ausgabe März-April 2024

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Weiß es zu schätzen: Hiesiges Leitungswasser<br />

in Trinkqualität.<br />

TikTok-Account auf seinem Smartphone,<br />

ihn mittlerweile aber wieder<br />

gelöscht. „Weil dieser Informationsüberdruss<br />

innerhalb kürzester<br />

Zeit müde, kirre und auf Dauer<br />

unglücklich macht. Kein Wunder,<br />

dass wir inzwischen so viele Fälle<br />

von Burn Out haben.“<br />

Leitungswasser<br />

statt Kaffee<br />

<strong>Das</strong> war vor wenigen Jahrzehnten<br />

noch anders – als einer von fünf<br />

Geschwistern erinnert sich Josef<br />

Fegg nur zu gut an seine Kindheit<br />

zurück. „Nikolaus, Weihnachten<br />

und Ostern waren <strong>für</strong> uns richtige<br />

Highlights, auf die man sich<br />

das ganze Jahr über gefreut hat,<br />

weil man sonst nicht viel hatte.“<br />

Wenn er dagegen seine Neffen und<br />

Nichten heute beobachtet, stellt er<br />

keine richtige Freude <strong>für</strong> Besonderes<br />

mehr fest. „Wenn sie was<br />

brauchen, bekommen sie es, was<br />

völlig normal <strong>für</strong> sie ist.“ Zum Beispiel<br />

ein autonom fahrendes Auto<br />

zum 18. Geburtstag? „Auch das ist<br />

eine Frage, die man sich stellen<br />

sollte: Ist es noch Menschsein, in<br />

dem man sich selbst einer höheren<br />

Macht überlässt? Wem vertraue<br />

ich mein Leben mehr an – <strong>den</strong> Inhabern<br />

von Microsoft, Apple und<br />

Amazon, oder doch der eigenen<br />

Familie?“ Und wer trifft eigentlich<br />

die Entscheidung, wenn ein autonom<br />

fahrendes Auto blitzartig<br />

ausweichen muss: Nach rechts,<br />

wo ein Rentner seinen routinemäßigen<br />

Verdauungsspaziergang<br />

macht? Oder nach links, wo eine<br />

sechsjährige Erstklässlerin von<br />

der Schule nach Hause geht? Will<br />

heißen: Der Mensch lädt durch eigens<br />

entwickelte Errungenschaften<br />

Dinge auf sich, die er in Wahrheit<br />

gar nicht möchte. „Dabei dreht sich<br />

die Welt auch ohne unser Höher,<br />

Schneller, Weiter.“ Corona, eine<br />

Art Fastenzeit über die ganze Welt,<br />

hat vielen hier leben<strong>den</strong> Menschen<br />

gezeigt, wie gut es tut, einfach mal<br />

ruhiger zu fahren. Beruflich, aber<br />

auch in Sachen Freizeitgestaltung<br />

und Vereinsaktivitäten. „Inzwischen<br />

aber habe ich das Gefühl,<br />

dass es noch mehr sein muss als<br />

vor der Pandemie.“ Und daran<br />

wird erfahrungsgemäß auch die<br />

derzeitige Fastenzeit nicht wirklich<br />

was ändern. Vom Sinn oder Unsinn<br />

von Starkbierfesten mal abgesehen:<br />

„Es ist sehr schade, dass sich<br />

generell sehr viele Menschen nicht<br />

nur von der Kirche, sondern auch<br />

vom Glauben abwen<strong>den</strong>“, bedauert<br />

Josef Fegg, der <strong>den</strong> wahren<br />

Sinn des Fastens schon lange nicht<br />

mehr erkennt in der breiten Masse<br />

der Gesellschaft. „Fasten heißt weniger,<br />

40 Tage lang auf Süßigkeiten<br />

zu verzichten, dabei abzunehmen,<br />

um die Kilos am Ostersonntag wieder<br />

draufpacken zu können.“ Es<br />

gehe primär um selbstkritisches<br />

Hinterfragen. Um „Gutes tun“<br />

<strong>für</strong> die eigene Seele. Um wieder<br />

empfänglich zu wer<strong>den</strong> <strong>für</strong> Dankbarkeit<br />

und Zufrie<strong>den</strong>heit. Dem<br />

Pfarrer hilft hier<strong>für</strong> das bewusstere<br />

Lesen der Bibel. Aber auch<br />

der Verzicht auf seinen morgendlichen<br />

Kaffee, „der ja auch vom<br />

anderen Ende der Welt kommt –<br />

und häufig unter fragwürdigen Bedingungen<br />

angebaut und geerntet<br />

wird“. Neue Hausschuhe gibt’s<br />

aus Nachhaltigkeitsgrün<strong>den</strong> auch<br />

keine. Stattdessen? „Trinkwasser<br />

aus der Rottenbucher Leitung.“ Ein<br />

überlebenswichtiges Produkt, das<br />

in Tansania wesentlich mehr wertgeschätzt<br />

würde.<br />

js<br />

märz / april <strong>2024</strong> | 5

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