altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel Ausgabe März-April 2024
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der Bürger, sondern erfreuten<br />
auch die Geldbeutel – immer ein<br />
überzeugendes Argument. Bei<br />
<strong>den</strong> ersten vier Anlagen gab es<br />
115 private Gesellschafter, davon<br />
etwa 20 aus Fuchstal. Die Rendite<br />
liegt bei rund 20 Prozent im Jahr.<br />
Kein Wunder, dass die drei neuen<br />
Windkraftanlagen, die im Sü<strong>den</strong><br />
der Gemeinde entstehen, von<br />
<strong>den</strong> „privaten Investoren“ nahezu<br />
überrannt wur<strong>den</strong>. Die 240 Gesellschafter<br />
kommen nun alle aus der<br />
Gemeinde Fuchstal, die von <strong>den</strong><br />
sechs Millionen Euro Eigenkapital<br />
der Gemeinde die Hälfte übernehmen<br />
konnten. „Die Anteile waren<br />
schließlich völlig überzeichnet,<br />
so dass wir die Investitionen auf<br />
50000 Euro deckeln mussten“,<br />
schildert der Kämmerer <strong>den</strong> Ansturm.<br />
50 Prozent des Gewinns<br />
fließen an die Bürger und Bürgerinnen.<br />
Auf <strong>den</strong> Strompreis<br />
selbst hat die Beteiligung allerdings<br />
keinen Einfluss. „Leider<br />
gehören die Stromnetze nach wie<br />
vor nicht uns“, dämpft Gerhard<br />
Schmid die Euphorie, „also liegt<br />
der Strompreis nicht in unserer<br />
Hand. Aber die Gesellschafter profitieren<br />
direkt von <strong>den</strong> Gewinnen<br />
und alle Bürger davon, dass wir<br />
beispielsweise zwei Kindergärten<br />
und ein neues Feuerwehrauto finanzieren<br />
konnten“. Ein weiteres<br />
Augenmerk liegt auf der Nutzung<br />
von überschüssiger Energie, die<br />
durch geringe Nachfrage oder<br />
wetterbedingte<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Fuchstaler Stromversorgung sind Photovoltaik-Anlagen<br />
auf Wiesen und Dächern.<br />
Überproduktion<br />
erzeugt wird. Diese wird zur<br />
Herstellung von Wärmeenergie<br />
mittels einer Power-to-<br />
Heat-Anlage genutzt oder<br />
kann in einem Batteriespeicher<br />
mit 5,8 Megawatt gelagert<br />
wer<strong>den</strong>. Dies impliziert, dass die<br />
bisher ungenutzte Abwärme aus<br />
der Biogasanlage, die an heißen<br />
Tagen verloren geht, nun gespeichert<br />
und bei Bedarf in das<br />
kommunale Heiznetz eingespeist<br />
wer<strong>den</strong> kann. Ähnlich verhält<br />
es sich mit dem Strom aus <strong>den</strong><br />
Windkraftanlagen, der in Phasen<br />
geringer Nachfrage nicht effektiv<br />
veräußert wer<strong>den</strong> kann. Dieser<br />
Strom kann nun ebenfalls gespeichert<br />
und später genutzt wer<strong>den</strong>,<br />
wenn die Nachfrage steigt. Rund<br />
400 Grundstücke können an das<br />
umfassende Wärmenetz angeschlossen<br />
wer<strong>den</strong>. Derzeit erfreuen<br />
sich bereits rund 250 Haushalte<br />
sowie eine Schule, die Sporthalle<br />
und der Kindergarten daran, dass<br />
sie nicht nur unabhängig vom Öl<br />
sind, sondern auch noch rund 40<br />
Prozent günstiger heizen können.<br />
Bürgermeister aus ganz<br />
Deutschland<br />
Die Gemeinde Fuchstal scheint auf<br />
ihrem Weg zur Autarkie unaufhaltsam<br />
voranzuschreiten, aber<br />
Gerhard Schmid blickt überraschend<br />
ehrlich zurück: „Hätten wir<br />
das alles vor dreizehn Jahren mit<br />
einem Konzept geplant, wäre der<br />
Rahmen völlig gesprengt wor<strong>den</strong>.<br />
Wir haben alles Sukzessive erweitert<br />
und einen Schritt nach dem<br />
anderen gemacht. Am Anfang<br />
wur<strong>den</strong> wir viel belächelt, aber<br />
nun sind wir der allgemeinen Entwicklung<br />
einen Schritt voraus.“ Da<br />
ist es nicht verwunderlich, dass<br />
die Bürgermeister aus allen Teilen<br />
Deutschlands Schlange stehen und<br />
das Projekt in Fuchstal als Blaupause<br />
kopieren möchten. Doch<br />
Schmid warnt: „Unser Vorgehen<br />
ist sicherlich nicht eins-zu-eins auf<br />
andere Gemein<strong>den</strong> übertragbar.<br />
<strong>Das</strong> ist hier alles über die Jahre<br />
gewachsen und kann nicht mal<br />
eben in ein oder zwei Jahren umgesetzt<br />
wer<strong>den</strong>.“ Gerhard Schmid<br />
weiß, wovon er spricht, <strong>den</strong>n er<br />
ist nicht nur bei der Gemeinde<br />
Fuchstal aktiv, sondern auch Bürgermeister<br />
von Apfeldorf. Immer<br />
wieder wird er mit der Tatsache<br />
konfrontiert, dass sich das „Modell<br />
Fuchstal“ nicht kopieren lässt:<br />
„Jede Gemeinde muss die Energiewende<br />
auf ihre Bedürfnisse abstimmen.<br />
Aber das Wichtigste ist,<br />
dass man überhaupt was macht,<br />
<strong>den</strong>n Stillstand ist das schlimmste.“<br />
<strong>Das</strong> scheint man auch in der<br />
Nachbargemeinde Denklingen<br />
eingesehen zu haben, <strong>den</strong>n beim<br />
letzten Bürgerentscheid stimmten<br />
knapp 70 Prozent <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bau<br />
von Windkraftanlagen. Kämmerer<br />
Schmid und Bürgermeister<br />
Karg mussten auf ihrem Weg viel<br />
Prügel einstecken, aber sie haben<br />
sich nicht beirren lassen. Die<br />
Widerstände gegen die Windkraft<br />
erinnern Gerhard Schmid oft an<br />
<strong>den</strong> berühmten Ausspruch von<br />
Kaiser Wilhelm II.: „Ich glaube an<br />
das Pferd. <strong>Das</strong> Automobil ist eine<br />
vorübergehende Erscheinung.“ edl<br />
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