medizin&technik 01.2024
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■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
NEUE FORM DER BILDGEBUNG:<br />
RÖNTGEN IN BEWEGUNG<br />
Hochgeschwindigkeitsbildgebung | Eine neue Form der Bildgebung soll das klassische<br />
Spektrum mit Röntgen, MRT und CT ergänzen – und zwar durch Aufnahmen in Bewegung.<br />
Ärzte und Forscher haben dazu in Bern das Dynamic Imaging Center aufgebaut.<br />
Beteiligt ist der Physiker und Radiologe Prof. Heverhagen. Er erläutert, welche Chancen<br />
das Zentrum künftig für die Dia gnose, aber auch für Implantathersteller bietet.<br />
(Bild: Inselspital)<br />
IHR STICHWORT<br />
■ Hochgeschwindigkeitsbildgebung<br />
■ Erstes europäisches Zentrum in Bern<br />
■ 1000 Röntgenbilder pro Sekunde<br />
■ Derzeit noch nicht für die Diagnose<br />
■ Interesse bei Industrie und Verbänden<br />
Prof. Dr. Dr. med. Johannes Heverhagen<br />
ist sowohl Physiker als auch Mediziner und<br />
leitet das Universitätsinstitut für Diagnostische,<br />
Interventionelle und Pädiatrische Radiologie<br />
(DIPR) am Inselspital, Universitätsspital<br />
Bern<br />
■ Herr Professor Heverhagen, was bietet<br />
das neue Dynamic Imaging Center, kurz<br />
DIC?<br />
Das lässt sich gut am Beispiel von<br />
Rückenbeschwerden erklären. Wenn ein<br />
Patient Schmerzen hat, würden wir<br />
heute zwei oder drei statische Aufnahmen<br />
vom betroffenen Bereich der<br />
Wirbelsäule machen. Dabei nimmt der<br />
Patient unterschiedliche Positionen ein.<br />
Wenn wir auf diesen Bildern eine Erklärung<br />
für die Beschwerden erkennen<br />
können, hilft uns das weiter. Wenn<br />
nicht, wird es schwierig. Dann könnte<br />
die Ursache des Problems ganz woanders<br />
liegen – oder eben doch an der vermuteten<br />
Stelle, aber nicht in den Positionen,<br />
die wir untersucht haben. Mit<br />
dem DIC hoffen wir, eine vollständige<br />
Bewegung aufnehmen und analysieren<br />
zu können. Dann wäre klar, welche<br />
Richtung die Therapie nehmen muss,<br />
um gegen die Schmerzen anzugehen.<br />
Aufnahmen machen wir dafür jeweils<br />
in zwei Richtungen – die dritte Dimension<br />
können wir durch Berechnungen<br />
ergänzen und mit darstellen.<br />
■ Wie entstand die Idee zum DIC?<br />
Wir haben diesen Gedanken vor etwa<br />
vier Jahren in einer Gruppe von Fachleuten<br />
diskutiert. Beteiligt waren wir<br />
Radiologen, die gern Details am Patienten<br />
während der Bewegung darstellen<br />
wollten. Dazu braucht man aber unter<br />
anderem große Räume, die im Krankenhaus<br />
kaum zur Verfügung stehen. Bestehende<br />
Bildgebungsverfahren haben<br />
auch Einschränkungen, die dem entgegenstehen.<br />
In der Röhre eines CT oder<br />
MRT ist kaum Spielraum für Bewegungen,<br />
und natürlich gibt es Grenzen, was<br />
12 medizin&<strong>technik</strong> 01/2024