21.02.2024 Aufrufe

medizin&technik 01.2024

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Natur künstlich zu erzeugen, muss die<br />

Oberflächenenergie an der Kontaktfläche<br />

eines flüssigen Mediums mit einer festen<br />

Grenzfläche verändert werden. Meist geschieht<br />

dies, indem Multiskalenstrukturen<br />

im Mikro- und Nanobereich induziert<br />

werden – oder durch verschiedene Beschichtungs<strong>technik</strong>en.<br />

Man spricht dabei<br />

von so genannten Laser-Induced Periodic<br />

Surface Structures (Lipss).<br />

Solch Strukturen sind jedoch sehr<br />

empfindlich gegenüber mechanischen<br />

und chemischen Einflüssen. Deshalb<br />

sollte die Mikrostruktur zusätzlich durch<br />

eine Makrostruktur geschützt werden.<br />

Auch hierfür liefert das Lotusblatt die Vorlagen.<br />

Um die geeigneten Parameter zu finden,<br />

mit denen sich hierarchische Mikround<br />

Makrostrukturen mit dem UKP-Laser<br />

erzeugen lassen, standen zu Beginn<br />

Grundlagenuntersuchungen an. Auf flachen<br />

Proben aus Metall sollten unterschiedliche<br />

Mustern entstehen. Dabei<br />

kam es auf die richtigen Laserparameter<br />

und die passenden Bestrahlungsstrategien<br />

an.<br />

Richtige Pulsenergie für die<br />

multiskalige Mikrostruktur<br />

Bei den Untersuchungen hat sich eine<br />

mittlere Laserabtragsleistung von etwa<br />

2,5 W als Ablationsschwellwert er wiesen.<br />

Bei der gegebenen Pulsbreite entspricht<br />

das einer Pulsenergie von etwa 6 µJ. Mit<br />

wesentlich größeren Puls energiewerten<br />

von bis zu 17,5 µJ wurden die Proben im<br />

Mikrobereich strukturiert. Hier fehlte jedoch<br />

noch das Multiskalenmerkmal, das<br />

erst die hydrophoben Eigenschaften der<br />

Oberfläche hervorruft.<br />

Multiskalige Mikrostrukturen und entsprechend<br />

hydrophobe Eigenschaften waren<br />

mit einer Pulsenergie von etwa<br />

8,75 µJ zu erreichen, was leicht über der<br />

Ablationsschwelle liegt und einer durchschnittlichen<br />

Laserleistung von 3,5 W entspricht.<br />

Es hat sich aber gezeigt, dass nicht nur<br />

die Laserpulsenergie eine Rolle spielt.<br />

Entscheidend für das Erzeugen einer hierarchischen<br />

Mikrostruktur sind auch<br />

• die Scangeschwindigkeit,<br />

• der Abstand der Musterschraffur und<br />

• die Anzahl der Wiederholungen.<br />

Dementsprechend wurde die signi -<br />

fikanteste multiskalige Mikrostruktur mit<br />

einer Laserleistung von 3,5 W, einer Scangeschwindigkeit<br />

von 1000 mm/s, einem<br />

Schraffurabstand von 30 µm sowie einer<br />

Wiederholungszahl von 160 erreicht.<br />

Auf das Zusammenspiel zwischen Mirkostruktur<br />

und Makrostruktur kommt es<br />

an, um einen hydrophoben Effekt zu erreichen.<br />

Die größeren Strukturen auf der<br />

Oberfläche dürfen nicht zu nahe bei -<br />

einanderliegen – obwohl sie allein keine<br />

hydrophoben Eigenschaften hervorrufen.<br />

Die sekundären kleinräumigen Mikround<br />

Nanostrukturen (Lipss) hingegen<br />

sind die entscheidende Oberflächen -<br />

textur.<br />

Welche superhydrophoben Eigenschaften<br />

mit den oben genannten Parametern<br />

an der Oberfläche zu erzielen waren, ließ<br />

sich mit mikroskopischen Messungen<br />

nachweisen. Dass die Umgebungsatmosphäre<br />

die funktionalen Eigenschaften<br />

von laserbehandelten Oberflächen beeinflusst,<br />

ist in der Literatur bereits behandelt<br />

worden und hat sich hier bestätigt.<br />

Mehrere Messungen mit zeitlichem<br />

Abstand zeigten, dass die Oberfläche ihre<br />

Eigenschaften nach der Bearbeitung verändert.<br />

Man kommt also eventuell erst<br />

Stunden, Tage oder gar Wochen nach dem<br />

Bearbeiten zum gewünschten Ergebnis.<br />

Eine nachgelagerte Wärmebehandlung<br />

führte jedoch in einer deutlich kürzeren<br />

Zeit zu reproduzierbareren Ergebnissen.<br />

Die an flachen metallischen Bauteilen<br />

gesammelten Erfahrungen haben die am<br />

Projekt Beteiligten dann auf freiförmige<br />

medizinische Bauteile wie die Nahtschere<br />

übertragen.<br />

Bei den nächsten Schritten des Forschungsvorhabens<br />

am Kompetenzzentrum<br />

für Spanende Fertigung (KSF) der<br />

Hochschule Furtwangen geht es darum,<br />

eine synchronisierte und präzise Kombination<br />

von optischen und mechanischen<br />

Positionierungsschritten und Laserbestrahlungszyklen<br />

zu programmieren. Eine<br />

Fünf-Achs-Laserbearbeitungsanlage vom<br />

Typ Laser P 400 U vom Maschinen bauer<br />

GF Machining Solutions ist vorhanden.<br />

Damit lassen sich komplexe Programme<br />

für die Laserbearbeitung mit einer Auswahl<br />

von Laserparametern gestalten. ■<br />

Dirk Obergfell, Ali Zahedi,<br />

Bahman Azarhoushang<br />

KSF, Hochschule Furtwangen<br />

https://ksf-hfu.de/<br />

Die REM-Aufnahme der<br />

Oberfläche zeigt, wie die<br />

feinen Strukturen in Reihen<br />

angeordnet sind<br />

(Bild: Hochschule Furtwangen)<br />

Weitere Informationen<br />

GF Machining Solutions gehört zur<br />

Schweizer Georg Fischer Group und<br />

bietet Lösungen für Fräsen, Elektro -<br />

erosion, Lasertexturierung, additive<br />

Fertigung und Automatisierung.<br />

www.gfms.com/de<br />

01/2024 medizin&<strong>technik</strong> 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!