medizin&technik 01.2024
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Die hierfür eingesetzten Wirbelköpfe<br />
gleichen den konventionellen. Nur die<br />
Schneideinsätze weisen eine andere Geometrie<br />
auf. Der Vorteil: So lassen sich einund<br />
mehrgängige Gewinde mit nur einem<br />
Schneidsatz herstellen. Das geht bis zu<br />
30 % schneller als beim konventionellen<br />
Gewindewirbeln und steigert zugleich die<br />
Qualität des Werkstücks.<br />
Wie viel Zeit sich sparen lässt, hängt<br />
von der jeweiligen Anwendung und der<br />
Geometrie der Schraube ab. Wichtig für<br />
Schmid ist: „Wir sehen einen großen Vorteil<br />
durch den Entfall der Anfahrmarken,<br />
da sich beim Highspeed-Wirbeln die<br />
Schneiden in einem kontinuierlichen<br />
Schnitt befinden.“<br />
Theoretisch ergibt sich beim<br />
Highspeed-Wirbeln auch ein Vorteil, da<br />
sich die Standzeiten der eingesetzten<br />
Schneiden erhöhen – schließlich ist durch<br />
die vorgelagerte Drehbearbeitung schon<br />
eine Menge an Material vorab abgetragen.<br />
„Diesen Vorteil hätte ich beispielsweise<br />
beim Wirbeln von kurzspanenden<br />
Werkstoffen“, sagt Schmid.<br />
Highspeed-Wirbeln auch bei<br />
langspanender Titanlegierung<br />
In der Praxis sieht die Sache aber anders<br />
aus, denn bei HG Medical geht es „zu<br />
nahezu 100 Prozent um langspanende<br />
Titanlegierungen“. Und unter diesen Umständen<br />
dient der Wirbelkopf beim<br />
Highspeed-Wirbeln von Titan „zwangsläufig<br />
als Häcksler der langen Späne aus<br />
der parallelen Drehbearbeitung“, erklärt<br />
Über den<br />
Anwender<br />
Die HG Medical GmbH wurde 2007<br />
gegründet und ist ein Lohnfertiger<br />
für orthopädische Implantate im Bereich<br />
untere und obere Extremitäten<br />
sowie für den Wirbelsäulenbereich.<br />
2023 hat das Unternehmen seinen<br />
Bereich HG Labs eröffnet, ein Entwicklungs-<br />
und Optimierungszentrum,<br />
das Kunden dabei unterstützt,<br />
ihre Neuproduktentwicklungen zu<br />
beschleunigen.<br />
https://hg-medical.de<br />
Vielfältige Knochenschrauben<br />
An der Wirbelsäule oder am Oberschenkelknochen?<br />
Zum Fixieren von Knochenfragmenten<br />
kommt eine enorme Vielfalt<br />
an unterschiedlichen Schraubenvarianten<br />
in Frage. Denn: Knochen ist nicht<br />
gleich Knochen. Je nach Beschaffenheit<br />
wie Härte, Porosität oder Knochenmark<br />
wählt der Chirurg die passende Schraube<br />
aus. Dabei kommen neben selbstsichernden<br />
Schrauben mit konischen Gewindegängen<br />
oder variablen Steigungen auch<br />
Schrauben mit einer Durchgangsbohrung<br />
zum Einsatz, durch die Knochenzement<br />
zur Stabilisierung gespritzt werden<br />
kann.<br />
Verletzte Knochen lassen sich mit Medizinprodukten<br />
unterschiedlicher Gestalt<br />
behandeln. Allein bei den Knochenschrauben<br />
ist die Variabilität groß<br />
Schmid. Daher liegt die zu erreichende<br />
Standzeit im Durchschnitt auf einem ähnlichen<br />
Niveau wie beim konventionellen<br />
Wirbeln. „Wir drehen, beziehungsweise<br />
wechseln die Schneideinsätze der Wirbelmesser<br />
in einem bestimmten Turnus. Die<br />
Qualität der Knochenschrauben steht immer<br />
über der maximal zu erreichenden<br />
Standzeit“, erläutert der Prozessentwickler.<br />
Und für Knochenschrauben sind die<br />
Kriterien für die Fertigungsqualität streng<br />
definiert. „Die Fertigungstoleranzen, gerade<br />
beim Kerndurchmesser des Gewindes,<br />
sind je nach Schraube sehr eng“, sagt<br />
Schmid. Des Weiteren sei bei der Produktion<br />
Gratfreiheit zu garantieren. Jeder<br />
noch so kleine Grataufwurf kann durch<br />
Ansammlungen von Keimen potenziell<br />
gefährlich werden.<br />
„Um solche Qualitäten und Vorgaben<br />
zu erreichen, müssen die Wirbelwerkzeuge<br />
mit den eingesetzten Schneidplatten<br />
sehr präzise gefertigt sein“, erläutert Stefan<br />
Benz, der Horn als Werkzeugexperte<br />
im Außendienst vertritt. Ein großer Fokus<br />
liege auf der Plan- und Rundlaufgenauigkeit.<br />
„Gerade beim Übergang von zwei<br />
verschiedenen Gewinden oder beim erneuten<br />
Ansetzen ist diese Genauigkeit<br />
entscheidend.“<br />
Horn schleift die Schneiden mit Längentoleranzen<br />
von unter 0,002 mm. Darüber<br />
hinaus sind auch die Plattensitze<br />
des Wirbelkopfes hochpräzise gefertigt.<br />
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist das<br />
Profil der geschliffenen Schneide. Definierte<br />
Innenradien von r = 0,025 mm, mit<br />
Toleranzen von ± 0,005 mm sind beim<br />
Präzisionsschliff der Wendeschneidplatten<br />
keine Seltenheit.<br />
Für die Schneideinsätze kommt in den<br />
Horn-Wirbelwerkzeugen hauptsächlich<br />
die dreischneidige Wendeschneidplatte<br />
des Typs S302 oder die zweischneidige<br />
Platte des Typs S274 zum Einsatz. Wobei<br />
alle Wirbelwerkzeuge Sonderausführungen<br />
nach Kundenwunsch sind.<br />
Seit rund zehn Jahren verrichten die<br />
Horn-Werkzeugsysteme nun ihren zuverlässigen<br />
Dienst in den Hallen von HG Medical.<br />
Neben den Werkzeugen zum Gewindewirbeln<br />
setzt das Unternehmen<br />
auch auf Systeme zum Stechdrehen und<br />
Innenausdrehen von Horn. „Wir haben<br />
bei neuen Wirbelprojekten teils sehr knifflige<br />
Aufgabenstellungen. Hierzu besteht<br />
mittlerweile ein direkter Draht in die Konstruktion<br />
von Horn, um die Aufgabenstellung<br />
gemeinsam zu besprechen und eine<br />
Werkzeuglösung zu entwickeln“, erzählt<br />
Schmid und fährt fort: „So, wie wir selbst<br />
sind, erwarten wir von unseren Lieferanten<br />
und Partnern höchste Flexibilität und<br />
Schnelligkeit. Mit Horn haben wir einen<br />
Werkzeugpartner an der Seite, der diesen<br />
Service bietet und immer für uns erreichbar<br />
ist.“<br />
■<br />
Nico Sauermann<br />
Paul Horn, Tübingen<br />
www.phorn.de<br />
(Bild: Aliaksandr/stock.adobe.com)<br />
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