medizin&technik 01.2024
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(Bild: Kammerer Medical Systems)<br />
Uli Kammerer, Geschäftsführer bei Kammerer<br />
Medical Systems, setzt in der Produktion<br />
und bei den Produkten auf nachhaltigere<br />
Lösungen<br />
schriften zur validierten Reinigung und<br />
Sterilisation stellt Kammerer Medical Systems<br />
zur Verfügung.<br />
Dass die Siebe leichter sind, weil nicht<br />
für jedes Arbeitsende ein eigener Griff darin<br />
enthalten ist, und dennoch viele Instrumente<br />
im OP-Saal bereitstehen, sei<br />
ein Vorteil für das Krankenhaus. Weniger<br />
zu reinigen und zu sterilisieren, weniger<br />
zu lagern – auch das zählt beim Blick auf<br />
die Nachhaltigkeit. Für den Hersteller von<br />
Implantaten, der seine Produkte zusammen<br />
mit solchen Instrumenten anbietet,<br />
entscheidet wiederum der Blick auf die<br />
Kosten. „Zumeist gehören die Instrumente<br />
dem Medizinproduktehersteller – und<br />
es sind schon große Werte, die er da in<br />
vielen Instrumentensätzen für viele Krankenhäuser<br />
zur Verfügung stellt.“<br />
Die Lebensdauer der Instrumente leidet<br />
durch den geteilten Aufbau übrigens<br />
nicht. Als Standardwert nennt Kammerer<br />
für die adaptiven Instrumente aus Metall<br />
rund 500 Zyklen der Reinigung und<br />
Sterilisa tion. Dieser Wert lasse sich durch<br />
Zahlen belegen, die in einem Tübinger Labor<br />
ermittelt wurden.<br />
Genauere Daten hierzu wollen die<br />
Stockacher in Zusammenarbeit mit ihren<br />
Auftraggebern erheben, denn wie die Instrumente<br />
im Einzelnen aufgebaut sind,<br />
was als Disposable und was als Mehrweg<br />
konzipiert wird, hängt von der Anwendung<br />
ab. Für die Griffe geht Kammerer<br />
davon aus, dass diese mindestens fünf<br />
Jahre lang verwendet werden können.<br />
Arbeiten für eine nachhaltige Zukunft<br />
Aus der Weber Instrumente GmbH & Co.<br />
KG wurde Anfang 2023 die Kammerer<br />
Medical Systems GmbH & Co KG. Was<br />
der neue Name zeigen soll: Die Kompetenz<br />
des Unternehmens geht über das<br />
Herstellen der Instrumente selbst hinaus.<br />
Die Dokumentation für eine Zertifizierung<br />
gemäß EU-MDR gehört ebenso<br />
dazu wie die Möglichkeit, in den Instrumentengriff<br />
zukunftsfähige RFID-Technik<br />
zu integrieren.<br />
Das Jahr 2023 brachte dem Unternehmen<br />
einen großen Wachstumsschritt. In<br />
einem neuen Produktions- und Büro -<br />
gebäude am Standort Stockach hat Kammerer<br />
Medical Systems seine Kapazität<br />
verdreifacht.<br />
Mit Blick auf künftige Anforderungen<br />
sind die Gebäude nachhaltig ausgelegt<br />
und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.<br />
Die Abwärme der Maschinen fließt in<br />
eine Klimaanlage, die im Sommer die Büro-Räume<br />
und die Produktion kühlt und<br />
im Winter heizt, bei Bedarf unterstützt<br />
von mehreren Wärmepumpen. Das Ziel<br />
„Wobei wir in der Praxis oft auch Instrumente<br />
sehen, die mehr als die doppelte<br />
Zeit tadellos in Gebrauch waren.“<br />
Mehrweg ist aber nicht überall gefragt.<br />
Arbeits enden zum einmaligen Gebrauch<br />
beispielsweise seien vor allem in Frankreich<br />
sehr gefragt, sagt er – die Sorge vor<br />
einer Verbreitung von infektiösem Material<br />
wie Prionen, die die Creutzfeld-Jakob-<br />
Krankheit hervorrufen, sei dort besonders<br />
verbreitet.<br />
ist laut Geschäftsführer Uli Kammerer,<br />
bis 2026 CO 2 -neutral zu produzieren. Seine<br />
Erfahrungen mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
will der Geschäftsführer bei<br />
Veranstaltungen im Jahr 2024 mit Interessierten<br />
teilen.<br />
Im ersten Anlauf im Ecovadis-Ranking erhielt<br />
das Unternehmen die Auskunft,<br />
dass die Leistung in den Bereichen Corporate<br />
Social Responsibility (CSR) und Umwelt<br />
über dem Durchschnitt der Branche<br />
liege. „Die Bronze-Medaille nehmen wir<br />
als Ansporn für weitere Verbesserung“,<br />
sagt der Geschäftsführer.<br />
Weiteres Wachstum ist ebenfalls geplant.<br />
Das Unternehmen beschäftigte<br />
Ende 2023 etwas über 80 Mitarbeiter. Die<br />
Belegschaft soll 2024 auf etwa 130 Beschäftigte<br />
anwachsen. Mehrfamilienhäuser<br />
für die Mitarbeiter sind ebenso<br />
geplant wie eine Kindertagesstätte.<br />
Zwei weitere Hallen sollen entstehen, die<br />
Anträge für den Bau einer weiteren Halle<br />
sind bereits gestellt.<br />
www.kammerer-med.de<br />
Für das Zertifizieren sind Griff<br />
plus Arbeitsenden ein System<br />
Nach EU-MDR zertifiziert werden die<br />
adaptiven Instrumente gemäß den Vorgaben<br />
für wiederverwendbare Produkte der<br />
Klasse Ir. Dabei gilt der Griff mit allen zugehörigen<br />
Arbeitsenden aus Metall als ein<br />
System, das einmalig den Zertifizierungsprozess<br />
durchläuft.<br />
Getrennt betrachten muss man hingegen<br />
die Zahlen für Griffe und Arbeitsenden,<br />
wenn es um das Life-Cycle-Assessment<br />
und den CO 2 -Fußabdruck der beiden<br />
Bestandteile geht. Die Berechnungsgrundlagen,<br />
die hierzu konkrete Zahlen<br />
liefern sollen, baut Kammerer Medical<br />
Systems derzeit auf. „Ich gehe davon aus“,<br />
sagt der Geschäftsführer, „dass wir diese<br />
dann bis Ende 2024 vorliegen haben.“<br />
Bis dahin soll sich im Unternehmen am<br />
neuen Standort in Sachen Nachhaltigkeit<br />
aber auch noch mehr tun. „Wir beschäftigen<br />
uns intensiv mit dem Thema, haben<br />
unseren neuen Standort für die nächste<br />
Generation ausgerichtet – und wir merken,<br />
dass sowohl unsere Kunden, vor allem<br />
die US-amerikanischen, genauer<br />
nachfragen. Und auch die Banken haben<br />
schon angekündigt, dass der Nachweis<br />
von Nachhaltigkeit in zwei oder drei Jahren<br />
bei der Bewertung der Bonität eines<br />
Unternehmens eine Rolle spielen wird.“<br />
Doch für solche Nachfragen sieht sich<br />
Kammerer mit seinem Unternehmen<br />
schon auf einem guten Weg.<br />
■<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
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